Wohnen

Wie mit Größenunterschieden bei Kindern umgehen? – Gesellschaft | ABC-Z

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Liebe Leserin, lieber Leser,

eine der in meiner Erinnerung noch präsenten Demütigungen aus der Jugend ereignete sich im Schwimmerbecken unseres Vorstadt-Freibads. Ich war damals in der achten Klasse und zusammen mit anderen Jungs damit beschäftigt, uns gegenseitig zu tunken, wie wir das nannten. Es ging darum, den anderen den Kopf unter Wasser zu drücken, was bestimmt schon damals von wohlmeinenden Erwachsenen missbilligt wurde. Mein Problem war jedenfalls, dass ich mit 14 Jahren zu den kleinsten Jungs in unserer Klasse gehörte und mit dem aussichtslosen Versuch beschäftigt war, den Andi zu tunken. Andi war der Größte in unserer Klasse: Er war in der Achten schon mehr als zwei Meter groß und konnte im Schwimmerbecken mühelos stehen. Klar, dass meine Tunkversuche scheiterten. Und wie ich, dürrer, kleiner Junge, so an dem Riesenkerl dranhing, kam ein Mädchen, stellte sich an den Beckenrand, deutete auf Andi und fragte mich: „Ist das dein Papa?“

Tja. Dieser Moment der Demütigung fiel mir wieder ein, als ich die Geschichte meiner Kollegin Claudia Fromme über sehr große oder kleine Kinder und Jugendliche gelesen habe, die ich Ihnen auch ans Herz legen möchte. Kinder können grausam sein, auf irgendeine offensichtliche Schwäche schießen sie sich immer ein, wenn sie sich über andere lustig machen. Das gilt natürlich auch für die Größe: Wer auffällig klein oder groß ist, muss oft Spott und Sprüche ertragen.

Wie das für Andi damals war, weiß ich nicht. Ich kann mich aber noch erinnern, wie sehnlich ich mir gewünscht habe, endlich zu wachsen, endlich eine tiefe Stimme zu bekommen und endlich einer von den Großen zu werden. Irgendwann erfüllte sich dieser Wunsch zumindest dahin gehend, dass mir ein Wachstumsschub am Ende eine Größe von 1,87 Metern bescherte. Dabei lernte ich übrigens die Lektion, dass sich die anderen Jugendlichen dann halt über etwas anderes lustig machen. Bei mir waren es meine wasserstoffblonden Haare, die sich nie bändigen ließen und in alle Richtungen standen. Aber auch das hat sich, nun ja, gelöst: Die Haare haben sich schon vor langer Zeit verabschiedet und eine Glatze zurückgelassen.

Wie war das bei Ihnen? Waren Sie klein, waren Sie groß, und hat Sie das als Kind beschäftigt, im Guten wie im Schlechten? Oder beschäftigt Sie jetzt die Größe Ihres eigenen Kindes? Schreiben Sie mir gerne, ich bin gespannt.

Ein schönes Wochenende wünscht

Sebastian Herrmann

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