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“Werde tun, was er verlangt”: Donald Trump sucht den America-First-Minister | ABC-Z


“Werde tun, was er verlangt”

Donald Trump sucht den America-First-Minister

Zentralbank-Zerstörer Scott Bessent, “Geldmaschine” John Paulson oder Handelskrieger Robert Lighthizer: Wer den Job als US-Finanzminister ergattert, wird nach Donald Trump wichtigster Mann in Washington. Gesucht ist ein williger Vollstrecker, der die Weltwirtschaft zugunsten Amerikas umkrempelt.

Schon wenige Tage nach dem Trump-Triumph beginnt sich das Personalkarussell in Washington zu drehen. Im Fokus steht dabei der wichtigste Posten der US-Regierung nach dem Präsidenten selbst: Finanzminister der größten Volkswirtschaft der Erde. Für den Job hat Donald Trump laut Medienberichten bereits einige Männer in der engeren Auswahl. Doch sie alle eint eine Beschreibung: Ja-Sager mit Schock-Potenzial für die Weltwirtschaft.

Momentan scheint vor allem der Hedgefonds-Manager Scott Bessent gute Karten zu haben: Er war im Wahlkampf einer der wichtigsten Geldgeber von Donald Trump und sein wichtigster Wirtschaftsberater. Laut “Financial Times” interviewt der stinkreiche Gründer der Investmentfirma Key Square Capital bereits mögliche Stellvertreter für seinen Posten als Finanzminister.

Dem US-Sender CNBC sagte Bessent zwar, es hätten noch “keine Diskussionen über Jobs” stattgefunden, zeigte sich dabei aber offen für einen Posten sowohl innerhalb als auch außerhalb der Regierung. Sogar eine Rolle als Wiederaufbaubeauftragter für die Ukraine könne er sich vorstellen. In jedem Fall ist Bessent Trump treu ergeben: “Ich werde tun, was immer Präsident Trump verlangt.”

“Zentralbank-Zerstörer” und Zollfreund

Berühmt wurde Bessent, als er Anfang der 90er Jahre zusammen mit George Soros gegen das britische Pfund und den japanischen Yen wettete und damit für den Fonds des liberalen Philantrophen Milliarden verdiente. Aus dieser Zeit hat Bessent auch den Spitznamen “Der Mann, der die japanische Zentralbank zerstörte”. Er ist zwar ein Anhänger von Trumps Zollpolitik, dürfte aber noch der vergleichsweise moderateste Kandidat für den Posten des Finanzministers sein.

Trumps geplante Zölle sieht Bessent zwar anders als die meisten Ökonomen nicht als Inflationstreiber, sondern als “einmalige Preisanpassung”: Der gleichzeitige Ausbau der US-Ölförderung und die Deregulierung der Wirtschaft würden den Preisdruck ausgleichen, glaubt Bessent. Aber er ist dafür, sie schrittweise einzuführen und sieht sie eher als maximalistische Verhandlungstaktik: “Eskalation zur De-Eskalation”um Zugeständnisse von den Handelspartnern zu erpressen. Zudem vertritt er auch in anderen Fragen eher traditionelle Ansichten und glaubt etwa an einen starken US-Dollar als Leit- und Reservewährung des Welthandels.

Die “Geldmaschine” aus Trumps Nachbarschaft

Neben Bessent ist auch John Paulson ein aussichtsreicher Kandidat: Er ist ebenfalls Hedgefonds-Boss und Trump-Geldgeber. Zudem liegt der mehrfache Milliardär nicht nur ideologisch noch mehr auf Trumps Linie, sondern hat auch persönlich mehr Gemeinsamkeiten mit dem kommenden Präsidenten: Wie Trump wurde er in Queens geboren, hat eine schmutzige Scheidung hinter sich und eine Luxus-Villa am Strand von Palm Beach in Florida. Dort veranstaltete er im April ein Spendendinner und sammelte an einem Abend 50 Millionen Dollar für Trump ein.

Nicht nur deswegen nennt Trump Paulson “eine Geldmaschine”: Er wurde reich und berühmt als er in der Finanzkrise gegen den US-Hypothekenmarkt wettete. 2012 verkaufte er Trump zusammen mit anderen Investoren für 150 Millionen Dollar eines seiner Golf-Hotels. Die zahlreichen Ermittlungen gegen Trump hat Paulson “politisch motiviert” genannt, den Sturm auf das Kapitol “eine Demonstration, die ausgeartet ist”. Seine “Top-Priorität” im Amt wäre die Verlängerung von Trumps Steuergeschenken für Superreiche sowie die Streichung von Bidens Subventionen für Erneuerbare Energien.

Glühender Handelskrieger mit China-Obsession

Der radikalste in der Kandidatenrunde aber ist Robert Lighthizer. Er war bereits in der Reagan-Administration in den 80er Jahren Vize-Handelsbeauftragter. Dann verschwand er für Jahrzehnte in der Versenkung und kämpfte als Anwalt dafür, die US-Stahlindustrie vor ausländischer Konkurrenz zu schützen. In Trumps erster Regierung wurde er dann oberster US-Handelsbeauftragter und hat maßgeblich die Neuverhandlung des Freihandelsabkommens mit Mexiko und Kanada vorangetrieben. Und damit die Abkehr der USA von der multilateralen, regelbasierten Weltwirtschaft hin zu einem nationalistischen und protektionistischen Wettlauf der Einzelstaaten angestoßen.

Nach Trumps Abwahl wechselte er zum Trump-nahen Thinktank “America First Policy Institute” und schrieb ein Buch, in dem er seine grundlegenden Ansichten darlegte. Lighthizer darf mit Fug und Recht als Architekt von Trumps Handelspolitik bezeichnet werden: Er ist ein glühender Verfechter des Zollkriegs mit China und anders als etwa Bessent argumentiert er wie Trump selbst für eine Abwertung des Dollar, um die US-Exporte anzukurbeln.

Als Finanzminister hätte Lighthizer noch größere Macht, um seine protektionistische Vision umzusetzen und die USA auf einen Kurs festzulegen, der nicht internationale Stabilität, sondern die eigenen wirtschaftlichen Interessen verfolgt. Sein aggressiver Wirtschaftsnationalismus hat sich seit der ersten Trump-Regierung längst im politischen Spektrum ausgebreitet: Auch die Biden-Regierung hat Trumps China-Zölle in Kraft gelassen. Egal ob Bessent, Paulson oder Lighthizer das Rennen als Finanzminister machen: So oder so ist “America First” nicht nur eine vorübergehende Episode, sondern eine Zeitenwende, die die US-Wirtschaftspolitik auf Jahrzehnte prägen dürfte.

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