Yvonne Catterfeld über Finalisten – „Schuss kann nach hinten losgehen“ | ABC-Z

Berlin. Wer wird Deutschland beim ESC vertreten? Als Jurymitglied beim Vorentscheid hat Yvonne Catterfeld vor allem bei einem Act gemischte Gefühle.
Hinter Yvonne Catterfeld liegen aufregende Tage: Als Jurymitglied beim ESC-Vorentscheid, durfte die 45-Jährige mitentscheiden, wer Deutschland beim Eurovision Song Contest (ESC) Mitte Mai in Basel vertritt. Am Samstag, 1. März, wird der Finalist gekürt (ab 20.15 Uhr live im Ersten). Und auch für Catterfeld geht es aufregend weiter: Am 8. März erscheint ihr neues Album „Move“. Im Interview erklärt die Sängerin, wie es zu ihrem Jury-Einsatz kam, ob sie einen möglichen Favoriten hat und warum sie nicht zu viel Kaffee trinken darf.
Ihr neues Album bietet viele energetische Tanznummern, was sich auch im Titel „Move“ widerspiegelt. Zeigt sich darin ihr aktuelles Lebensgefühl?
Yvonne Catterfeld: Ich bin nicht dauerhaft am Rumtanzen oder Lachen, aber ich hatte keine Lust, schon wieder ein nachdenkliches Album zu schreiben. Der Arbeitstitel war „Good Vibes Only“. Zuhause höre ich viel Playlisten mit Gute-Laune-Songs und so wollte ich ein entsprechend positive Musik schreiben, ohne Balladen.
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Sie sind ja seit einiger Zeit erneut in einer glücklichen Beziehung. Spiegelt sich das in dieser positiven Stimmung wider?
Catterfeld: Sagen wir es so, die letzten drei Jahre waren bei mir privat ruhig und gut, und das zeigt sich dann natürlich auch. Aber ich bin keineswegs immer antriebslustig und der Alltag kann ganz schön viel werden, wenn man Kind, Job und Familie gerecht werden muss. Manchmal beneide ich meine Eltern, die dauerhaft zufrieden und glücklich sind. Letztlich ist das Album aus dem Gefühl heraus entstanden, dass man selbst Motivation braucht, um sich auch innerlich zu bewegen und Veränderung zuzulassen. Man darf nicht sagen: „Ich packe dies und das erst in einem Jahr an.“

Die Jury: Elton, Yvonne Catterfeld, Stefan Raab und Johannes Oerding.
© DPA Images | –
Sie haben sich beruflich noch in eine andere Richtung bewegt – nämlich in die Jury für den deutschen ESC-Beitrag. Wie kam das zustande?
Catterfeld: Man hat mich angefragt, und ich war sehr überrascht und habe sofort Ja gesagt. Auch weil ich weiß, dass man für solche Gelegenheiten dankbar sein soll. Das verstehe ich jetzt besser als früher. Ich fand es auch toll, dass ich diese ganzen Live-Künstler hören kann, deshalb war ich schon in anderen Jurys. Erst im Nachhinein habe ich verstanden, welche Riesenaufmerksamkeit auf diesem Wettbewerb liegt.
Sie schienen sehr angetan von der Metal Band Feuerschwanz…
Catterfeld: Ist das so herübergekommen? Ich finde das, was sie machen, ist guter Metal, aber ich habe auch gesagt, dass ich mir nicht sicher bin, ob wir damit antreten wollen. Das kann eine Chance sein, aber der Schuss kann auch nach hinten losgehen.
Haben Sie generell eine Affinität zu Metal?
Catterfeld: Ich höre viel Rock. Jüngst habe ich wieder so eine Playlist mit den Songs meiner Jugend zusammengestellt – mit Bands wie Smashing Pumpkins oder Rage Against the Machine. Mein Sohn hört die auch, weil ich auch versuche, ihm musikgeschichtlich alles mitzugeben – außer Schlager. Ich könnte mir vorstellen, dass mein nächstes Album etwas rockiger wird, wobei ich mir nicht sicher bin, ob ich die Stimme dafür habe.
Die Sängerin bringt ihrem Sohn gerne Musik näher – mit einer Ausnahme
Für Ihr aktuelles Album werden Sie auch mit Schlagzeilen wie „Yvonne Hotterfeld“ gefeiert. Fühlt man sich da geschmeichelt?
Catterfeld: Ich habe einfach nur gelacht, als ich das gelesen habe. Ich fand es ein sehr lustiges Wortspiel.
Was steht dann nach dem ESC-Vorentscheid bei Ihnen an?
Catterfeld: Ich gehe in zwei Monaten auf Tour, und ich werde langsam nervös, weil ich mir Gedanken machen muss, welche Songs ich spielen werde. Da ist viel Vorbereitung nötig. Denn ich möchte, dass der Saal zu einer Party wird und alle wie in einer Disco wild tanzen.
Waren Sie selbst eine Discogängerin?
Catterfeld: Nein, denn ich mochte und mag es nicht erkannt zu werden. Bei privaten Veranstaltungen nutze ich jede Gelegenheit, um auf die Tanzfläche zu gehen, aber nicht in der Öffentlichkeit.
Wie organisieren Sie die Tour mit Ihrem Privatleben? Es gibt ja Ihren zehnjährigen Sohn…
Catterfeld: Ich bin viel zu Hause und lehne wegen ihm vieles ab und bin wenig auf Tour gegangen, als er klein war. Aber jetzt, wo er ja schon viel selbständiger ist, ist die Betreuung in meinem vertrauten Kreis toll organisiert und abgesprochen.
Und die Energie, die Sie in Bewegung bzw. am „Moven“ hält, geht Ihnen nicht aus?
Catterfeld: Ich bin von meinem ganzen Wesen unruhig und eigentlich ständig in Bewegung. Darauf bezieht sich auch der Song „Chaos In My Head“. Inzwischen bin ich zwar strukturierter, aber es gibt bei mir viele Gedanken an Dinge, die ich angehen muss.
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Was hilft Ihnen, sich zu strukturieren?
Catterfeld: Zum einen mache ich mir Listen und Ablaufpläne, und zum anderen treibe ich viel Sport – Pilates und Trampolin. Es gab eine längere Zeit, in der ich sportfaul war, aber jetzt merke ich, wie gut mir das tut. Und ganz wichtig: nicht zu viel Kaffee. Maximal zwei Tassen am Tag.
Das Deutschland-Finale findet am Samstag, den 1. März 2025 statt und wird ab 20.15 Uhr live im Ersten, auf eurovision.de, in der ARD Mediathek und ONE übertragen. Dann entscheiden die Zuschauer, wer Deutschland beim ESC in Basel vertritt. Deutschland ist beim ESC in Basel im zweiten Halbfinale abstimmberechtigt.