Was Kirchenvertreter im Landkreis Ebersberg vom neuen Papst erwarten – Ebersberg | ABC-Z

Papst Franziskus galt für viele als Hoffnungsträger. Er hat die Tür der Veränderung bereits ein kleines bisschen aufgestoßen. Doch wie geht es jetzt weiter? Kirchenvertreter aus dem Landkreis Ebersberg haben zwar keinen konkreten Wunschkandidaten für die Papst-Nachfolge – aber alle Befragten verbinden mit dem neuen Papst die Hoffnung, dass er den von Franziskus eingeschlagenen Weg weitergeht.
Einen Tag nach dem Tod von Franziskus ist es Dekanatsreferentin Anja Sedlmeier allerdings zunächst ein Anliegen, den Papst und seine Taten nochmals zu würdigen. Er sei immer für alle Menschen dagewesen, vor allem für Ärmere und Bedürftige. Er habe ökologische Schwerpunkte gesetzt und die Klimakrise zu einem großen Problem unserer Zeit erklärt, welches es in den Griff zu bekommen gelte. „Der soziale Aspekt war sein größtes Anliegen“, sagt Sedlmeier. Aus dieser Würdigung seiner Taten folgen für sie auch ihre Erwartungen an den nächsten Papst: dass die großen gesellschaftlichen Fragen wie zum Beispiel Klimaschutz, Frieden und Gleichberechtigung angegangen werden.
Außerdem wünscht sie sich und betont, dass dies auch ihr persönlich sehr wichtig sei, dass ebenso kircheninterne Themen aufgegriffen werden. „Dass Berufungen von Frauen ernst genommen werden und kirchliche Ämter für alle zugänglich gemacht werden, so wie es auch biblisch fundiert ist.“ Papst Franziskus habe zwar begonnen, Frauen in den Vatikan einzugliedern, aber wichtige Weiheämter wie Diakon und Priester bleiben ihnen weiterhin verwehrt. Man merkt, dass Anja Sedlmeier dieses Thema am Herzen liegt, dennoch betont sie, dass es ebenso wichtig sei, dass man sich nicht im eigenen Kreis drehe und kirchenintern stecken bleibe, sondern die zentralen Probleme unserer Zeit angehe.

:„Männer haben sich diese Macht genommen“
Anja Sedlmeier ist Dekanatsreferentin. Eigentlich wäre sie gerne Priesterin, doch dieser Wunsch wird sich wohl nie erfüllen. Ein Gespräch über geschichtlich gewachsene Autoritäten und spirituelle Gewalt.
Sie erwähnt auch, dass Papst Franziskus bereits begonnen hat, sich mit der sogenannten „Ortskirche“ auseinanderzusetzen. Das bedeutet, dass vor Ort in den Pfarrgemeinden Entscheidungen bewusster und von anderen Pfarrgemeinden getrennt getroffen werden. Es wird bewusster auf die Vielfalt und auf die verschiedenen Bedürfnisse verschiedener Orte individuell eingegangen. So habe jeder Ort mit anderen Herausforderungen zu kämpfen, in Lateinamerika gebe es zum Beispiel andere Probleme als hier in Deutschland. Anja Sedlmeiers Wunsch ist es, dass der neue Papst also einerseits die Weltkirche zusammenhält und gleichzeitig die Kirchen vor Ort getrennt voneinander stärkt und unterstützt.
Sie habe noch keinen persönlichen Favoriten für die kommende Papstwahl, allerdings die Befürchtung, dass der neue Papst rückschrittlicher werden könne, da es Papst Franziskus bisher nur ein wenig gelungen ist, die Tür einen Spalt breit zu öffnen. „Aber meine Hoffnung auf eine gelingende Zukunft für die Kirche steht im Vordergrund und nicht die Befürchtung, dass es schwieriger wird.“ Sie hofft, dass der nächste Papst das Lebenswerk von Papst Franziskus weiterführen wird.

Norbert Joschko, Pfarrer des Pfarrverbandes Gelting-Finsing, äußert sich ähnlich. Er möchte, dass die Linie von Papst Franziskus fortgeführt wird. „Seine Lebensart, seine Lebensweise, sein Umgang mit allen Menschen, egal ob in der Kirche oder außerhalb, war sehr besonders. Ich wünsche mir, dass dieser Weg der Erneuerung weitergeführt wird.“ Wie es jetzt weitergeht und wen er sich als zukünftigen Papst vorstellen kann, kann er noch nicht sagen, da es sehr viele Kandidaten seien und er selber kaum den Überblick habe. Zuerst möchte er das Begräbnis am Samstag abwarten und Papst Franziskus die letzte Ehre erweisen, bevor er sich Gedanken über seinen Nachfolger mache.

Auch Kurt Riemhofer, Pfarrer der Gemeinde Egmating, kann den beiden anderen Befragten nur zustimmen. Er spricht sich für eine Öffnung der Kirche aus und hofft, dass an dem weitergearbeitet wird, was Papst Franziskus begonnen hat. Er habe Angst, dass dieser Beginn der Fortschrittlichkeit wieder zunichtegemacht werde, wie es derzeit in der amerikanischen Politik erschreckenderweise zu beobachten sei. Auch er habe noch keinen Favoriten bei der bevorstehenden Papstwahl, da er die Kardinäle persönlich noch zu wenig kenne und sie deshalb wenig einschätzen könne. Ebenso würden sich die Kardinäle untereinander bisher kaum kennen, deswegen denkt er, die Wahl wird wohl ein langer Prozess werden. Aber er ist dennoch sehr zuversichtlich. „Papst Franziskus hat die meisten Kardinäle ja selbst ernannt, ich denke, er hat sich schon darum bemüht, dass seine Linie nun weitergetragen wird.“