WM-Qualifikation: DFB-Team besiegt Slowakei und qualifiziert sich für Fußball-WM | ABC-Z

Seit einer knappen halben Stunde rollte der Ball am Montagabend, als der Internationale Fußball-Verband (FIFA) seine Meldung des Tages verbreitete: Ticketinhaber für die Weltmeisterschaft im kommenden Jahr würden von einem priorisierten Visumsverfahren für die Einreise in die Vereinigten Staaten profitieren.
Was das für die Erteilung im Einzelfall bedeutet, wird sich erst noch zeigen. Auf dem Rasen des Leipziger Stadions wirkte es derweil, als hätten sich die deutschen Spieler schon auf den Weg zum Expressschalter gemacht.
Nur 18 Minuten dauerte es, bis Nick Woltemade mit seinem Führungstor die Nerven beruhigte – sofern das an diesem Abend der erdrückenden Dominanz überhaupt nötig war. Es war sein viertes Tor nacheinander, nachdem er schon den Siegtreffer in Nordirland und beide beim 2:0 am Freitag in Luxemburg erzielt hatte.
Festtagsstimmung in Leipzig
Das Endspiel um den Gruppensieg gegen die Slowakei ging den Deutschen danach noch einmal deutlich leichter vom Fuß, als das allgemein erwartet worden war. Noch vor der Pause sorgten Serge Gnabry (29.) und Leroy Sané mit zwei Treffern (36. und 41.) für klare Verhältnisse und WM-Vorfreude im eisigen Stadion, Ridle Baku (67.) und Assan Ouédraogo (79.) danach für den Endstand von 6:0. Ein Punkt wäre nötig gewesen, ein kleines Ausrufezeichen wurde es.
La Ola lief über die Tribünen der Leipziger Arena, die Festtagsstimmung gründete dabei nicht nur auf das prächtige Ergebnis, sondern auch auf die Art und Weise, wie die Treffer herausgespielt wurden. So viel Leichtigkeit war lange nicht bei der Nationalmannschaft. Allerdings gegen einen Gegner, der nicht im Entferntesten an den erinnerte, der die Deutschen im September mit dem 2:0-Sieg überrumpelt und dafür gesorgt hatte, dass sich Bundestrainer Julian Nagelsmann und sein Team mit der weiteren Qualifikation ein bisschen quälten.
Nun aber kann der Blick nach vorn gehen, nicht auf diesen Donnerstag, wenn die Pfade für den Hoffnungslauf ermittelt werden, in dem vier weitere Tickets zu vergeben sind – in dieser Schlange stehen nun die Slowaken. Sondern auf den 5. Dezember, wenn in Washington die WM-Gruppen ausgelost werden. Was die Deutschen dann daraus machen, das wird sich im Verlauf des Frühjahrs besser erkennen lassen, wenn auch die Verletzten zurückkommen – und vielleicht auch wieder bessere Gegner. Aber am guten Gefühl, vielleicht auch so ein Fundament für das neue Jahr geschaffen zu haben, musste das nicht rütteln.
Vor dem Spiel hatten sich die personellen Hoffnungen von Bundestrainer Nagelsmann erfüllt. Nico Schlotterbeck und Joshua Kimmich standen nach ihren Blessuren zur Verfügung. Schlotterbeck übernahm wieder die Position in der Innenverteidigung von seinem Klubkollegen Waldemar Anton, Kapitän Kimmich die rechte Abwehrseite.
Alles andere blieb beim Alten. Das bedeutete, dass Aleksandar Pavlovic und Leon Goretzka unverändert, wie nun schon seit einigen Spielen, das Mittelfeldzentrum bildeten – mit einer extremen Rollenverteilung mit Pavlovic als tief postiertem Pass- und Aufbauspieler, fast im Stile eines Quarterbacks, und Goretzka beinahe als zusätzlichem Angreifer.
So, wie die Deutschen von Beginn an die Kontrolle übernahmen, konnte man sich fragen, warum Nagelsmann nicht früher für eine Verstetigung mancher Rolle gesorgt hatte. Jedenfalls schien diesmal jeder seine zu kennen. Die ersten Annäherungen ans Tor gelangen Gnabry.
Doch wer anders als Woltemade, der Wiederholungstäter, stand bei einer Flanke Kimmichs so frei vor dem Tor, dass der Kopfball zu einer leichten Übung wurde. Nur ein paar Minuten später schien Ďuriš die Deutschen zwei Mal an ihre Verwundbarkeit erinnern zu wollen, doch seinen ersten Versuch aus kurzer Distanz parierte Baumann sehenswert, und der zweite von der Strafraumgrenze geriet ein bisschen zu hoch.
Danach ging es wieder mit Tiefgang und Tempo Richtung slowakisches Tor. Nach 25 Minuten schien Gnabry schon auf bestem Weg zum 2:0, doch da konnte er, freigespielt von Woltemade, Torwart Dúbravka noch nicht überwinden. Nach einer bayerischen Kombination von Pavlovic über Goretzka bekam er eine zweite Chance, diesmal nutzte er sie. Danach zeigten die Flügelleute Wirtz und Sané, dass sie – jedenfalls an diesem Abend – eine besondere Verbindung pflegen können. Zwei Mal schlug Wirtz den Ball diagonal, zweimal nahm Sané ihn in Empfang und brachte ihn im Tor unter. Vor dem 4:0 hatte Woltemade noch seinen Körper im Spiel, als er an der linken Außenbahn den Weg für Wirtz freiblockte.
Nach der Pause spielten die Deutschen zwar nicht mehr mit der letzten Konsequenz, aber immer noch mit Lust auf mehr. Felix Nmecha kam für Pavlovic, später dann wechselte Nagelsmann auch Malick Thiaw, Ridle Baku, Nathaniel Brown und Assan Ouédraogo ein. Dass nicht nur zwei von ihnen trafen, sondern zugleich auch zwei Leipziger, rundete das Vergnügen dieses Abends auf besondere Weise ab. Und Ouédraogos Premierentor in seinem ersten Spiel stand am Ende einer Kette, die wie ein Kunststück aus der Zauberkiste wirkte: Deutschland, wie verwandelt.





















