Oktoberfest 2025: Ist der Almauftrieb Münchens glamouröseste Wiesn-Nacht? – München | ABC-Z

Vielleicht muss diese Geschichte über den „Almauftrieb“ auf der Wittelsbacher Brücke beginnen, neben dem Reiterstandbild von Otto I. Ein 1a Platz, um auf dem Heimweg von der Wiesn das Radl mal kurz abzustellen. Verschnaufer vor dem ekligen Anstieg hoch nach Obergiesing. So ganz spurlos sind die Getränke im Bierzelt doch nicht an einem vorübergegangen. Und so ein Fluss mitten in der Stadt ist ja auch ein Geschenk. Am Nachmittag haben die Münchner noch darin gebadet, vielleicht zum letzten Mal in diesem Jahr. Jetzt sitzen ein paar von ihnen unten am Ufer, schauen rüber zum leuchtenden Heizkraftwerk, von irgendwo her plärrt Rap aus einer Musikbox. Ansonsten: relative Stille, nur wenige Minuten und ein paar Hundert Meter entfernt von dem wohl irrsten Volksfest des Planeten.
An einem der buntesten Abende, die dieses Mysterium namens Oktoberfest so zu bieten hat. Das ist es dann wohl, dieses spezielle Münchner Welt-Dorf-Gefühl: eben noch mit Effe, Sandy und Jérôme im Bierzelt, jetzt mit Otto, dem Wittelsbacher, beinahe allein in der Nacht an der schon schlaftrunken gluckernden Isar.
Wo waren wir? Ah ja, Almauftrieb beim Käfer, Pflichttermin für alle Promi-Reporter in und um München. Der Almauftrieb in Kurzform: 1999 hatten Philip und Evelyn Greffenius die Idee, gleichnamiges Event am ersten Wiesn-Sonntag in der Käfer Wiesn-Schänke ins Leben zu rufen. Und wie bei einem etwas weiter gefassten Klassentreffen versammelt sich nun im Zelt von Multi-Gastronom Michael Käfer Jahr für Jahr eine maximal breit gefächerte Mischung aus Wirtschaft, Showbusiness, Sport und anderen üblichen Verdächtigen.
Unter den Gästen sind aber auch viele Stammgäste, die schon seit 27 Jahren einen Tisch beim Almauftrieb reservieren und nicht so sehr im Rampenlicht stehen. Etwa die Platzhirsche Martin Krug, Stefan Olsson oder Ugo Crocamo mit ihren Star-Gästen Stefan Effenberg, Sandy Meyer-Wölden und Jérôme Boateng. Traditionell findet der Almauftrieb in der von Clarissa und Michael Käfer bewirteten Käfers Wiesn-Schänke statt, die seit 1971 auf dem Oktoberfest existiert.

Was den besonderen Charme des Abends ausmacht, bei diesem an VIP-Events wahrlich nicht armen Wiesn-Spektakel? Nun, an den auf den Tischen drapierten Ingwer-Kurkuma-Shots wird es nicht ausschließlich liegen, an der vorzüglichen Ente samt Blaukraut und Knödeln schon eher, aber zuallererst ist da natürlich die zentralste und zugleich rhetorische aller Fragen: Seid ihr alle da? Natürlich sind von Miroslav Klose über Elias Becker und Hugo Bachmaier bis Laura Wontorra alle da. Man kann es sich ja als VIP fast nicht erlauben, nicht da zu sein.



Wobei: Die Fußballerfraktion des FC Bayern war schon mal zahlreicher vertreten als gleich am ersten Tisch links mit Alphonso Davies, Konrad Laimer und Jonathan Tah. Letzterer ein Almauftrieb-Novize, dem vorab anscheinend niemand gesagt hatte, dass dies kein Mannschaftsabend, sondern ein sehr öffentlicher Auftritt ist, bei dem auch Fotografen ihrer ja durchaus reichweitensteigernden Arbeit nachgehen. Mei, dann gibt’s halt kein nettes Foto von den roten Rekordmeistern.

Andere sind da schon weiter. Wer eine einigermaßen professionelle Kamera in der Hand hält, wird schon vor dem Zelt von nicht wenigen Lady-Ansammlungen genötigt, „doch mal kurz zu knipsen“, dezidiert ohne „bitte“ in der Anrede. Drinnen im Käfer-Zelt passiert das allerdings nicht, weil der Zugang für Fotografen vom Veranstalter heuer drastisch reduziert wurde, was mehr als schade ist. Denn gerade dieser Abend im Käfer-Zelt lebt von jeher ja zu einem hohen Grad von den Selbst-Inszenierungen seiner Gäste, vom Blitzlichtgewitter der Bilderlieferanten, die zunächst draußen bleiben mussten und nur nach einiger Überredungskunst auch drinnen ein paar Fotos schießen durften.
Was es dort zu sehen gab? Nun, einen mutmaßlichen Boxer mit sehr massiven Oberarmen (das Hemd unter der Jacke hat er der Einfachheit halber schlicht weggelassen), zudem einen H.P. Baxter von Scooter, der auch mit 61 unverschämterweise noch wie 38 aussieht, dazu die immer blonden Meise-Zwillinge, die immer noch kein Mensch auseinanderhalten kann. Die TV-Ereignisse Stefan Effenberg, Oliver Pocher, seine Ex-Frau Sandy Meyer-Wölden und der frisch emeritierte Jérôme Boateng kommen dagegen mittlerweile erstaunlich ungeschoren durchs Zelt. Aktuelle Fußball-Größen wie FC-Bayern-Coach Vincent Kompany sind derweil einfach nebenan in der Schützen-Festhalle hängen geblieben und posieren dort für Selfies mit den Fans.
Das ist sie wohl, die gern und oft gerühmte Liberalitas Bavariae: jeder, wie er mag. Eigentlich schon ein ganz guter Platz zum Leben und Arbeiten, dieses München. Erst recht, wenn Wiesn und Almauftrieb ist.





















