Will Trump Grönland, weil er glaubt es ist so weitläufig? | ABC-Z
Berlin. Donald Trump will Grönland an die USA angliedern. Immer wieder betont er die Größe der Insel. Dabei könnte er einem Geografie-Irrtum aufsitzen.
Grönland hat nur rund 56.000 Einwohner und ist größtenteils von einem Eisschild bedeckt, doch der künftige US-Präsident Donald Trump schielt auf die zu Dänemark gehörende Insel. Erst am Anfang der Woche sprach er bei einem Auftritt in seiner Privatresidenz in Mar-a-Lago in Florida davon, Grönland mit militärischem oder wirtschaftlichem Druck den USA angliedern zu wollen: „Aus Gründen der nationalen Sicherheit und Freiheit auf der ganzen Welt sind die Vereinigten Staaten von Amerika der Ansicht, dass der Besitz und die Kontrolle Grönlands eine absolute Notwendigkeit sind.“
Hauptstadt Inside von Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion
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Trumps Grönland-Ambitionen sind nicht neu: schon während seiner ersten Amtszeit fiel er durch die Idee auf, die Insel kaufen zu wollen – so wie die USA es im 19. Jahrhundert schon mit Alaska taten. Trump betonte dabei immer wieder, wie groß Grönland sei. „Ich liebe Karten. Und ich habe immer gesagt: „Schauen Sie sich die Größe davon an. Es ist riesig. Das sollte Teil der Vereinigten Staaten sein“, sagte er 2021 in einem Interview über Grönland.
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Grönland wird oft stark vergrößert dargestellt
Doch kann es sein, dass Trump die Größe Grönlands überschätzt? Fakt ist: Grönland ist die größte Insel der Erde. Mit einer Länge von 2670 Kilometern und einer Breite von 1050 Kilometern ist Grönland sechsmal größer als Deutschland und etwa so groß wie die Demokratische Republik Kongo.
Doch wer auf die Weltkarte blickt, wird erstaunt sein: Grönland erscheint deutlich größer als der Kongo. Vielmehr wirkt die Insel so groß wie ganz Afrika. Verantwortlich für diese Verzerrung ist die sogenannte Mercator-Projektion, die für zahlreiche Landkarten verwendet wird. Dabei werden Landmassen umso größer dargestellt, je weiter entfernt sie vom Äquator liegen.
Entwickelt hat die Darstellung im 16. Jahrhundert der Geograf Gerhard Mercator. Er stand dabei vor dem Grundproblem, die Kugelgestalt der Erde in eine flache Karte zu übersetzen, was letztendlich zu dem Kompromiss führte, die im Norden und Süden liegenden Landmassen zu verzerren.
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Geografieprofessor will Trump Nachhilfe geben
Die Mercator-Projektion ist heute insbesondere bei Kartendiensten wie Google Maps gebräuchlich. Doch aufgrund ihrer verzerrenden Darstellung ist sie schon länger in der Kritik: Der Geograf Arno Peters bemängelte, dass sie durch die vergrößerte Darstellung Europas ein „eurozentrisches Weltbild“ vermittele. Er entwarf als Gegenentwurf die verkleinerte Peters-Projektion, die allerdings auch stark verzerrt ist.
Im Gespräch mit dem US-Magazin „Newsweek“ stellte Mark Serreze, Geografieprofessor an der University of Colorado klar: „Grönland ist die größte Insel der Welt, aber erheblich kleiner als die Größe der zusammenhängenden USA“. Er will dem künftigen US-Präsidenten nun helfen, seinen Irrtum zu korrigieren: „Wer Grönland in einer Mercator-Projektion betrachtet und glaubt, es sei riesig, braucht Nachhilfe in Geographie. Die biete ich gerne an.“