Wird Büro auf einmal cool? | ABC-Z

Im Netz machen Videos die Runde, in denen vor allem junge Frauen in aufregenden Büro-Outfits zu sehen sind. Man stelle sich beispielsweise Gisele Bündchen in ihrer Rolle als Sekretärin im Filmklassiker „Der Teufel trägt Prada“ als Inspiration vor. Schwarzer Blazer, strenger Dutt – und doch feminin. Die sogenannte „Office Siren“ spielt dabei auf das mystische Fabelwesen der Sirene an, die mit ihrem Gesang Seefahrer anlockt und ins Verderben stürzt.
Das Verderben im Büro ist dann wohl die Vorladung der Personalabteilung. Wenn man Tiktok-Influencern Glauben schenken kann, kam es bereits zu Verwarnungen oder gar Kündigungen aufgrund „unpassender“ Kleidung bei der Arbeit. Dies aber vor allem in den USA, wo strenge Dresscodes keine Seltenheit sind. Personaler empören sich in ihren eigenen Videos über die Outfits. Einige sehen darin das Problem des Trends: Er sei zu sexualisiert. Schließlich treffen typische Businesskleidungsstücke auf nackte Haut. Wieder andere sehen darin eine moderne, feministische Interpretation der „High-Performance-Ästhetik“ aus den Neunziger- und frühen Nullerjahren.
Büromaus oder „Office Siren“?
Was viele Clips gemeinsam haben: Sie wurden augenscheinlich nicht in einem Büro, also dem angeblichen Habitat einer „Office Siren“, gedreht. Die meisten Stilvorbilder sind von Beruf Influencer oder Content-Creator und sehen wohl nie ein Büro von innen. Dementsprechend realitätsfern wirken einige Looks. Oder haben Sie schon mal jemanden in kurzem Rock und langen Kniestrümpfen am Kopierer stehen sehen?
Für „Office Siren“ gibt es leider keine passende deutsche Übersetzung. Unter einer Büro-Sirene verstehen wohl viele eher die Alarmanlage. Dafür erfreut sich auf der deutschsprachigen Seite von Tiktok die „Büromaus“ großer Beliebtheit. Und die gibt sich so gar nicht sexy oder verrucht. Die „Büromaus“ hat Gleitzeit und prall gefüllte Snackschubladen. Sie kommt um sieben Uhr in der Früh ins Büro, damit sie um halb vier Feierabend machen kann. Sie schätzt leicht zu erledigende Tätigkeiten und den Jahresurlaub. Es finden sich Videos, die Must-havesfür „Büromäuse“ zeigen, von Nussmischungen bis hin zu Nagelfeilen. Die „Büromaus“ strahlt, anders als ihre Stil-Cousine auf Social Media, nicht Risiko, sondern Sicherheit aus.
Was beide Trends gemeinsam haben: Sie romantisieren den Alltag – indem ein gewöhnliches Outfit spannender gestylt oder Arbeitstage bis ins Detail erklärt werden. Klingt banal, aber vielleicht ist es genau das, was wir in unsicheren Zeiten brauchen.