WM 2034 in Saudi-Arabien: “Die Welt schert sich nicht mehr um Einwände aus Europa” | ABC-Z
Europa muss zur Kenntnis nehmen, dass die Welt macht, was
sie will. In der Politik wie im Fußball. Die Fifa, vor 120 Jahren in Paris
gegründet, zieht wohl in die USA, kürzlich hat sie Zürich als Hauptsitz aus
ihren Statuten entfernt und 100 Stellen nach Miami verlegt. Und 2034 findet
die WM in Saudi-Arabien statt. Europa diskutiert nun über den Umgang mit
Gastarbeitern, Menschenrechte und Demokratie.
Der Rest der Welt schert sich heute jedoch nicht mehr um
Einwände aus Europa. Die Macht liegt jetzt woanders. Man weiß ja nicht mal, was
beim wichtigsten Verbündeten, den USA, unter Donald Trump mit der WM 2026 und
Olympia 2028 passieren wird. Daraus gilt es, die richtigen Schlüsse zu ziehen.
Europa muss sich anpassen, um sich zu erhalten. Seine Errungenschaften
Rechtsstaatlichkeit, Regelbasiertheit, Diversität, die es von anderen
einfordert, muss es auf sich selbst anwenden.
Auch in der Gestaltung der sportlichen Wettbewerbe. Es geht
um die Möglichkeit, zu gewinnen. Die wichtigste Fußballliga der Welt, die
Champions League, wird gerade reformiert, denn die Sieger kommen inzwischen
ausschließlich aus England, Spanien und Deutschland. Selbst Italien hat seit
2010 keinen Titel mehr geholt. Alles, was östlich von München und nördlich von
Manchester liegt, hat kaum eine Chance aufs Finale.
Die New York Times hat schon vor zwei Jahren das
Vorhersehbare der Champions League belächelt. Sie schrieb, dass jedes Jahr im
Frühling Real Madrid und Man City den Titel ausspielen. Es ist die Aufgabe der
Uefa, Metropolen aus anderen Regionen Teilhabe zu ermöglichen. Der Norden und
der Osten Europas sollten zurück auf die Landkarte.
Die Euro 2024 war ein gutes Beispiel dafür, was in Europa
möglich ist. Ich habe es als Turnierdirektor erlebt, sie hat Massen aus allen
Teilnehmerländern angezogen. Fans haben Deutschland bereist, feierten ihre
Kultur und ihr Team. Der Support trug jede Mannschaft, so konnten alle etwas
zum Gelingen beitragen. Im Wettbewerb der Nationen ist die Chancengerechtigkeit
gewachsen. Die Erweiterung der EM auf 24 Länder ist gelungen, Debütanten wie
Georgien und Albanien haben das Turnier bereichert.
Der Fußball brachte die Menschen zusammen, ein ganzer Monat
stand in seinem Bann. In diesem Sommer wurde spürbar, wie begehrenswert es ist,
Teil von Europa und seiner freien Lebensweise zu sein. Wenn Sport solche
grenzübergreifenden Verbindungen schafft, wird er seiner Aufgabe gerecht.
Das muss auch die Champions League leisten. In Europa gibt
es genügend attraktive Standorte, die für Wachstum und Fußballtradition stehen:
Kopenhagen, Bukarest, Prag, Stockholm, Tirana, Amsterdam, Lissabon, Glasgow, Kyjiw. Wien gewinnt regelmäßig globale Umfragen nach der Stadt mit der höchsten
Lebensqualität. Fußballstars können sich dort heimisch fühlen.