Wie eine konzertierte Aktion Rilke vorm Kriegsdienst rettete | ABC-Z
„Unwirklich“ kamen Rilke die Untersuchungen für den Kriegsdienst im November 1915 vor, die zweite noch mehr als die erste. Sie fand frühmorgens statt und hatte ein „höchst überflüssiges Nachspiel“, wie Rilke klagte. Der österreichische Staatsbürger musste sich beim Münchner Stabsarzt vorstellen, wurde gemessen, gewogen und untersucht. Vor der Musterung versuchte Rilke, einen geheimnisvollen Herrn „v. V.“ zu erreichen, eine Person mit Einfluss. Vermutlich wollte Rilke seine Freistellung vom Militärdienst erreichen, und der offenbar informierte Stabsarzt reagierte scharf. Rilke beschwerte sich: „ein Verweis auf’s Gröbste mir ins Gesicht gesagt, von einem kaum dazu Berufenen, vor der versammelten Kommission. Kurz: Breughel, und ich unter den ins Jüngste Gericht peinlich Auferstandenen.“ Kriegsdiensttauglich, lautete das Ergebnis, zweimal, wie der Stabsarzt am 25. November 1915 ironisch feststellte.