Wette auf die große Lockerung: Zinsfantasien bescheren Wall Street beste Woche des Jahres | ABC-Z
Wette auf die große Lockerung
Zinsfantasien bescheren Wall Street beste Woche des Jahres
13.09.2024, 22:49 Uhr
Ein Bericht des “Wall Street Journal” verursacht Enthusiasmus. Beschließen die US-Notenbanker in der kommenden Woche überraschend doch einen großen Zinsschritt nach unten? Viele Anleger setzen darauf und füllen ihr Depot. Nur die Aktionäre von Boeing und Adobe schauen in die Röhre.
Zinsfantasien haben auch am Freitag an den US-Börsen für steigende Aktienkurse gesorgt. Für besonders großen Enthusiasmus sorgte die Spekulation, die US-Notenbank könnte in der kommenden Woche möglicherweise doch einen großen Zinsschritt nach unten beschließen. Das wurde zuletzt als wenig wahrscheinlich erachtet. Auslöser war ein Bericht des “Wall Street Journal”, wonach bei den US-Notenbankern eine aggressivere geldpolitische Lockerung auf dem Tisch liegen soll, weil man die Inflation unter Kontrolle sehe und sich mehr um die Beschäftigung sorge.
Am Zinsterminmarkt stieg die Wahrscheinlichkeit einer Senkung um 50 statt 25 Basispunkte sprunghaft auf 49 Prozent. Entsprechend ging es mit den Renditen am Anleihemarkt nach unten. Das stützte den Goldpreis, der ein Rekordhoch erreichte.
Der Dow-Jones-Index legte um 0,7 Prozent auf 41.394 Punkte zu und näherte sich damit auf etwa 200 Punkte seinem Rekordhoch von Ende August. Der S&P 500 und der Nasdaq Composite verbesserten sich um 0,5 und 0,7 Prozent. Im Wochenverlauf verzeichnete der Dow Jones einen Anstieg von 2,6 Prozent. Der S&P 500 legte vier Prozent zu und der Nasdaq stieg um knapp sechs Prozent – sie verzeichneten somit ihre besten Wochen des Jahres.
Erdölpreise verteidigen Erholungsgewinne
Neue Preisdaten vom Tage stützten die Zinsfantasie. Die Importpreise gingen im Monatsvergleich einen Tick stärker zurück als erwartet. Zur guten Stimmung trug auch bei, dass sich laut dem Index der Uni Michigan die Konsumentenstimmung im September verbesserte und zugleich die Inflationserwartung gegenüber dem Vormonat leicht sank.
Der US-Dollar gab parallel zu den sinkenden US-Marktzinsen nach. Der Dollarindex büßte 0,3 Prozent ein. Von beiden Entwicklungen profitierte der Goldpreis, die Feinunze verteuerte sich nach dem kräftigen Vortagesanstieg um weitere 0,9 Prozent bzw. 23 Dollar auf 2.582. Im Tages- und zugleich neuen Allzeithoch waren es 2.586 Dollar.
Die Erdölpreise verteidigten ihre Erholungsgewinne der Vortage, ausgelöst von Förderausfällen durch den Wirbelsturm Francine im Golf von Mexiko und an der US-Küste.
Streik bei Boeing könnte teuer werden
Unter den Einzelwerten am Aktienmarkt gaben Boeing um 3,7 Prozent nach. Die Mitarbeiter der größten Gewerkschaft des Flugzeugbauers haben für einen Streik gestimmt. Damit drohen Produktionsausfälle unter anderem beim Bestseller 737. Ratingagenturen sehen nun die Bonität von Boeing gefährdet und warnen vor einem Abrutschen in den sogenannten Ramschbereich.
Adobe erzielte in seinem dritten Geschäftsquartal zwar einen höheren Gewinn und Umsatz, das Softwareunternehmen enttäuschte aber mit dem Ausblick. Der Kurs stürzte um 8,5 Prozent ab.
Oracle gewannen 0,4 Prozent. Auf einem Analysten-Tag hatte der Softwarekonzern dank der anhaltend starken Nachfrage im Cloud-Bereich eine positive langfristige Wachstumsprognose abgegeben und die Umsatzerwartung für das kommende Geschäftsjahr erhöht.
Uber weiß zu begeistern
Ford will sein Werk im indischen Chennai wieder in Betrieb nehmen und dort Fahrzeuge für den Export produzieren. Das Werk muss dazu umgestellt werden. Der Kurs stieg um 0,7 Prozent.
Uber verteuerten sich um 6,4 Prozent, nachdem der Mobilitätsdienstleister eine Partnerschaft mit Waymo, dem zu Alphabet (+1,7 Prozent) gehörenden Unternehmen für autonomes Fahren, ausgeweitet hatte.
RH (Restoration Hardware) schnellten nach guten Quartalszahlen um gut 25 Prozent nach oben. Bei Singular Genomics Systems wurde eine Übernahmeofferte von Deerfield Management mit einem Kursfeuerwerk von fast 120 Prozent quittiert.