Wie Angela Merkel den Hosenanzug politisch machte | ABC-Z
„Sie möchte sich doch bitte schön ordentlich anziehen!“ So paraphrasiert die Moderatorin des Literaturfestivals Lit.Cologne, Bettina Böttinger, Stimmen aus der CDU zu Zeiten der ersten Vereidigung Angela Merkels. Am Montagabend stellte die Altkanzlerin ihre Autobiografie „Freiheit. Erinnerungen 1954-2021“ auf dem Literaturfestival Lit.Cologne vor, und Böttinger moderierte.
Weiblich, jung und aus dem Osten – beim Schwelgen in Erinnerungen ging es auf dem Podium um Merkels Attribute zu Beginn ihrer politischen Karriere. Angesprochen auf frühere Kommentare zu ihrem damaligen Kleidungsstil, erzählte die Ex-Bundeskanzlerin von ihrer ersten Vereidigung. Ihr ehemaliger CDU-Kollege Günther Krause habe verlauten lassen: „Sag der mal noch, sie soll sich was Ordentliches zum Anziehen kaufen.“ Zu damaliger Zeit, als Krause noch Verkehrsminister gewesen sei, habe sie vor allem lange Röcke und Strickjacken getragen. „Dies verband man nicht sofort mit der CDU, sondern eher mit den Grünen“, sagte Merkel.
„Zum Durchbruch beigetragen“
Als Reaktion auf die Forderungen nach einem neuen Kleidungsstil habe sie sich nach einem „ordentlichen Bekleidungsgeschäft in Bonn-Bad Godesberg erkundigt“ und sich ein Kostüm mit Goldknöpfen gekauft. „Ich fühlte mich ehrlich gesagt nicht richtig wohl.“
Das Tragen eines Hosenanzugs auf politischer Bühne sei in den Neunzigerjahren ein Politikum gewesen, jedenfalls in ihren Parteikreisen, so Merkel. Das habe sie aber schnell überwunden. „Ich glaube, ich habe mit zum Durchbruch beigetragen.“ Der Hosenanzug gilt heute als typisches Merkel-Kleidungsstück.
Das Literaturfestival Lit.Cologne findet eigentlich erst im März statt. Für Merkel gab es jedoch einen früheren Termin. Seit der Veröffentlichung ihrer Autobiographie am 26. November im Kölner Verlag Kiepenheuer & Witsch ist die Altkanzlerin in Interviews zu ihren Erinnerungen und ihrer Sicht auf die politischen Ereignisse ihrer Karriere zu Gast.
