Wolfratshausen: Lokschuppen darf Unterkunft werden – Bad Tölz-Wolfratshausen | ABC-Z
Im Wolfratshauser Gewerbegebiet am Hans-Urmiller-Ring könnte es bald zwei Unterkünfte für Geflüchtete geben. Der Bauausschuss im Stadtrat hat am Mittwoch mehrheitlich die Umnutzung eines alten Lokschuppens an der Königsdorfer Straße gebilligt – mit sieben zu drei Stimmen. Eine weitere, vergleichbar große Container-Anlage am Hans-Urmiller-Ring ist laut Landratsamt genehmigungsfähig, auch wenn der Stadtrat sie ablehnt.
Den Vorbescheid für die Unterkunft an der Königsdorfer Straße hatte der Stadtrat bereits Mitte vergangenen Jahres mit 15 zu acht Stimmen gebilligt. Damals stimmte unter anderem Gerlinde Berchtold (SPD) dagegen. Genauso hatte sie im Frühjahr im Bauausschuss die weitere geplante Container-Unterkunft für 144 Geflüchtete am Hans-Urmiller-Ring 49 abgelehnt. Nun entschied sich Berchtold um. Dem Flüchtlingsheim im alten Lokschuppen könne sie zustimmen, erklärte die Stadträtin.
„Alles ist besser, als in einer Turnhalle zu wohnen“
Als Hintergedanke schwang mit, dass sich damit die große Unterkunft für Geflüchtete, die seit 2022 in der Mehrzweckhalle Farchet betrieben wird, auflösen und die Halle wieder für Vereine nutzbar machen ließe. Das hat die Kreisbehörde zumindest in Aussicht gestellt. „Alles ist besser, als in einer Turnhalle zu wohnen“, erklärte Berchtold. Die Verhältnisse dort seien insbesondere für Familien eine Katastrophe. In den kleinen Zimmern des alten Lokschuppens könne aus ihrer Sicht wenigstens etwas Familienleben stattfinden. „Daher werde ich zustimmen“, so Berchtold. Sie vermisse bei den Planungen jedoch einen Raum für Sozialberatung und Begegnung.
Damit könnte es demnächst also zwei Unterkünfte für Geflüchtete im selben Gewerbegebiet geben. Denn das Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen hat angekündigt, den ablehnenden Beschluss des Wolfratshauser Stadtrats gegen die geplante Container-Anlage am Hans-Urmiller-Ring zu ersetzen. Das begründete die Behörde damit, dass temporäre Unterkünfte in Gewerbegebieten rechtlich zulässig sind. Das gilt für beide Vorhaben, zunächst befristet auf drei Jahre und mit Verlängerungsoption bis maximal Ende 2030.
An der Königsdorfer Straße ist geplant, die Nebenräume im Erd- und Obergeschoss des ehemaligen Lokschuppens in Trockenbauweise entsprechend umzubauen. So steht es in der Sitzungsvorlage. Die Halle selbst soll demnach nicht als Unterkunft für Flüchtlinge genutzt werden. Zusätzlich zu einer Gemeinschaftsküche mit Essbereich sind weitere Gemeinschafts- sowie Schlafräume im Erd- und Obergeschoss vorgesehen. Im Außengelände soll es einen Kinderspielplatz sowie wie vier Kfz-Stellplätze geben. Neu geplant wird eine Zufahrt von Nordosten.
Krischke warnt vor unverträglicher Agglomeration
Skeptisch blieb Ulrike Krischke (Bürgervereinigung Wolfratshausen). Sie hatte bereits den Vorbescheid im Stadtrat abgelehnt und stimmte nun im Bauausschuss erneut gegen die Genehmigung. Zwar gebe es Gründe, Wohnraum für Geflüchtete als Alternative zur Farcheter Turnhalle zu schaffen, sagte sie. Doch mit der geplanten Umnutzung an der Königsdorfer Straße würden in demselben Gewerbegebiet nun zwei Unterkünfte mit einer ähnlichen Personenzahl entstehen, für insgesamt um die 300 Geflüchtete. Ausgerechnet dort so viele Menschen mit zahlreichen Traumata wohnen zu lassen, sei aus ihrer tiefsten Überzeugung nicht zustimmungsfähig, erklärte Krischke. „Diese Agglomeration so vieler Menschen im Gewerbegebiet ist nicht verträglich.“ Außerdem müsse die Stadt daran denken, dass es für die Menschen dort dann zusätzliche Infrastruktur brauche, vom Kindergarten bis zur Schule. Neben Krischke stimmten auch Ingrid Schnaller (SPD) und Michael Baindl (Bürgervereinigung Wolfratshausen) gegen die beantragte Umnutzung.
Die Mehrheit im Bauausschuss zeigte sich jedoch weniger skeptisch gegenüber dem Vorhaben. „Der Standort ist am Rande des Gewerbegebiets“, sagte etwa Hans-Georg Anders (Grüne). „Das wird kein sozialer Brennpunkt.“ Die Stadt Wolfratshausen sei verpflichtet, eine gewisse Anzahl an Geflüchteten aufzunehmen. Da sei es auf jeden Fall besser, die Menschen in der geplanten Unterkunft unterzubringen als in Containern und „zehnmal besser als in einer Turnhalle“, so Anders. „Wir können dem zustimmen.“