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WM-Quali: Die DFB-Auwahl und das kleine Einmaleins des Weltmeisterwerdens | ABC-Z

Stand: 03.09.2025 23:40 Uhr

Um Weltmeister zu werden, braucht es mehr als Tricks und Tore, zum Beispiel Ordnung: Bundestrainer Julian Nagelsmann stellt seinen Plan vor. Kapitän Joshua Kimmich nimmt darin eine zentrale Rolle ein.

Am Abend vor dem ersten WM-Qualifikationsspiel der deutschen Nationalmannschaft nahmen der Bundestrainer Julian Nagelsmann und sein Kapitän Joshua Kimmich nebeneinander Platz, vor ihnen standen Mikrofone, hinter ihnen war eine große Werbewand zu erkennen. Sie saßen noch nicht lange, Sekunden nur, als auf dem Tisch vor ihnen einer dieser kleinen Pappaufsteller umfiel, die bei Pressekonferenzen im Fußball immer irgendwo zwischen Mikrofon und Wasserflasche stehen.

Kimmich schaute hin, dann wieder weg. Auch Nagelsmann zögerte zunächst, dann beförderte er den Pappaufsteller zurück in seine ursprüngliche Position, vorsichtig, aber bestimmt. Ordnung muss sein.

Am Donnerstagabend (04.09.2025, ab 20.15 Uhr im Livestream, im Audiostream und im Live-Ticker ) tritt Deutschland in Bratislava gegen die Slowakei an, es ist für Nagelsmanns Mannschaft der Auftakt in eine WM-Qualifikation, in deren Verlauf Spiele auch gegen Luxemburg und Nordirland anstehen. Es sind kleine Schritte auf dem Weg zum großen Ziel, das Nagelsmann, 38, nun noch einmal skizzierte.

Er sprach nicht von einer erfolgreichen Qualifikation, ihm ging es um den WM-Titel. Ein Leben ohne Ziele sei nicht erstrebenswert, sagte Nagelsmann. “Deshalb finde ich es gesund, Ziele zu haben.” In diesem Fall ist das Ziel der Titel.

Nagelsmanns Titelplan – Ordnung muss sein

Zuletzt hatte die deutsche Mannschaft nicht wie ein zukünftiger Weltmeister gespielt, das Finalturnier der Nations League mit Niederlagen gegen Portugal und Frankreich war eine Enttäuschung. Nagelsmann hat sich anschließend mit seinem Trainerteam auf eine Hütte ins Allgäu zurückgezogen. Sie waren nicht angereist, um die Landschaft zu genießen, die Täler und die Berge, die Nagelsmann so mag. Sie sprachen über Fußball.

Eine Erkenntnis dieser Klausurtagung hat der Bundestrainer vor einigen Tagen noch einmal zusammengefasst. Er sagte: “Wir müssen ein paar Dinge anpassen. Wir werden eine andere Struktur haben, defensiv wie offensiv.”

Kimmich: “Entscheidung des Trainers, wo ich helfen darf”

Entscheidend für die neue Ordnung im Spiel der deutschen Nationalmannschaft wird das Wirken des Mannes sein, der nun, am Abend vor dem Spiel gegen die Slowakei, mit einem Lächeln registrierte, wie neben ihm sein Chef den Pappaufsteller zurück in Position brachte. Für Kimmich, 30, hat der Bundestrainer eine neue, alte Position vorgesehen: Zuletzt hatte er Rechtsverteidiger gespielt, nun soll er wieder auf der “Sechserposition” zum Einsatz kommen. Es ist die wahrscheinlich wichtigste Position im modernen Fußball, für Nagelsmann ist sie das “Herzstück” einer jeden Mannschaft.

Natürlich ist Kimmich zuletzt manchmal auf seine Rückversetzung ins Zentrum, die auch eine Auszeichnung ist, angesprochen worden. Im Sportschau-Interview sagte er, die Position sei für ihn “irrelevant”, wichtig sei nur, dass er spiele. Später, als neben ihm der Bundestrainer saß, sagte Kimmich, er glaube schon, dass er seine Stärken im Mittelfeld noch etwas besser einbringen könne. Letztlich aber versuche er nur, die Erwartungen des Trainers zu erfüllen. Er sagte: “Am Ende ist es seine Entscheidung, wo ich helfen darf.”

Kimmichs Debüt gegen die Slowakei – vom “Kicker” gab es eine Fünf minus

Vor neun Jahren, drei Monaten und fünf Tagen traf solche Entscheidungen noch Joachim Löw, damals Bundestrainer. Löw fand, Kimmich könne der Mannschaft bei seinem Debüt gut als Verteidiger in einer Dreierkette helfen. Deutschland verlor 1:3, der Gegner war die Slowakei.

“Der Platz war kaum bespielbar”, sagte Kimmich, als er nach seinen Erinnerungen an diesen Abend in Augsburg gefragt wurde. Es regnete, irgendwann wurde das Spiel unterbrochen, erst nach einer halben Stunde ging es weiter. Kimmich meinte sich auch zu erinnern, dass sein Gegenspieler zwei Tore erzielt hatte, aber das stimmte nicht. Er traf einmal. Sonst irrte er nicht. Er erinnerte sich sogar an seine “Kicker”-Note: Fünf minus.

Der Bundestrainer Nagelsmann hätte sicher nichts dagegen, wenn es diesmal anders liefe. Wenn sich sein Kapitän nach dem Spiel nicht über schlechte Noten ärgern müsste. Wenn er stattdessen für Struktur sorgen würde, für Ordnung. Orientieren könnte sich Kimmich in diesem Punkt an seinem Trainer. Der Pappaufsteller fiel nicht noch einmal um. Er stand auch am Ende der Pressekonferenz an seinem Platz, irgendwo zwischen Mikrofon und Wasserflasche.

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