„Wiesngrippe“: Oktoberfest heizt frühe Erkältungswelle an |ABC-Z
Zur Tradition des bayrischen Volksfests gehört auch, dass die Menschen danach oft krank werden. Neben Grippe ist in diesem Jahr auch Corona ein Thema – und nicht nur dort, sondern deutschlandweit. Wem jetzt welche Impfungen nützen.
Gleich zum Wiesnstart Gehuste: Das Robert-Koch-Institut berichtete von einem höheren Niveau der Atemwegserkrankungen als sonst um diese Jahreszeit – bundesweit, aber der Trend ist auch in Bayern erkennbar. Dabei spielen Erkältungsviren sowie erneut Corona die wichtigste Rolle – das dürfte auch für die sogenannte Wiesngrippe gelten, eine Erkältungswelle, die alljährlich mit dem Volksfest einhergeht.
Speziell bei Corona scheint auch das Abwassermonitoring des Überwachungsnetzwerks Bay-VOC am Max-von-Pettenkofer-Institut auf vermehrte Infektionen hinzuweisen. Das Monitoring misst Virenbestandteile im Abwasser von Kommunen und deutet einen neuen leichten Anstieg für München an – nach einem Abfall nach der Sommerwelle.
„Typischerweise ist in den Herbst- und Wintermonaten mit einer Zunahme der Atemwegsinfektionen zu rechnen – das wird auch für den Verlauf des Oktoberfests in der Region in und um München gelten“, sagt Christoph Spinner, Leiter der Infektiologie am TUM-Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München. „Natürlich auch, weil die Zusammenkunft von Menschen aller Herren Länder die Übertragung und den Austausch von Infektionserkrankungen begünstigt.“
Das Oktoberfest mit Tausenden Besuchern auf engstem Raum heizt alljährlich in und um München eine verfrühte Erkältungswelle an – das Phänomen ist bekannt als Wiesngrippe. Die Zahl der Infektionen mit der echten Virusgrippe (Influenza) und RSV (respiratorisches Synzytial-Virus) sei derzeit noch gering, sagt Spinner. Die Influenzawelle erreiche ihren Höhepunkt in der Regel im Januar.
Keine Gefahr auf der Wiesn: Mpox
Eine besondere Ansteckungsgefahr durch Mpox sieht der Infektiologe auf dem Oktoberfest trotz der dicht gedrängten Menschenmassen dagegen nicht. Das Risiko einer Mpox-Infektion sei dort wie auch allgemein eher gering, weil es dazu Kontakt mit infektiösen Hautveränderungen bedürfe und derzeit in Europa nur von wenigen Fällen berichtet wurde, so Spinner. „Anders als Atemwegsinfektionen überträgt sich Mpox deutlich schwerer und nicht durch die Luft. Zudem sind Risikogruppen wie Menschen mit häufig wechselnden Sexualpartnern inzwischen geimpft.“
Vor allem Menschen über 60 Jahre oder mit Vorerkrankungen sollten sich vor dem Winter impfen lassen, ebenso Menschen im Gesundheitswesen und im Umfeld chronisch Kranker, rät der Mediziner. Sowohl Influenza- als auch Covid-19-Impfungen seien in vielen Praxen verfügbar. „Die Impfung wirkt etwa eine Woche nach der Verabreichung, weshalb sich das auch jetzt noch während der Wiesn lohnen kann.“ Die Schutzwirkung hält drei bis sechs Monate an, bevor sie allmählich nachlässt.
Masken seien vor allem bei kurzem Kontakt sinnvoll. Für eine optimale Schutzwirkung müssen sie aber konsequent getragen werden. Auch eine geringe Zahl von Kontakten etwa durch Homeoffice reduziere das Ansteckungsrisiko. Wichtig sei es zu Hause zu bleiben, wenn man krank ist, um andere nicht anzustecken.
dpa/wb