„Werden sehen, wo ich in der Geschichte des Radsports stehe“ | ABC-Z

Urlaub? Von wegen! Auch nach dem letzten Sieg am finalen Tag einer außergewöhnlich erfolgreichen Saison sprühte Tadej Pogacar vor Ehrgeiz. „Unsere Agentur organisiert Ende November ein Padel-Turnier. Und da muss ich jetzt mit dem Training anfangen“, sagte der slowenische Radsport-Superstar nach seinem abermals beeindruckenden Sieg bei der Lombardei-Rundfahrt.
Ob bei der boomenden Hallentennis-Variante Padel oder vor allem im Kerngeschäft im Sattel: Wo der 26 Jahre alte Slowene antritt, will er gewinnen. Und wenn Pogacar gewinnen will, dann kann das, so scheint es, zumindest im Radsport derzeit niemand verhindern.
„Wir wussten, wann und wo Tadej attackiert“
„Jeder hat gesehen, dass er derzeit der beste Fahrer der Welt ist“, sagte der belgische Olympiasieger Remco Evenepoel, dem als Zweiten nach 255 Kilometern zwischen Bergamo und Como satte 3:16 Minuten auf Pogacar fehlten: „Wir wussten irgendwie, wann und wo Tadej attackiert …“. Aufzuhalten war Pogacar dennnoch nicht. So zog es sich durch das gesamte Jahr. „Ich habe durchgezogen“, sagte Pogacar, „um das mentale Match mit Remco zu gewinnen.“
„Der König der Welt malt einen Regenbogen über den Comer See“, dichtete die italienische Gazetta dello Sport nach dem Sieg des Alleinherrschers im Weltmeistertrikot.
„Es war eine perfekte Saison“, sagte Pogacar, der 25 Siege einfuhr. Im März war er mit einem beeindruckenden Triumph nach 82-Kilometer-Solo bei den Strade Bianche ins Radsport-Jahr gestartet, es folgten Siege bei der Katalonien- und Flandern-Rundfahrt, bei Lüttich-Bastogne-Lüttich, dem Giro d’Italia und der Tour de France, bei der Weltmeisterschaft, in Montreal, beim Giro dell’Emilia und nun schließlich in der Lombardei.
Noch zehn Jahre will Pogacar fahren, sagte er unlängst. Die nur noch wenigen fehlenden großen Titel – Olympiasieg, Vuelta, Mailand-Sanremo, Paris-Roubaix – wird er angreifen. Dem Quervergleich mit den allergrößten des Radsports verweigert sich „Pogi“ aber standhaft.
„Nach meiner Karriere werden wir ja sehen, wo ich in der Geschichte des Radsports stehe“, sagte er am Samstag nach dem vierten Lombardei-Sieg in Serie. Das, so viel Vergleich muss sein, hatte vor ihm nur Fausto Coppi, Italiens „Meister aller Meister“, geschafft. Von 1946 bis 1949.
Doch wer so fährt wie Pogacar, bei dem fährt der Zweifel stets mit. Auch in der Lombardei musste er sich dahingehend erklären. „Wo immer es Dominanz gibt, im Sport, in der Wirtschaft, wird es Eifersucht und Verdächtigungen geben“, sagte Pogacar: „Und dagegen kann ich nichts machen.“