US-Gericht erlaubt Abschiebungen in Drittstaaten | ABC-Z

Washington. US-Gericht erlaubt vorerst, Migranten in den Südsudan abzuschieben. Eine Richterin kritisiert den Machtmissbrauch bei Abschiebungen.
Das Oberste Gericht in den USA erlaubt es Präsident Donald Trumps Regierung vorerst, Migranten in Drittstaaten abzuschieben. Im konkreten Fall geht um Männer, die alle wegen Gewaltverbrechen verurteilt worden sind. Sie sollen in den afrikanischen Krisenstaat Südsudan abgeschoben werden. Doch nur einer der Männer ist Südsudanese.
Hauptstadt Inside von Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion
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Die Regierung hatte beim Supreme Court mit einem Eilantrag gegen die Anordnung eines Bundesrichters in Boston geklagt. Dieser hatte vor einigen Wochen entschieden, dass Migranten eine bestimmte Frist eingeräumt werden müsse, um eine drohende Abschiebung in Länder fern ihrer Heimat juristisch anzufechten.
Richter habe sich in Befugnisse des Präsidenten eingemischt
Die neue Entscheidung ist nicht endgültig. In der Sache soll die Angelegenheit weiter vor niedrigeren Instanzen verhandelt werden. Die Regierung hatte in ihrem Eilantrag argumentiert, dass sich der Richter in Boston unzulässigerweise in außenpolitische Befugnisse des Präsidenten eingemischt habe. Es gehe um die Abschiebung von einigen der „schlimmsten illegal im Land befindlichen Ausländern“.
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Das Heimatschutzministerium sprach in einer Reaktion von einem Sieg für die Sicherheit der Menschen in Amerika. Nun könnten die Migranten in aufnahmewillige Länder abgeschoben werden.
Geplante Abschiebung in den Krisenstaat Südsudan
Unter den abgeschobenen Männern sind neben einem Südsudanesen auch zwei aus Vietnam und Myanmar. US-Medienberichten zufolge waren alle Männer wegen Gewaltverbrechen verurteilt worden. Aufgrund der richterlichen Anordnung saßen die Menschen zuletzt im ostafrikanischen Dschibuti auf einem US-Militärstützpunkt fest.
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Von den neun Mitgliedern des Supreme Courts stimmten die sechs eher konservativen Richter für den Eilantrag der Regierung, drei eher liberale Richterinnen stimmten dagegen. In einer detaillierten abweichenden Meinung sprach Richterin Sonia Sotomayor von einem „groben Missbrauch“ der Macht des Gerichts, der „unverständlich“ und „unentschuldbar“ sei, weil er die „Gesetzlosigkeit“ der Regierung belohne.
Richter zitierte Gefahr von Folter und Gewalt in Drittstaaten
Der Richter in Boston, Brian Murphy, hatte im Mai die Abschiebung einer Gruppe Migranten verhindert und eine landesweit gültige einstweilige Verfügung gegen ähnlich gelagerte Fälle erlassen. Die Betroffenen hätten keine angemessene Gelegenheit erhalten, sich rechtlich gegen die Abschiebung in einen Drittstaat zu wehren, und liefen damit Gefahr, Opfer von Folter oder Schlimmerem zu werden, so die Argumentation.
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In der abweichenden Meinung, die auch von den beiden anderen eher liberalen Richterinnen mitgetragen wurde, griff Sotomayor ihre konservativen Kollegen frontal an. Offenbar finde das Gericht die Vorstellung, dass Tausenden „an weit entfernten Orten Gewalt“ widerfahre, „erträglicher“ als die wenig wahrscheinliche Möglichkeit, dass ein Gericht der niedrigeren Instanz mit seiner einstweiligen Verfügung gegen die Regierung seine Macht überschritten habe, schrieb Sotomayor.
Weitere Drittstaaten für Abschiebungen im Gespräch
Trumps Regierung setzt zunehmend auf Abschiebungen in Drittstaaten. Dem mittelamerikanischen El Salvador zahlt Washington im Gegenzug für die Aufnahme abgeschobener Migranten eine Millionensumme. Neben dem Südsudan soll auch Libyen als mögliches Ziel im Gespräch sein.
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Das Oberste Gericht in Washington ist seit mehreren Nachbesetzungen während Trumps erster Amtszeit (2017-2021) politisch deutlich nach rechts gerückt. Ihm war es gelungen, drei der neun Richterposten auf Lebenszeit neu zu besetzen. Bei jüngsten Entscheidungen des Gerichts zu Eilanträgen gegen Trumps Politik konnte die Regierung bereits mehrere Siege verbuchen.
dpa/jle