„Wird sonst kein Land haben“: Trump nennt Selenskyj „Diktator ohne Wahlen“ | ABC-Z

„Wird sonst kein Land haben“
Trump nennt Selenskyj „Diktator ohne Wahlen“
19.02.2025, 17:11 Uhr
Erst wirft US-Präsident Trump der Ukraine vor, sie trage selbst die Schuld am russischen Angriffskrieg, nun legt er nochmal nach. Präsident Selenskyj nennt er einen „Diktator“, der schnell handeln müsse, „sonst wird er kein Land mehr haben“.
US-Präsident Donald Trump hat den ukrainischen Staatschef Wolodymyr Selenskyj als einen „Diktator ohne Wahlen“ bezeichnet. Selenskyj weigere sich, „Wahlen abzuhalten, liegt in ukrainischen Umfragen sehr weit hinten und das einzige, was er gut konnte, war, Biden ‚wie eine Geige zu spielen'“, schreibt Trump auf seinem Online-Netzwerk Truth Social. Mit der Redewendung, jemanden „wie eine Geige spielen“, ist eine gezielte Manipulation gemeint.
Selenskyjs Amtszeit war im Mai 2024 offiziell zu Ende gegangen, wegen des Kriegsrechts dürfen in der Ukraine derzeit aber keine Wahlen abgehalten werden. Seine Befugnisse werden deshalb nicht angezweifelt. Es gibt auch eine breite Einigkeit im Land, nicht zu wählen, solange geschossen wird und die Teilnahme von Soldaten und Flüchtlingen im In- und Ausland schwierig wäre.
Trump warf Selenskyj – wie bereits am Vortag – vor, seine Aufgabe schlecht zu erfüllen. „Ich liebe die Ukraine, aber Selenskyj hat einen fürchterlichen Job gemacht, sein Land ist zerstört und Millionen sind sinnlos gestorben“, schreibt Trump weiter. Selenskyj müsse schnell handeln, „sonst wird er kein Land mehr haben“. In der Zwischenzeit seien die USA dabei, mit Russland erfolgreich ein Ende des Kriegs zu verhandeln. Ferner erneuerte der US-Präsident seinen Vorwurf, die USA hätten für ihre Ukraine-Hilfen nichts zurückbekommen. Die Hälfte des nach Kiew geschickten Geldes würde „fehlen“.
Zuvor hatte Trump bei einem Auftritt in seinem Anwesen Mar-a-Lago der Ukraine die Schuld dafür gegeben, dass der russische Angriffskrieg angefangen hat – und dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj dafür, dass der Krieg noch andauert. Es gebe in der Ukraine „eine Führung, die einen Krieg zugelassen hat, den es nie hätte geben dürfen“, sagte Trump im Bundesstaat Florida. Zudem mahnte der US-Präsident – wie Moskau -, dass in der Ukraine Wahlen nötig seien. In der Ukraine hätten lange keine Wahlen stattgefunden, dort gelte das Kriegsrecht, beklagte Trump. Das sage nicht nur Russland. Trump behauptete, Selenskyj habe niedrige Zustimmungswerte. Das Land sei in weiten Teilen zerstört, die Menschen hätten das satt.
Selenskyj spricht von Desinformation
Daraufhin wies Selenskyj wies die Vorwürfe Trumps zurück. „Wenn mich jemand gerade jetzt austauschen will, dann klappt das eben jetzt nicht“, unterstrich Selenskyj bei einer Pressekonferenz in Kiew und verwies auf Zustimmungswerte von über 50 Prozent in mehreren Umfragen. Werte von vier Prozent seien russische Desinformation. Kiew habe Beweise dafür, dass diese Ziffern zwischen Washington und Moskau besprochen wurden. Für Trump und andere Partner würden diese Umfragewerte öffentlich gemacht.
Auch den Vorwurf zu angeblich versickerten US-Hilfen wies er zurück. „Der Krieg hat uns 320 Milliarden US-Dollar gekostet, 120 kamen von uns. 200 sind von den USA und der EU“, sagte der Staatschef zu ausländischen Waffenlieferungen. Hinzu kämen noch etwas mehr als 100 Milliarden US-Dollar an Budgetunterstützung und humanitärer Hilfe.
„Wir sind bereit für ein ernsthaftes Dokument, aber wir brauchen Sicherheitsgarantien“, betonte Selenskyj. An dem Vertrag, der unter anderem einen US-amerikanischen Zugriff auf ukrainische Rohstoffe vorsieht, werde weiter gearbeitet. Trump hatte in einem Interview gesagt, er wolle als Gegenleistung von der Ukraine seltene Erden im Wert von 500 Milliarden Dollar.