Würzburg: Erster Grünen-Oberbürgermeister Bayerns gewählt – Martin Heilig gewinnt Stichwahl – Bayern | ABC-Z

In Würzburg regiert künftig der erste Grünen-Oberbürgermeister in Bayern. In der Stichwahl wurde am Sonntag der Grüne Martin Heilig mit rund 65 Prozent zum Rathauschef der Hauptstadt Unterfrankens gewählt. Seine Mitbewerberin Judith Roth-Jörg von der CSU kam auf lediglich rund 35 Prozent. Bereits den ersten Würzburger Wahlgang vor zwei Wochen hatte Heilig klar gewonnen. Bei diesem ersten Wahlgang waren vier Bewerberinnen und Bewerber angetreten, der Erstplatzierte Heilig lag dabei mehr als 15 Prozentpunkte vor der Zweitplatzierten Roth-Jörg.
Heilig, 49, ist bislang Zweiter Bürgermeister von Würzburg und leitet das Umweltreferat. Seit 2020 ist er hauptamtlicher Bürgermeister der Universitätsstadt und gilt seither als erster „Klimabürgermeister“ Bayerns. Diesen Titel verwendete er zuletzt aber deutlich seltener als noch vor fünf Jahren, wohl um eine Reduktion auf ein bestimmtes politisches Thema zu vermeiden. Der fünffache Vater ist studierter Handelslehrer und arbeitete vor seiner Zeit als hauptamtlicher Bürgermeister als Oberstudienrat an einer Schule im Landkreis Main-Spessart. Nach dem Wahltriumph sagte Heilig am Sonntagabend: „Ein irres Gefühl, ich bin unglaublich dankbar.“
Die Grünen stellen die stärkste Fraktion im Würzburger Stadtrat. Im OB-Wahlkampf aber hatte sich Heilig vor allem als überparteilicher Kandidat präsentiert. Auf seinen Wahlplakaten fehlte zum Teil sogar die Farbe Grün. Heilig selbst bezeichnet sich als „Ober-Realo“. Unterstützt wurde er von einer Wahlinitiative, zuletzt hatten sich auch zahlreiche Prominente aus Unterfranken, die bislang nicht als Grünen-Parteigänger in Erscheinung getreten sind, öffentlich für ihn starkgemacht.
Die Sozialdemokraten waren im ersten Wahlgang vor 14 Tagen mit einer eigenen Kandidatin ins Rennen gegangen, die allerdings lediglich den vierten Platz erreicht hatte. Vor dem zweiten Wahlgang hatte die SPD empfohlen, Heilig zu wählen.
Eine so deutliche Niederlage für die CSU? Das hatten wenige vorausgesagt
Keine Empfehlung hatte Claudia Stamm abgegeben. Die Tochter der 2022 verstorbenen ehemaligen Landtagspräsidentin Barbara Stamm (CSU) war als Parteifreie angetreten, hatte den zweiten Platz hinter Heilig aber um knapp 700 Stimmen verpasst.
Die nun unterlegene Judith Roth-Jörg, 49, ist dritte Bürgermeisterin und Schulreferentin der Hochschulstadt, in der mehr als 131 000 Menschen leben. Für Roth-Jörg hatten sich im Wahlkampf zahlreiche CSU-Granden eingesetzt, darunter Parteichef Markus Söder. Das Ziel, den ersten Grünen-Oberbürgermeister in Bayern zu verhindern, erreichten sie freilich nicht. Im Gegenteil. Zwar galt Heilig im zweiten Wahlgang als favorisiert. Eine so deutliche Niederlage für die CSU aber hatten wenige vorausgesagt.
Die Rathäuser der zehn größten Städte im Freistaat Bayern werden derzeit ausschließlich von Mitgliedern der Union und der Sozialdemokraten regiert – und das zu gleichen Teilen: München, Regensburg, Fürth, Erlangen und Bamberg von der SPD; Nürnberg, Augsburg, Ingolstadt, Bayreuth und bisher auch Würzburg von der Union. Letzteres ändert sich jetzt.
Den Grünen war es in Bayern bislang lediglich gelungen, die Rathäuser kleinerer Kommunen und zwei Landratsämter zu erobern. Ausgerechnet in den Groß- und Universitätsstädten, in denen Politikwissenschaftler ein hohes Potenzial für die Partei erkennen, waren die Grünen aber bisher daran gescheitert, eine Oberbürgermeisterin oder einen Oberbürgermeister zu stellen. Mit dem Sieg Martin Heiligs in Würzburg gehört das nun der Vergangenheit an.