WM 2026: Fans mit Behinderungen – Kritik an Ticketpreisen der FIFA | ABC-Z

Die hohen Ticketpreise benachteiligen insbesondere Fans mit Behinderungen, schreibt das “Fan-Netzwerk für Behinderung und Inklusion” des Fanbündnisses Football Supporters Europe (FSE) in einem offenen Brief an FIFA-Präsident Gianni Infantino. Die Ticketpreise seien unerschwinglich, heißt es in dem Schreiben.

“Menschen mit Behinderungen weltweit sehen sich oft mit zusätzlichen, unvermeidbaren Kosten konfrontiert, die mit ihrer Behinderung zusammenhängen, darunter barrierefreie Transportmittel, Unterkünfte, Ausrüstung und persönliche Assistenz”, so das Fanbündnis. “Extreme Ticketpreise stellen daher ein erhebliches Hindernis für die Teilnahme an dem dar, was eigentlich ein globales Fußballfest sein sollte.”

Preise im Vergleich zu Katar deutlich erhöht

Üblicherweise würden Rollstuhlplätze und barrierefreie Plätze in der niedrigsten Kategorie oder zu einem ermäßigten Preis angeboten, heißt es in dem Schreiben an Infantino. Bei der WM in Katar 2022 kosteten Tickets für Rollstuhlfahrer während der Gruppenphase 10 Euro, inklusive einer kostenfreien Karte für eine Begleitperson.

“Vier Jahre später müssen Fans mit Behinderungen das 12- bis 38-Fache bezahlen, um ein WM-Spiel zu besuchen”, monieren die Fans. Dies liege auch daran, dass Begleitpersonen nun in Rechnung gestellt würden. All dies widerspreche der Aussage der FIFA, dass das Turnier 2026 “ein bahnbrechendes Ereignis sein wird, das neue Maßstäbe in Sachen Vielfalt und Inklusion setzt”.

Das Schreiben verweist auf Infantinos Pressekonferenz vor der WM in Katar 2022, als Infantino sagte, dass er sich beispielsweise wie ein Gastarbeiter, wie ein Homosexueller oder eben wie ein Mensch mit Behinderung fühle. “Diese Haltung steht offensichtlich im Widerspruch zur aktuellen Preispolitik der FIFA“, kritisiert das Fanbündnis. “Wahre Inklusion erfordert Maßnahmen, die strukturelle Benachteiligung anerkennen und Barrieren abbauen, anstatt sie zu verstärken.”

Kritik an Ticketpreisen immer größer

Schon zuvor hatten Fanbündnisse die Preispolitik der FIFA kritisiert. Es gibt kaum Tickets zu zweistelligen Preisen. Die Fans, die ihre Tickets über die Nationalverbände wie den DFB beziehen, sind ebenfalls von der günstigsten Kategorie 4 ausgenommen.

Die Tickets im freien Verkauf unterliegen derweil dem Prinzip der “dynamischen Preisgestaltung”, bei dem allein die Nachfrage den Preis bestimmt. Zudem ist über eine Plattform der FIFA ein kaum geregelter Weiterverkauf zu jedem Preis erlaubt. Dort wurden Tickets bereits für ein Vielfaches angeboten. Die FIFA verweist darauf, dass der sogenannte “Zweitmarkt” in den USA legal sei. Karten für das deutsche Spiel gegen Curacao waren am Dienstag in der eigentlich günstigsten Kategorie 4 über die FIFA-Plattform für fast 500 US-Dollar zu haben. Für das Spiel gegen die Elfenbeinküste waren mindestens 825 US-Dollar fällig.

Ein Sport, der eigentlich für alle da sein sollte, ist nun nur noch für diejenigen erschwinglich, die es sich leisten können”, teilte das englische Fanbündnis FSA mit. “Diesem Turnier ist schon vor dem Start jegliches Leben geraubt worden.”

FIFA rechnet mit Rekordeinnahmen, DFB kassiert ebenfalls

Die FIFA rechnet bei der WM 2026 mit einer Steigerung der Einnahmen aus Tickets und VIP-Karten um 200 Prozent auf rund drei Milliarden US-Dollar, während die Zahl der Spiele durch den neuen Modus um 68 Prozent steigt.

Die FIFA betont immer wieder, dass das Geld am Ende zum größten Teil bei den 211 Nationalverbänden landet – also auch beim DFB. Die Einnahmen verteilt sie als Preisgelder je nach Abschneiden bei der WM und über ihr sogenanntes “Forward-Programm”. Im laufenden Programm von 2023 bis 2026 hat der DFB bislang 2,856 Millionen US-Dollar erhalten, der Betrag dürfte mit der WM deutlich steigen. Im Programm 2019 bis 2022 erhielt der DFB laut FIFA 6,0 Millionen US-Dollar. Die Staffelung der Preisgelder wurde noch nicht veröffentlicht.