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Wirtschaftspreis Starnberg: Diesmal steht die Unternehmensnachfolge im Fokus – Starnberg | ABC-Z

Da gäbe es die traditionelle Variante, bei der der Sohn in die Fußstapfen des Vaters tritt, ein anderer Firmenchef findet in seiner Belegschaft einen geeigneten Nachfolger, und ein dritter sucht gar international: Auf unterschiedliche Weise lässt sich die Nachfolge an der Spitze von Unternehmen regeln, wenn der Seniorchef in den Ruhestand geht. Das zeigt ein Blick auf die zwölf Firmen, die für den von der Gesellschaft für Wirtschafts- und Tourismusentwicklung (GWT) im Landkreis Starnberg ausgeschriebenen Wirtschaftspreis nominiert sind.

Dabei steht jedes Jahr ein anderes Thema im Fokus. Nachhaltigkeit etwa oder Frauenförderung; diesmal ist es die Unternehmensnachfolge. Wie die GWT in ihrer Ausschreibung betont, ist das ein Thema, das viele betreffe, denn gerade verabschiede sich die Generation der sogenannten Boomer nach und nach in den Ruhestand. Dann gehe es um die richtige Wahl des neuen Chefs, um die Planung des Übergangs, um die Kommunikation mit den Mitarbeitern. Etwa 40 Vorschläge seien eingegangen, berichtet Annette von Nordeck, die Leiterin der Wirtschaftsförderung bei der GWT. Ein Dutzend Unternehmen ist in der engeren Auswahl, und jedes davon hat die Jury besucht und genau in Augenschein genommen. Wer sie überzeugt hat, bleibt bis zur Preisverleihung am 27. November geheim.

Zu den Finalisten zählt die Trane Klima- und Kältetechnik mit Sitz im Kraillinger Gewerbegebiet. Der Gründer Hanns-Thomas Roggenkamp hat ein bewegtes Berufsleben hinter sich: Er war 1952 aus der DDR nach Essen geflüchtet, hat bei Krupp als Maschinenschlosser gearbeitet und später ein Studium zum Diplom-Ingenieur für Verfahrens- und Regeltechnik absolviert. Nach Stationen in Frankfurt, Paris, Wisconsin und Epinal in Frankreich bekam er das Angebot, ein Franchiseunternehmen von Trane aufzubauen. Was 1968 als Ein-Mann-Betrieb in Gauting gestartet war und mit zwölf Angestellten nach Gilching umzog, hat inzwischen mehr als 160 Mitarbeiter und eine Flotte mit 60 Fahrzeugen. Schaltschränke werden mittlerweile selbst produziert, Kältemaschinen gibt es auch zum Mieten. Der 49-jährige Sohn Thomas Roggenkamp ist seit 2015 in der Geschäftsführung und arbeitet dort mit seinem Vater zusammen; die beiden teilen sich sogar das Büro.

Karina Karsten ist Lead Consultant bei Strange Consult in Tutzing und leitet die Firma zusammen mit Cem Yardimci . (Foto: Strange Consult)

Bei der Beraterfirma Strange Consult in Tutzing hat Geschäftsführer Michael Rohde eine andere Lösung für die Übergabe gefunden. Karina Karsten und Cem Yardimci übernehmen dort die Leitung. „Für mich persönlich ist es eine tiefe Herzensangelegenheit und gleichzeitig eine große Ehre, diese Rolle zu übernehmen“, erklärt Karina Karsten, für die in der Firma nach ihrem Studium das Berufsleben begonnen hat. Das Unternehmen sei für sie viel mehr als nur ein Arbeitsplatz geworden – es sei „wie eine zweite Familie“. Dort durfte sie sich „entfalten, wachsen und von einem großartigen Führungsteam und Kollegen lernen.“ Zu den Kunden zählen vor allem Einrichtungen im öffentlichen Sektor wie Banken und Stadtverwaltungen. Strange Consult bietet Projektmanagement und hilft bei Umstellungen im IT- und Digitalbereich.

Die Familie Klarwein in Weßling mit Kieswerk, Fuhrunternehmen, Abbruch und Recycling hat den Wechsel zur nächsten Generation schon vollzogen. Christian und Andreas sowie Karin Klarwein leiten zu dritt den Betrieb. „Eine richtig harmonische Familie“, wie Nordeck beim Jury-Besuch feststellte. Und ein Betrieb mit langer Geschichte. Angefangen hat es 1912 mit der Gründung eines Fuhrunternehmens mit Pferdefuhrwerk durch Blasius Schneider, sechs Jahre später hat der erste Klarwein die Geschäfte übernommen, und der Name blieb bis heute, während der Betrieb immer weiter ausgebaut wurde. Mittlerweile sind es mehr als 100 Mitarbeiter, der Fuhrpark umfasst allein 25 eigene Lastwagen.

Von weit her kommt der neue Vorstand der Estate 5 AG. Nach Jahren im Ausland, zuletzt in Dubai, kehrt Felix Meinhold nach Deutschland zurück und hat sich die Hausverwaltung in Starnberg als Arbeitsplatz auserkoren. Von dort werden Objekte im Großraum Starnberg und Fürstenfeldbruck, aber auch in München und Geretsried betreut. Hannelore und Wilhelm Hartmann hatten die Firma seit Mitte der Achtzigerjahre aufgebaut. Ein wichtiger organisatorischer Schritt war dann die Gründung der Aktiengesellschaft „Estate 5“ durch Angela, Hannelore, Sonja und Wilhelm Hartmann im Jahr 2006, nicht nur wegen des gewachsenen Geschäftsvolumens, sondern auch im Gedanken an eine Nachfolgeregelung. Als Finalist für den Energiepreis 2018 habe die Firma nach eigenen Angaben bereits eine Auszeichnung für vorbildliche und zukunftsorientierte Projekte und Initiativen erhalten.

Die Andechser Orgelbauer: Sebastian Reiser übernimmt den Betrieb von seinem Vater Ludwig Reiser. (Foto: Georgine Treybal)

Die Firma Ludwig Eisenschmid fertigt seit mehr als 100 Jahren für die berühmtesten Kirchenorgeln der Welt die Spieltische an, die allein bis zu 150000 Euro kosten können. Das sind die pultartigen Schaltzentralen, an der Musiker mit Händen und Füßen Tasten und Hebel betätigen. Seit 1958 befindet sich der Betrieb in Andechs. In dem U-förmigen Werkstattgebäude sieht es aus, als hätte sich eine mit großen Fräsen und Sägen ausgestattete Schreinerei mit einem Elektronik-Betrieb und einer Feinmechanik-Abteilung verbündet. Die dort hergestellten Unikate stehen im Herkulessaal in München, im Palau de la Música Catalana in Barcelona oder nur 800 Meter entfernt in der Wallfahrtskirche auf dem Heiligen Berg, aber auch in Korea, Südamerika, Kanada oder Japan. Der Diplom-Wirtschaftsingenieur und ausgebildete Orgelbauer Sebastian Reiser führt den Familienbetrieb nun in fünfter Generation weiter und darf dabei mit Unterstützung und großer Erfahrung seines Vaters Ludwig Reiser rechnen.

Patrick Meinert in Tutzing hat sich in einem Betrieb für Bausanierung vom Lehrling zum Firmenchef hochgearbeitet. Er übernahm die Leitung in der ehemaligen Feldhütter GmbH, als Gründer Klaus Feldhütter nach 35 Jahren einen Nachfolger suchte, um sich zur Ruhe setzen zu können. Diesen fand er 2020 in seinem damaligen Mitarbeiter, der zuvor im Betrieb seine Ausbildung zum Maurer und Betonbauer absolviert und dann die Meisterprüfung abgelegt hatte. Zusätzlich ließ sich Meinert zum staatlich geprüften Bautechniker ausbilden. Einige Jahre war er als Bau- und Projektleiter in einer anderen Firma angestellt, ehe er zurückkehrte.

Auch bei der Firma Schölderle Geräte- und Werkstofftechnologie GmbH in Andechs übernimmt ein Mitarbeiter die Leitung. Firmengründer Kurt Schölderle hat dort die Geschäftsführung an den 37-jährigen Thomas Painhofer abgegeben. Mit 15 Jahren hatte er in der Firma seine Ausbildung zum Industriemechaniker begonnen und war anschließend als CNC-Fräser tätig. Nach einer Ausbildung in der Abendschule schloss er 2015 den Industriemeister Metall ab, es folgte ein Abschluss als Technischer Betriebswirt. In dem Unternehmen werden seit mehr als 40 Jahren Dreh- und Frästeile angefertigt, Baugruppen und Anlagen montiert. Kurt Schölderle hatte das Unternehmen 1978 gegründet und vom Einmannbetrieb bis zu seiner heutigen Größe entwickelt.

Valentin Nandlinger hat mit Beginn dieses Jahres das Fahrradgeschäft seiner Eltern Petra und Peter Nandlinger in Herrsching übernommen. In dem Laden an der Mühlfelder Straße werden in der vierten Generation Fahrräder verkauft und repariert. Bereits in seiner Kindheit hatte den Juniorchef die Begeisterung fürs Radfahren gepackt. „Als ich klein war, hatte ich schon immer das Fahrrad mit dabei“, erklärt der 33-Jährige. Zunächst absolvierte er eine Ausbildung zum Zweiradmechatroniker. Anschließend war er mit seinem Vater in ganz Deutschland unterwegs, um auf Messen Hersteller und Produkte kennenzulernen. Die Betriebsübernahme beschreibt Nandlinger als herausfordernden „Balanceakt“ zwischen älterer und jüngerer Generation. Es habe viele Jahre benötigt, bis er für die Übernahme bereit war. Seine Eltern mussten lernen loszulassen. Noch heute steht Vater Peter einmal in der Woche im Laden. Mutter Petra unterstützt ihren Sohn durch ihr Wissen in Buchhaltung und Verkauf.

In der Familie bleibt auch ein Betrieb für Stanztechnik und Werkzeugbau in Gilching: Jörg und Bastian Romacker treten dort die Nachfolge von Max Romacker an. Das mittelständische Unternehmen mit Sitz beim Gilchinger Bahnhof hat eine lange Tradition vor allem als Autozulieferer. Kleinteile aus dem Betrieb sind fast überall zu finden, im Münzeinwurfsystem am Supermarkt-Einkaufswagen etwa, im Heckklappenscharnier eines Porsche Carrera oder in einer Lastwagenbremse. Insgesamt sind es etwa 2000 verschiedene Artikel. Etwa 50 Mitarbeiter sind dort beschäftigt, der Umsatz wird mit etwa sechs Millionen Euro angegeben.

Ein weiteres Beispiel für einen Chef aus den Reihen der Belegschaft ist die Zimmerei Gansneder in Pöcking. Gegründet im Juli 1976 von Anton Gansneder, hatte vor 30 Jahren dessen Sohn Ludwig übernommen. Seit 2019 gehört Volker Fiedler, ein langjähriger Mitarbeiter, qualifiziert als Zimmermeister und Hochbautechniker, der Geschäftsführung an. „Wir freuen uns über diesen wichtigen Schritt, damit die Zukunft der Firma geregelt ist“, heißt es im Firmenporträt. Der Handwerksbetrieb errichtet Dachstühle oder Anbauten, zum Repertoire gehören auch Wärmedämmungen oder die Montage von Fenstern und Türen, Treppen und Carports.

Jochen und Bettina Twiehaus haben international gesucht und schließlich die Architekten Mike und Gesa Pfisterer als gleichberechtigte Partner in ihr Planungsbüro an der Tutzinger Bahnhofstraße geholt. Es wird ein fließender Übergang über mehrere Jahre werden. Insgesamt besteht das Team aus mehr als 15 Ingenieuren und Architekten, die Kunden in allen Phasen von der Kaufentscheidung für ein Grundstück über Erschließung und Genehmigung bis zur Fertigstellung und Abnahme des Gebäudes begleiten.

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