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X enthüllt Herkunft von Maga-Influencern: viele Konten aus Russland, Indien und Nigeria – Kultur | ABC-Z

Es war als Transparenzoffensive gedacht und ging so richtig nach hinten los. Seit dem vergangenen Wochenende kann man auf Elon Musks Social-Media-Plattform X erkennen, wo ein Konto eingerichtet wurde, egal, was in der Ortsangabe steht. Dazu klickt man auf das Datum der Kontoeinrichtung. Der zuständige Produktmanager bei X, Nikita Bier, verkündete: „Dies ist ein wichtiger erster Schritt zur Sicherung der Integrität des globalen Dorfplatzes.“ Das hat funktioniert, denn so kam nun heraus, dass so manche Patrioten und Influencer der Maga-Front gar nicht in den USA ansässig sind. Ärgerlich für Elon Musk, der trotz seiner getrübten Kumpelei mit Präsident Trump immer noch zu den größten Unterstützern der Rechten in den USA, Großbritannien und Deutschland gehört.

Ein Beispiel ist ein Konto mit dem Namen @MagaNationX, das sich im Untertitel zu Donald Trump und seiner „America First“-Doktrin bekennt sowie beansprucht, fürs amerikanische Volk zu sprechen. Mehr als 390 000 X-Mitglieder haben das abonniert. Seit April 2024 ist dieses Konto in Osteuropa ansässig, wurde über den osteuropäischen App-Store eingerichtet und wechselte seither fünfmal den Namen. Ein Konto mit dem Kürzel @MagaNationX1 stammt dagegen aus Nigeria. Wenn man ein wenig herumklickt, stößt man auf Maga-Konten aus Bangladesch, Indien, Thailand oder Russland.

Die gegenseitige Schadenfreude der politischen Lager ist groß

Die Trump-Fraktion ist nicht die einzige politische Richtung, die offenbar nicht in der Heimat zu Hause ist, die sie im Netz propagiert. Es gibt prorussische Konten aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, linke Anti-Maga-Konten aus Russland. Das Konto eines Journalisten aus Gaza wird in Polen lokalisiert. Konten angeblich amerikanischer Antizionisten sind laut der Jerusalem Post wohl aus der Türkei, Pakistan oder Saudi-Arabien. Die Liste der potenziellen Fakes ist lang.

Wer da jeweils dahintersteckt, ist bisher nicht zu sagen. Die Funde sind allesamt anekdotisch. Drei Möglichkeiten gibt es. Es könnte sein, dass sich die User beim Einrichten des Kontos über eine VPN-App angemeldet haben. Das tun viele in autokratischen Ländern, die im Netz nicht aufgespürt werden wollen. Oder es handelt sich um Botfarmen, die vor allem in Asien betrieben werden. Das sind Agenturen, die Postings auf Social-Media-Konten automatisieren, meist um Klickzahlen für Werbung hochzutreiben. Oder es sind Drittstaaten, die Einfluss auf das politische Klima in den USA und anderen Ländern nehmen wollen. Russland und China sind da führend.

Die gegenseitige Schadenfreude der politischen Lager ist jedenfalls groß. Auf X regt sich viel Empörung. Seit Elon Musk den als Twitter gestarteten Kurznachrichtendienst übernommen hat, ist die Nutzerschaft dort stark nach rechts gedriftet. Die Nutzerzahlen halten sich trotzdem stabil bei um die 500 Millionen. Damit ist X zwar nicht mehr in den Top Ten der Social Media, die mit jeweils drei Milliarden Abonnenten von Facebook, Instagram und Whatsapp aus dem Hause Meta angeführt werden. Aber für einen Platz 15 reicht es noch.

Nikita Bier spielte die Aufregung um die Patriotenkonten aus Übersee erst einmal herunter. Das eigentliche Problem ist allerdings, dass Social Media zwar führende Informationsquellen sind, aber gerade durch Botfarmen und KI-getriebene Inhalte immer unbrauchbarer werden. Knapp die Hälfte der Klicks im Netz gehen ohnehin schon auf Bots zurück. Die vertreiben Falschnachrichten, Propaganda oder greifen Daten für Datensätze ab, die KI trainieren. Was wiederum dazu führt, dass Fake News verstärkt in den Ergebnissen von Chatbots auftauchen.

Laut Bier wird nun daran gearbeitet, das Problem noch in dieser Woche zu beheben. Einige Konten sind schon verschwunden oder haben sich umbenannt. Was bleibt, ist die Frage, was eine Welt der Social Media im kommenden Zwischenwahljahr in den USA bedeutet. Dann nämlich wird sich entscheiden, ob der Niedergang des Internets als Informationsquelle besiegelt wird.

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