Wirtschaft

WWDC: Wie Apple mit KI unser Leben organisieren will – Wirtschaft | ABC-Z

Die Frage schwebte schon länger über Apple, dem König Midas der Tech-Welt. Wann endlich werde sich der Konzern positionieren in dem Kampf der Giganten um die Vorherrschaft bei künstlicher Intelligenz. Nun, zum Auftakt von Apples Entwicklerkonferenz WWDC, hat der Konzern seine Antwort gegeben, auf eine sehr typische Art und Weise.

Künstliche Intelligenz auf Apple-Art“ – dieser Satz von Apple-Chef Tim Cook bringt es auf den Punkt. Wie schon so oft hat Apple nicht wirklich etwas völlig neu erfunden. Aber die Designer und Ingenieure haben Geräte und Software, die es schon gab, für die Masse nutzbar gemacht. Nun also für Künstliche Intelligenz. Oder, wie es Apples Software-Chef Craig Federighi Apples Strategie zusammenfasste: „KI für alle.“

Die KI-Funktionen wie etwa automatisch erzeugte Antworten auf E-Mails sind direkt in die jeweiligen Apps integriert und lassen sich sehr einfach auslösen. Die KI, die natürlich nicht plump KI heißt, sondern Wertigkeit atmend Apple Intelligence, liegt sozusagen wie eine Schicht über den Apps und kann – so wird es zumindest versprochen – auch Zusammenhänge erkennen. In der Präsentation ging es etwa um den Auftritt der Tochter, der sich mit einem Termin im Kalender überschnitt, dazu checkte die KI auch gleich noch die Verkehrslage.

Weil das alles sehr private Daten sind, die man nicht irgendwelchen Anbietern auf irgendwelchen Clouds überlassen will, hat Apple zwei Maßnahmen getroffen. Das System versucht, so viele Aufgaben wie möglich auf den Geräten selbst zu berechnen. Erst wenn deren Rechenkapazität dafür nicht ausreicht, muss die Cloud ran.

Der Chef des neuen Partners OpenAI bekommt keinen Auftritt

Dafür hat Apple eine besondere Cloud entwickelt, deren Server mit speziellen Apple-Chips laufen und wo keine der Inhalte gespeichert werden sollen. Die KI-Berechnungen funktionieren nur auf neueren Apple-Geräten, die die dafür nötigen Chips haben. Beim iPhone sind das nur die Spitzenmodelle der jüngsten 15er-Serie, iPads und Macs müssen einen Chip der M-Reihe besitzen. Wer also dabei sein will bei der KI-Revolution, muss womöglich aufrüsten.

Apples Software-Chef Craig Federighi. (Foto: NIC COURY/AFP)

Die neuen KI-Fähigkeiten hat Apple nicht alle selbst entwickelt. Gegen Ende der Präsentation nennt Software-Chef Federighi den neuen Partner OpenAI. Dessen Chef Sam Altman bekommt allerdings keinen Auftritt bei dem wie der immer streng durchgestylten Videokomposition. Chat-GPT mit seinem jüngsten Sprachmodell 4o ist die Grundlage zum Beispiel für die Schreibfähigkeiten.

Man kann Chat-GPT von Apple-Geräten aus auch kostenlos direkt nutzen, für die kostenpflichtigen Dienste allerdings muss auch hier zahlen. Apple kündigte an, künftig noch weitere Modelle zu integrieren, nähere Informationen gab es allerdings nicht. Bis die neuen Fähigkeiten von Siri und die KI-Möglichkeiten weltweit genutzt werden können, wird allerdings noch einige Zeit vergehen. Im Herbst soll eine Vorabversion für die USA erscheinen, anderssprachige Länder müssen sich bis 2025 gedulden – eine genauere Angabe machte Apple nicht.

Apple stand in Sachen KI unter Zugzwang. In der öffentlichen Wahrnehmung war der Konzern mit Sitz in Cupertino, Kalifornien, in den vergangenen Jahren weit ins Hintertreffen geraten, was generative Sprachmodelle wie Chat-GPT anbelangt. Mehr oder weniger unbemerkt von der breiten Öffentlichkeit hatte Apple zwar bereits einiges getan, um aufzuschließen zur Konkurrenz von Google, Microsoft oder auch Amazon.

Der große Wurf allerdings, ein Game-Changer, wie man ihn einem Konzern mit dem Anspruch von Apple zutrauen darf, ließ bisher auf sich warten. So wirkt etwa die Assistenzfunktion Siri mittlerweile auf viele Nutzer unflexibel und überholt. Erzkonkurrent Samsung wirbt dagegen bereits offensiv mit den KI-Funktionen Smartphones – auch wenn deren Nutzen sich im Alltag noch in Grenzen hält.

Nichtsdestotrotz hat Elon Musk umgehend mit einem Verbot von Apple-Geräten in seinen Unternehmen gedroht, sollte der iPhone-Hersteller KI-Systeme von OpenAI auf der Betriebssystemebene integrieren. Schließlich treibt der Tesla- und SpaceX-Chef treibt sein eigenes KI-System xAI voran.

Bei Apples Entwicklerkonferenz liegt der Schwerpunkt traditionell auf Software, gelegentlich wurde dabei auch schon neue Hardware angekündigt, zuletzt etwa Apples Computerbrille Vision Pro. Diesmal gab es nicht das berühmte „One more thing“, nur die Ankündigung, dass die Vision Pro bald auch außerhalb von Nordamerika zu haben sein soll, in Deutschland ist es am 12. Juli so weit.

Generell zeigte sich bei der Präsentation der kommenden Versionen von Apples Betriebssystemen für iPhone, iPad, Apple Watch und Mac-Computer, dass die Strategie weiter darauf setzt, alle diese Geräte zu einem immer dichteren Netz zu verweben. So lässt sich beispielsweise ein iPhone, das in einem anderen Zimmer des Hauses liegt, komplett von einem Mac aus steuern. Oder der Bildschirm eine Macs lässt sich drahtlos auf die Brille Vision Pro bringen, bis hin zu einem riesigen gebogenen virtuellen Bildschirm.

Back to top button