Stil

Armani soll verkauft werden oder an die Markt: Wer das letzte Wort hat | ABC-Z

Giorgio Armani hat in seinem Testament verfügt, dass sein Modehaus schrittweise verkauft werden oder an die Börse gehen soll. Wie aus einer Kopie des der Nachrichtenagentur Reuters vorliegenden Testaments hervorgeht, hat der verstorbene Modeschöpfer in überraschend präziser Form die mögliche Trennung seines Unternehmens vorrangig an eines dieser Unternehmen angeordnet: Den französischen Luxusgüterkonzern LVMH, den Kosmetikhersteller L’Oréal, ebenfalls aus Frankreich, den italienisch-französischen Brillenhersteller Essilor-Luxottica oder ein anderes Unternehmen der Modebranche von gleichem Rang, mit dem Armani Geschäftsbeziehungen unterhalten hat. Der Wert des Modehauses wurde zuletzt auf mindestens elf Milliarden Euro geschätzt. 

Wie aus dem Testament hervorgeht, sollen die Erben innerhalb von 18 Monaten einen Anteil von 15 Prozent an dem Unternehmen verkaufen. Zwischen drei und fünf Jahren nach Armanis Tod sollen weitere 30 bis 54,9 Prozent an denselben Käufer gehen. Bis zu 70 Prozent könnten also an ein fremdes Unternehmen gehen. Die übrigen 30 Prozent sollen bei der Armani-Stiftung bleiben, die auch über den Stil des Hauses zu wachen habe.

Lebensgefährte Dell’Orco entscheidend

Mit L’Oréal und mit Essilor-Luxottica unterhält Armani seit Jahren Kooperations- und Vertriebsvereinbarungen. Mit dem Luxottica-Gründer Leonardo Del Vecchio verband Armani eine lange Freundschaft. Der französische LVMH-Konzern hatte sich immer an einer Übernahme interessiert gezeigt, doch Armani lehnte das zu seinen Lebzeiten ab.

Als Alternative sieht der Modeschöpfer jedoch auch einen Börsengang vor. Die Entscheidung liegt bei den von Armani bestimmten Personen und der Unternehmensstiftung, die nun zunächst 100 Prozent von Armani übertragen bekommt. Bei den Beschlüssen über die künftige Strategie wird Armanis Unternehmens- und Lebenspartner Leo Dell’Orco ein entscheidendes Wort mitreden, denn er erhält 40 Prozent der Stimmrechte. Als weitere Erben hat Armani seinen Neffen Andrea Camerana und seine Nichte Silvana Armani mit jeweils 15 Prozent der Stimmrechte festgelegt, die übrigen 30 Prozent liegen bei der Stiftung.

„Sollten die Dinge jedoch nicht wie geplant verlaufen und kein Käufer gefunden werden, der ausreichende Garantien bietet“, so berichtet der „Corriere della Sera“, soll die Börsennotierung infrage kommen, beginnend im dritten Jahr nach der Nachfolge, wenn Dell’Orco und mindestens einer der Neffen dies beantragen. Armanis Nichte Roberta und seine Schwester Rosanna bekommen keinerlei Stimmrechte. Rosanna erhält dafür zusammen mit Andrea Camerana und Silvana Armani den umfangreichen Villen-Bestand von Giorgio Armani, wobei das Nießbrauchsrecht an seinen Lebensgefährten Dell’Orco geht. Auch der Wertpapierbesitz fällt ins Gewicht: So gehen beispielsweise die Aktienanteile von Giorgio Armani an EssilorLuxottica mit einem Wert von rund 2,4 Milliarden Euro zu 40 Prozent an Dell’Orco und zu 60 Prozent an die Familienangehörigen.

Der vergangene Woche im Alter von 91 Jahren verstorbene Modeschöpfer war der alleinige Hauptaktionär des Unternehmens, das er in den 1970er Jahren mit seinem verstorbenen Partner Sergio Galeotti gegründet hatte. Bis zuletzt behielt er die alleinige kreative und unternehmerische Kontrolle. Armani hinterlässt keine Kinder.

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