Hochwasser bei Sydney fordert weitere Todesopfer – Zehntausende sitzen fest | ABC-Z

Sydney. Im Osten Australiens kämpfen Feuerwehr und Polizei mit einer der schwersten Unwetterlagen seit Jahrzehnten. Die Zahl der Toten steigt.
Regen prasselte am Freitag auf die Dächer Sydneys, der Hafen war wolkenverhangen. Eigentlich startet zum Wochenende das berühmte Lichterfestival Vivid – doch statt leuchtender Installationen dominierten graue Wolken und Unwetterwarnungen das Stadtbild. Der Starkregen hat nun auch die Millionenmetropole erreicht.
Zuvor hatten bereits anhaltende Regenfälle große Teile des Bundesstaates New South Wales (NSW) überschwemmt. Straßen sind unpassierbar, Ortschaften abgeschnitten, die Pegel vieler Flüsse steigen weiter. Mindestens vier Menschen sind in den Fluten ums Leben gekommen. Rettungskräfte sprechen von einer der schwersten Unwetterlagen der vergangenen Jahrzehnte.
„Leider haben mehrere Menschen infolge dieses extremen Wetterereignisses ihr Leben verloren“, sagte Damien Johnston, stellvertretender Einsatzleiter beim staatlichen Katastrophenschutz von NSW (SES), gegenüber der australischen Ausgabe des „Guardian“. Er sprach den Angehörigen sein Mitgefühl aus und warnte, dass die Zahl der Toten weiter steigen könnte. „Es gibt noch weitere Vermisste – die Suche geht weiter.“
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Australien: Zehntausende sitzen durch Überschwemmungen fest
Australiens Premierminister Anthony Albanese und der Premier von New South Wales, Chris Minns, mussten ihre Pläne für einen Besuch in der besonders schlimm betroffenen Stadt Taree, rund 300 Kilometer nördlich von Sydney, ändern, da die Zugangsstraßen überschwemmt waren.
Albanese schickte den betroffenen Regionen eine Nachricht über soziale Medien: „An die Gemeinden, die derzeit mit Überschwemmungen und extremen Wetterbedingungen konfrontiert sind: Sie sind nicht allein.“ Sein Team arbeite eng mit den örtlichen Behörden und Rettungsdiensten zusammen, um sicherzustellen, dass die Hilfe dort ankomme, wo sie benötigt werde.
In Taree sind im Mai bislang über 650 Millimeter Regen gefallen – das Achtfache des Durchschnitts. Es ist der nasseste Mai seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1882. Insgesamt wurden rund Menschen vom SES gewarnt, sich auf eine Phase der Isolation vorzubereiten, da ihre Häuser von den Wassermassen abgeschnitten wurden. Allein in den vergangenen 24 Stunden mussten über 170 Menschen aus überfluteten Gebieten gerettet werden, mehr als 1500 Hilferufe gingen bei den Notdiensten ein. Unterstützung kommt mittlerweile auch aus dem Nachbarstaat Victoria.
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Schlimmste Unwetter seit Jahrzehnten
Zu den Geretteten gehört eine siebenköpfige Familie aus Taree, darunter zwei kleine Kinder, die mit einem Rettungshubschrauber evakuiert werden mussten. Vater Troy Briscoe schlug mitten in der Nacht auf Anweisung der Einsatzkräfte ein Loch ins Dach, um seine Familie auf das Dach in Sicherheit zu bringen. „Ich war mir nicht sicher, ob meine Familie überleben würde“, erinnerte sich seine Partnerin Seeanna Briscoe später im Interview mit dem öffentlich-rechtlichen Sender ABC. Vom Hubschrauber aus sahen sie zu, wie ihre Habseligkeiten von den Fluten davongetragen wurden. Ihre Geschichte ist nur eine von hunderten aus der Region.
Die aktuellen Überschwemmungen reihen sich in eine Serie außergewöhnlicher Wetterereignisse ein, die Australien in diesem Jahr heimgesucht haben. Erst im April waren große Teile des Landesinneren des Bundesstaates Queensland von sintflutartigen Regenfällen betroffen – rund 700.000 Quadratkilometer standen unter Wasser. In manchen Gemeinden fiel damals binnen weniger Tage so viel Regen wie sonst in zwei Jahren.
Medien sprachen von den schlimmsten Fluten seit einem halben Jahrhundert. Nur wenige Wochen zuvor hatte der Sturm „Alfred“ den Bundesstaat Queensland sowie den Norden von New South Wales getroffen. Das Unwetter brachte ungewöhnlich heftige Regenfälle und starke Winde mit sich – auch in und um der Millionenstadt Brisbane, wo es zu erheblichen Schäden kam.
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Behörden warnen vor Gefahr auch nach den Fluten
Während der Starkregen im Osten von New South Wales derzeit Verwüstung hinterlässt, sorgt er im Westen des Bundesstaates für Erleichterung. Dort brachte der lang ersehnte Niederschlag nach monatelanger Dürre endlich Entspannung.
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Für die überfluteten Regionen sprach Damien Johnston vom staatlichen Katastrophenschutz eine eindringliche Warnung aus: Auch nach dem Rückgang des Wassers bestehe weiterhin Gefahr. Rückkehrer sollten sich nicht in falscher Sicherheit wiegen. „Hochwasser ist häufig mit Schadstoffen belastet, zudem können sich Schlangen oder anderes Ungeziefer darin verbergen – und auch beschädigte Stromleitungen stellen ein erhebliches Risiko dar“, sagte Johnston.