Wohnen

Winterkrabben treten mit Roboter in Konkurrenzkampf – Panorama | ABC-Z

Besonders die männliche Winkerkrabbe stand zuletzt unter einem gewissen Aufschneider-Verdacht. Medial wurde sie als eine Art Beach-Macho wahrgenommen, der mit lästigem Getrommel und Gefuchtel auf sich aufmerksam macht. Winkerkrabben, zumindest die Männchen unter ihnen, verfügen – mal links, mal rechts – über eine Schere, die deutlich größer ist als die andere. Mit der großen Schere winken sie Weibchen zu, um diese in ihren Bau zu locken. Die kleinere dient zum Beispiel als Esswerkzeug, erinnert aber auch an das Spielen einer Geige, weshalb die Winkerkrabbe im Englischen „Fiddler Crab“ genannt wird. Fest steht: Jene männlichen Krabben, die über eine besonders große Einzelschere verfügen, sind bei der Partnersuche deutlich erfolgreicher als jene, die eine nur kleine Schere haben.

Um dieser spannenden biologischen Beobachtung näher auf den Grund zu gehen, haben Forscher der „University of Exeter“ eine mechanische Winkerkrabbe mit unterschiedlich großen, austauschbaren Scheren entwickelt. „Wavy Davy“, wie sie ihren biomimetischen Roboter nannten, trat zuletzt an einem südportugiesischem Strand in Erscheinung. Durch seine Extremitäten, geschaffen von einem 3-D-Drucker, fühlten sich Männchen dazu angeregt, ebenfalls zu winken. Selbst dann, wenn am Strand gerade kein Weibchen zu sehen war. Bereits im Jahr 2008 hatte der australische Forscher Simon Lailvaux sich mit Winkerscheren näher auseinandergesetzt: Lailvaux fand heraus, dass jenen Männchen, die unter dem unglücklichen Verlust ihrer großen Schere litten – etwa infolge eines dumm gelaufenen Revierkampfes – eine neue nachwachse. Dabei handele es sich jedoch eher um eine Art Prothese, welche in ihrer Leichtbauweise nur optisch Eindruck schinde und als Kampfmittel ungeeignet sei.

„Wavy Davy“ animierte andere Männchen zum Mitwinken

Die neue britische Studie zeigt nun, dass es „Wavy Davy“ mit ihren Scherenhänden in Portugal zwar gelang, Männchen zum Mitwinken zu animieren. Doch schnell gaben diese wieder auf. Das Forschungsteam unter Joe A. Wilde vom „Centre for Research in Animal Behaviour“ führte dies einerseits auf das häufige Fehlen von Weibchen zurück, für die sich das Winken am Strand erkennbar gelohnt hätte. Zugleich, solch eine weitere Interpretation, könnte besonders der Umfang des größten Scherenimitats am Arm des Roboters manche Strandkrabben-Männchen unter Druck gesetzt haben. Da sie in Konkurrenz mit der ebenfalls asymetrischen Pseudo-Krabbe keine Chance für ihren eigenen Erfolg sahen, ließen sie ihr einfach den Vortritt. Nur in seltenen Einzelfällen wurde „Davy“ auch mal von einem aggressiven Mitbewerber attackiert.

Wichtig zu erwähnen wäre hier noch dies: Bei Winkerkrabben zählt nicht allein die Optik. Wie bereits im Frühjahr dieses Jahres Forscher der Universität Oxford herausgefunden hatten, wird die Partnerwahl auch durch jene Töne beeinflusst, die Scheren am Boden verursachen können. Für die sexuelle Selektion spiele hier nicht nur die Tiefe eines Tons eine Rolle (je tiefer der Ton, um so massiver die Extremität). Wichtig seien auch akustische Raffinessen – wie Rhythmus, Dauer und Originalität der Tonfolgen. Und dafür sind letztlich ganz andere Dinge entscheidend.

Back to top button