Wo Parkinson entsteht – Forscher entdecken überraschenden Ursprung | ABC-Z

Berlin. Eine neue Studie chinesischer Forscher stellt in Zweifel, dass Parkinson im Gehirn entsteht. Wo die Krankheit möglicherweise herkommt.
Parkinson beginnt möglicherweise nicht dort, wo man es bislang vermutete. Eine neue Studie chinesischer Forscher von der Universität Wuhan stellt die gängige Annahme infrage, dass die neurodegenerative Erkrankung ihren Ursprung ausschließlich im Gehirn hat. Stattdessen könnte ein anderes Organ eine entscheidende Rolle spielen: die Niere.
Im Mittelpunkt der Untersuchung, die im Fachjournal „Nature Neuroscience“ veröffentlicht wurde, steht das Protein Alpha-Synuclein. Das wird seit Langem mit Parkinson und anderen neurodegenerativen Erkrankungen in Verbindung gebracht. Wenn die Produktion gestört ist und Klumpen fehlgefalteter Proteine entstehen, beeinträchtigt dies die Gehirnfunktion.
Die Wissenschaftler fanden nun Hinweise darauf, dass sich diese gefährlichen Klumpen auch in den Nieren ansammeln. Von dort wandern sie dann möglicherweise ins Gehirn. „Wir zeigen, dass die Niere ein peripheres Organ ist, das als Ursprungsort für pathologisches Alpha-Synuclein dient“, schreiben die Forscher in ihrer im Fachjournal „Nature Neuroscience“ veröffentlichten Arbeit.
Bestätigt durch Tierversuche: Parkinson könnte seinen Ursprung in den Nieren haben
Für ihre Analyse untersuchte das Team Gewebeproben von Menschen mit Parkinson und anderen sogenannten Lewy-Body-Erkrankungen. Auch bei diesen Erkrankungen spielen Alpha-Synuclein-Klumpen eine zentrale Rolle. Bei zehn von elf Betroffenen fanden sich die pathologischen Proteinverklumpungen auch in den Nieren.
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Noch überraschender: Auch bei 17 von 20 Personen mit chronischer Nierenerkrankung, die keine Anzeichen neurologischer Störungen zeigten, wiesen die Forscher eine ähnliche Fehlfaltung des Proteins nach. Das legt nahe, dass die Nieren eine aktive Rolle bei der frühen Entwicklung der Krankheit spielen könnten, möglicherweise sogar bevor das Gehirn betroffen ist.
In Tierversuchen zeigte sich ein ähnliches Bild. Mäuse mit gesunden Nieren konnten injizierte Alpha-Synuclein-Klumpen ausscheiden. Tiere mit geschädigten Nieren hingegen speicherten das Protein, das sich im weiteren Verlauf in ihrem Gehirn anreicherte. Als die Forscher die Nervenverbindungen zwischen Niere und Gehirn unterbrachen, stoppte dieser Transportweg. Eine Senkung des Alpha-Synuclein-Spiegels im Blut verringerte laut Studie ebenfalls die Schädigung im Gehirn.
Neue Parkinson-Therapie? Forscher sehen in ihren Ergebnissen viel Potenzial
Zwar ist die Anzahl der analysierten menschlichen Proben noch gering, und Tierversuche lassen sich nicht eins zu eins auf den Menschen übertragen. Dennoch könnte die Studie laut Experten den Weg zu neuen Behandlungsstrategien ebnen.
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Parkinson ist bisher nicht heilbar und betrifft weltweit Millionen Menschen. Dass die Krankheit möglicherweise außerhalb des Gehirns entstehen könnte, wird seit einigen Jahren diskutiert. Die Forscher aus Wuhan sehen in ihren Ergebnissen Potenzial: „Die Entfernung von Alpha-Synuclein aus dem Blut könnte das Fortschreiten der Parkinson-Krankheit verlangsamen und neue Strategien für die therapeutische Behandlung von Lewy-Body-Erkrankungen liefern“, heißt es in der Studie.