Würzburger Kickers in den Aufstiegsspielen zur 3. Liga gegen Hannover 96 – Sport | ABC-Z
In den Reihen der Würzburger Kickers gibt es für die Aufstiegsspiele zur dritten Fußball-Liga gegen Hannover 96 II durchaus den einen oder anderen mit K.-o.-Spiel-Erfahrung. Kapitän Peter Kurzweg etwa, der schon vor acht Jahren dabei war, als sich die Unterfranken gegen den MSV Duisburg durchsetzten und in die zweite Bundesliga aufstiegen. Oder auch Sportdirektor Sebastian Neumann, der als Innenverteidiger des VfL Osnabrück zu null im Hinspiel gegen Dynamo Dresden spielte – auch wenn es am Ende nicht ganz reichte, um den Zweitligisten aus Sachsen runterzuschicken.
Damals, vor elf Jahren, dürfte die VfL-Mannschaft zusätzlichen Druck verspürt haben, es handelte sich nämlich in zweifacher Hinsicht um ein Hopp-oder-top-Spiel. Osnabrück drückten damals neun Millionen Euro Schulden. Der Aufstieg in die deutlich lukrativere zweite Spielklasse war also nicht nur eine Frage der Ehre, sondern auch eine finanziell bedeutende.
Auf Basis dieser Erfahrung weiß Neumann auch, worauf es in diesen Tagen ankommt: „Zusammenhalt und Gemeinschaft zu schaffen, ist das Wichtigste“, sagt der 33-Jährige. Nichts soll diesen Zusammenhalt beim Regionalliga-Meister trüben, schon gar nicht irgendwelche Spekulationen über eine Zukunft, von der es sozusagen Futur I und Futur II gibt: Entweder bleiben (fast) alle zusammen, oder viele Wege trennen sich.
Dass es sich womöglich auf absehbare Zeit um die letzte Chance handelt, wieder in den Profifußball aufzusteigen, wird nicht thematisiert. Nicht mal eine Pressekonferenz hat es gegeben vor dem ersten Spiel gegen den Meister der Regionalliga-Nord-Staffel. Wenn an diesem Mittwochabend am Dallenberg (19 Uhr) der Anpfiff des Hinspiels ertönt, dann soll ungetrübte Begeisterung herrschen. Im Umfeld der Kickers war immer wieder zu hören, der Verein gehe „all-in“, ausgerechnet diesmal – in der kommenden Spielzeit steigt der Meister der Regionalliga Bayern wieder direkt auf, ohne den Umweg zweier beschwerlicher Zusatzspiele.
Der 19-Tore-Mann der Kickers Saliou Sané wurde in Hannover ausgebildet
Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass die Kickers dabei auf eine Ausbildungsmannschaft treffen. Wegen des „drohenden finanziellen Kollaps“ (Kickers-Pressemitteilung aus dem vergangenen Jahr) wurde nämlich beim eigenen Nachwuchs eingespart, das DFB-zertifizierte Leistungszentrum wurde geschlossen. Gleichzeitig steht für die Kickers in Saliou Sané ein überaus erfolgreicher Torjäger auf dem Platz (19 Treffer), der bei Hannover II ausgebildet wurde.
Am vergangenen Samstag erlebten die Kickers, zumindest auf dem Papier, eine missglückte Generalprobe. Sie verloren das Toto-Pokalfinale gegen den Drittligisten FC Ingolstadt 1:2. Doch Neumann kann dieser Partie viel Gutes abgewinnen. „Es war ein attraktiver Gegner, und wir waren 60 Minuten lang die bessere Mannschaft. Das gibt den Jungs auch Selbstvertrauen“, glaubt er. Es sei auch fair, von diesem Pokalfinale als einem besseren Vorbereitungsspiel zu sprechen.
Arg gefordert worden waren die Kickers während der Saison ja nicht. Zweimal nur hatten sie verloren, sie beendeten die Runde mit 13 Punkten Vorsprung auf den Zweiten Vilzing – und mit 28 Punkten Vorsprung auf den FC Bayern II, den höchstplatzierten Verfolger, der ernsthaftes Interesse an einem Aufstieg angemeldet hatte. Deshalb sind die Aufstiegsspiele „die beiden Spiele, um die sich das ganze Jahr alles gedreht hat“, sagt Neumann.
In Niedersachsen baut sich vor dem ersten Spiel vergleichsweise wenig Druck auf. „Sollte uns der Aufstieg gelingen, wäre es definitiv etwas ganz Besonderes“, sagt zwar 96-Trainer Daniel Stendel. Vor allem aber sei man „glücklich darüber, dass es uns der Verein ermöglicht, diese Chance wahrzunehmen. Das ist keine Selbstverständlichkeit“. Denn es wäre das erste Mal seit Bestehen der eingleisigen dritten Liga, dass die Reserve eines Zweitligisten direkt eine Liga darunter spielt. Die 96-Mannschaft kann den Kader mit einigen Profis auffüllen, der beim FC Bayern ausgebildete Torwart Leo Weinkauf dürfte auf der Bank sitzen. Im Urlaub befindet sich hingegen schon der torgefährliche Lars Gindorf, der seit März der Zweitliga-Mannschaft angehörte und nun auch nicht zurückkehrt. Es mag für die Kickers ein Vorteil sein, dass in Hannover für den einen oder anderen Schlüsselspieler die Zukunft schon begonnen hat.