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Wolfratshausen: Tiertafel unterstützt Bedürftige bei der Fürsorge für Haustiere – Bad Tölz-Wolfratshausen | ABC-Z

Wenn es winterkalt wird, muss Felix einen schönen warmen Mantel tragen, sonst schlottert er jämmerlich. Eigentlich braucht der kleine Hund nur ein Mäntelchen, doch auch das hat seinen Preis. Wasserfeste Modelle mit Fleece und Brustgurt kosten um die 30 Euro. So viel wäre der kleine Chihuahua mit den großen Kulleraugen seiner Besitzerin Emma Schmidt (Name geändert) allemal wert. Aber ihr Einkommen reicht oft nicht einmal aus, um Felix zu füttern. Daher steht sie an diesem ersten Samstag im Dezember bei der Tiertafel in Wolfratshausen an. In einer großen Traube von Tierfreundinnen und -freunden, die allesamt froh sind, dass es diese ehrenamtliche Anlaufstelle gibt. SZ Gute Werke möchte mit einer finanziellen Unterstützung dazu beitragen, dass dies auch so bleibt.

Emma Schmidt lebt von einer Erwerbsminderungsrente. Ihren Beruf als Kinderpflegerin kann die 58-Jährige wegen einer schweren Krankheit nicht mehr ausüben. Und da dies ohnehin eine weit unterdurchschnittlich bezahlte Beschäftigung ist, ist auch die Rente gering – unter tausend Euro. Deshalb erhält Emma Schmidt zusätzlich Grundsicherung. Sie lebt in einer Einzimmerwohnung und gönnt sich nicht viel – außer dem Hund, der ihr ein lebenswichtiger Begleiter ist.

Goya hat Interesse am kleinen Tiger. Auch Spielsachen hat die Tiertafel für Tiere im Angebot. (Foto: Manfred Neubauer)

„Ich habe immer Hunde gehabt“, sagt Schmidt. „Ohne Hund würde ich depressiv versauern.“ Denn sie ist alleinstehend. Der kleine Felix ist ihr nicht nur Ansporn, mehrmals am Tag rauszugehen. Er ist auch ein glänzender Kontaktvermittler. Hundebesitzer kennen das: Beim Spaziergang wird man nicht selten auf den Hund angesprochen. Mal heißt es: Mei, ist der niedlich. Mal fragt jemand: Darf ich den streicheln? Und so kommt man immer wieder in eine Plauderei; manchmal entwickeln sich sogar gute Freundschaften. Emma Schmidt hat auf diese Weise eine Frau kennengelernt, die den Chihuahua ab und zu sittet, wenn sie selbst zum Arzt oder für eine Besorgung länger weggehen muss.

Ob Wintermantel, Futter für Hunde, Katzen oder Nager, Leckerchen, Spielzeug, Körbchen oder Kratzbaum: Bei der mobilen Tiertafel finden Menschen, die finanziell nicht gut gestellt sind, fast alles, was ihre Tiere brauchen. Anette Klante – selbst Katzenbesitzerin – hat dieses Hilfsangebot vor zweieinhalb Jahren geschaffen; vier Frauen und ein Mann unterstützen sie. Die Kommunikation läuft im Wesentlichen über Facebook, und auf diesem Weg ist das ehrenamtliche Projekt rund um Wolfratshausen schon ziemlich bekannt geworden. Die Nachfrage ist jedenfalls im vergangenen Jahr angestiegen.

Einmal im Monat fährt Anette Klante mit ihrem Privatauto, das als Tiertafel-Transporter dient, auf den Parkplatz der Raiffeisenbank Isar-Loisachtal am Floßkanal in Wolfratshausen. Auf, unter und neben einem Klapptisch werden die kleinen und großen Schätze ausgebreitet. Tüten und Kisten mit Nass- und Trockenfutter für Hund und Katz, dazu Leckerchen, reichlich Spielzeug, hie und da ein Halsband mit Leine, stapeln sich. Diesmal ist besonders viel zusammengekommen, denn das Tierheim Starnberg hat eine Spendenlieferung gebracht.

Ansonsten bekommt die Tiertafel Futterspenden teils von Herstellern, teils von privat. Auch an diesem Samstag sind einige Frauen gekommen, die aus dem eigenen Futterbestand etwas an die Tafel abgeben. Manche tun dies, wenn ihr Tier plötzlich eine Nahrungsunverträglichkeit hat und das Futter gewechselt werden muss; sie räumen dann ihre Bestände. Andere sind einfach freigebig.

Die Tiertafel erhält von verschiedenen Seiten Futterspenden.
Die Tiertafel erhält von verschiedenen Seiten Futterspenden. (Foto: Manfred Neubauer)

Auch Geldspenden sind grundsätzlich nötig, erklärt Klante. Denn die Tiertafel springt nach Möglichkeit ein, wenn Bedürftige die nötige Impfung ihres Hundes oder ihrer Katze nicht zahlen können, oder wenn dringend eine Kastration erforderlich ist. Was würden die Menschen, die sich all das nicht leisten können, denn ohne die Tafel tun? „Gar nicht zum Tierarzt gehen“, sagt Klante, so bitter das auch sei. Denn nach der tierärztlichen Gebührenordnung (GOT) kostet etwa die Kastration einer Katze regulär zwischen 90 und 270 Euro. Allerdings hat Klante auch Kontakt zu der einen oder anderen Tierarztpraxis, die eine Behandlung im Notfall etwas günstiger macht. SZ Gute Werke kann dabei helfen, dass kein tierischer Liebling von Menschen, die in Armut leben, leiden muss. Mit dem Lagerplatz hatte Klante ebenfalls Glück. Petra Homer und Markus Lamprecht stellen der Tiertafel in ihrer Kfz-Werkstatt „Die Schrauberei“ in Attenhausen dafür Platz zur Verfügung.

Emma Schmidt ist von all diesem ehrenamtlichen Engagement begeistert. „Es ist so eine schöne Atmosphäre hier“, sagt sie. „Ich finde es einfach toll.“ Während sie spricht, macht sich Chihuahua Felix gerade mit der Mischlingshündin einer anderen Tafelkundin bekannt. Das komme ja noch dazu, sagt Schmidt: „Er hat hier auch Kontakt mit anderen Hunden.“ Und Sozialkontakte sind für Tiere genauso lebenswichtig wie für Menschen. An diesem Samstag im Dezember werden sie allseits eifrig gepflegt. Bei alkoholfreiem Punsch und Lebkuchen, den Klante und ihre Helfer ausgeben, plaudern die Menschen noch eine ganze Weile. Und die Tiere haben Zeit, sich ausgiebig zu beschnuppern.

Nächster Ausgabetermin bei der mobilen Tiertafel am Samstag, 3. Januar, 13 bis 14 Uhr, Am Floßkanal 4, Wolfratshausen, Parkplatz an der Hausrückseite.

So können Sie an SZ Gute Werke spenden

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Bareinzahlungen sind im neuen SZ-Servicepunkt, im Kaufhaus Ludwig Beck am Marienplatz, Eingang Dienerstraße, 1. OG, möglich. Es ist von Montag bis Freitag jeweils von 10 bis 18 Uhr geöffnet.

Sicher online spenden können Leser im Internet unter www.sz-gutewerke.de. Überweisungen sind auf folgendes Konto möglich:

SZ Gute Werke e. V.

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BIC: HYVEDEMMXXX

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