Kultur

Wildberger im Kabinett Merz: Wirtschaft und Politik | ABC-Z

Es gab schon freiheitliche Bundeswirtschaftsminister, die lange suchen mussten, bis sie in der freien Wirtschaft unterkamen. Umgekehrt ist auch kein Ansturm von Top-CEOs auf politische Posten zu verzeichnen – Eignung kann auch nicht stets vorausgesetzt werden. Dass in Deutschland diese beiden Welten weitgehend recht undurchlässig nebeneinander existieren, anders als in anderen Ländern, hat Gründe – aber nicht nur gute. Friedrich Merz unternimmt jetzt einen weiteren Anlauf, und zwar auf einem Feld, das tatsächlich mehr als frischen Wind braucht: Staatsmodernisierung, Digitalisierung, Entbürokratisierung.

Ein neuer Versuch

Im Grunde geht es auch hier um eine Rückbesinnung auf die ursprüngliche Rolle des Staates, aber eben auch um die dafür nötigen Mittel und Werkzeuge. Staatsdiener aller Art müssen möglichst eigenverantwortlich im Sinne von Bürgern wie Betrieben entscheiden, ohne Angst vor Maßregelung, ohne Vorschriften-Dickicht und ohne vorher meilenlange Dienstwege wegen Nichtigkeiten zu beschreiten.

Obwohl es hierfür durchaus positive bürgernahe Beispiele gibt, die mitunter leider erstickt werden, so begrüßenswert ist der neue Anstoß von außen, der hoffentlich der Verwaltung neues Leben einhaucht und dann auch auf die Länder ausstrahlt. Gut, dass jetzt echte internationale Wirtschaftserfahrung an wichtiger Stelle in das Kabinett fließt – nicht nur solche aus Staatskonzernen und von solchen, die ihre Position in der Wirtschaft im Grunde ihrem früheren politischen Amt verdanken.

Der erfahrene Sanierer Karsten Wildberger steht zudem, und das unterscheidet ihn von manchen CEO-Kollegen, nicht für Großsprecherei, sondern für an Mensch und Sache orientiertes gemeinsames Führen, das er „geliehene Verantwortung“ nennt. Er hat eine Herkulesaufgabe europäischer Dimension vor sich. Das kann schiefgehen. Aber: Er hat dieses Amt nicht unbedingt nötig, nichts ersessen oder erschleimt. Liebe zur Technik, Dienst am Kunden, flotte Werbung. Deutschland soll kein Mediamarkt werden. Aber auch nicht versteinern.

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