Yann Sommer stoppt mit Inter Mailand Lamine Yamal und den FC Barcelona | ABC-Z

Denn das 4:3 nach Verlängerung im Rückspiel bewies, was zu beweisen war: Ein Lamine Yamal – und damit auch der FC Barcelona – sind bisweilen einfach nicht zu stoppen. Drei Tore hier, drei Tore da – da können selbst Italiener mit ihrem Latein am Ende sein. Und es hilft in letzter Instanz nur noch einer, der die Handarbeit des Fußballs beherrscht. Der Schweizer Yann Sommer machte womöglich das beste Torwartspiel seines Lebens, parierte ein ums andere Mal sensationell, auch gegen Yamal, spielte mit dem Fuß stark mit und wurde als „Spieler des Spiels“ ausgezeichnet.
Yamal ließ immer wieder Inter-Spieler bei Dribblings bemitleidenswert stehen, ein Tor gelang ihm, anders als im ersten, im zweiten Duell am Dienstagabend im Mailänder Giuseppe-Meazza-Stadion indes nicht. Auch weil Sommer einen Torschuss trotz seiner für einen Torwart eher geringen, oft bemängelten Körperlänge von 1,83 Metern mit einer Weltklasse-Parade in der Verlängerung (114. Minute) um den Pfosten lenkte. Nicht minder beeindruckend war, wie er im Duell mit Eric García, der frei vor dem Tor nur einschieben musste, noch in die Flugbahn des Balles sprang (57.).
So sorgte dieses epische Halbfinale, in dem insgesamt 13 Tore fielen, für große Gefühle. „Direkt nach dem Schlusspfiff sind mir Tränen gekommen“, sagte Sommer bei Prime Video. „Ich freue mich riesig auf München!“ Am 31. Mai spielt Inter dort im Finale um den Pokal des wichtigsten Wettbewerbs im europäischen Vereinsfußball, entweder gegen Paris St.-Germain oder den FC Arsenal. Die Franzosen sind nach dem 1:0-Sieg in London an diesem Mittwoch (21.00 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Champions League und bei DAZN) Favorit auf das Weiterkommen.
München! Dass Sommer bei Aussprache dieses Namens, nachdem die Tränen aus den Augen gewischt waren, so strahlt, war kaum abzusehen. Nach fast zehn Jahren in Mönchengladbach war er zu Jahresbeginn 2023 nach München gewechselt, um den verletzten Manuel Neuer zu ersetzen. Das machte er nicht fehlerfrei. Die große Anerkennung blieb Sommer daher versagt. Als Neuer wieder fit war, wechselte Sommer nach nur einem halben Jahr nach Mailand. Mit Inter, das vor Sommers Wechsel das Champions-League-Endspiel gegen Manchester City verlor, steht er nun, nachdem die Mailänder im Viertelfinale die Bayern ausschalteten, im Finale – im Münchner Stadion.
Vorher geht es für den Football Club Internazionale Milano aber noch um einen anderen Titel. In der italienischen Meisterschaft lief es zuletzt nicht rund. Die SSC Neapel geht mit drei Punkten Vorsprung in die letzten drei Spieltage der Saison. Sind beide Mannschaften danach gleichauf, gibt es ein Entscheidungsspiel. Wann das im dichten Kalender – nach dem Champions-League-Finale warten Länderspiele und die Klub-Weltmeisterschaft, an der Inter teilnimmt – gespielt werden soll, ist unklar.
Aber all das war einstweilen kein Thema, es galt ein „unglaubliches Spiel“ (Sommer) zu verarbeiten. Lautaro Martínez (21.) und Hakan Çalhanoğlu (45.+1) per Elfmeter hatten Mailand in Führung gebracht, Barça glich durch Eric García (54.) und Dani Olmo (60.) aus. Als Raphinha Sommer zum 2:3 überwand (87.), schien es vorbei zu sein für Inter. Doch Abwehrraubein Francesco Acerbi entdeckte den Mittelstürmer in sich und glich abermals aus (90.+3). „Wir waren schon fast draußen“, sagte Sommer. „Aber wir wussten alle: Das sind die letzten drei Minuten, um in dieses Finale einzuziehen, und dann haben wir nochmal alles probiert. Da ist einfach ein Riesenglaube in diesem Team.“
Der führte tatsächlich dazu, dass der eingewechselte Davide Frattesi in der Verlängerung das 4:3 erzielte – und Sommer zu Tränen rührte. „Diese Mannschaft ist etwas ganz Spezielles“, sagte er, nachdem Inter in Hin- und Rückspiel eine 2:0-Führung verspielte, aber dennoch weder sich noch die Spiele verlor. Der Heimvorteil im legendären Stadion im Stadtteil San Siro half zudem. „Die Fans, das gibt uns extrem viel, diese Power, die sich in diesem Stadion entwickelt, das ist unglaublich.“ Fast so unglaublich wie dieser Torwart, der nicht nur Lamine Yamal stoppte.