Wer sind die neuen Dreisterne-Restaurants in Frankreich? | ABC-Z

Essen, das habe ihm seine Großmutter mit auf den Weg gegeben, sei viel mehr als der Verzehr von Speisen, sagt der frisch prämierte Sternekoch und weint. Es sind nicht die einzigen Tränen, die an diesem Montagabend auf offener Bühne fließen. Für Frankreichs Spitzenköche ist der Erhalt eines Michelin-Sterns vergleichbar mit einer Olympiamedaille für Spitzensportler. Einige der 57 erstmals Prämierten sind außer sich, nach Jahren der Plackerei die prestigeträchtigste Gastronomieauszeichnung der Welt zu erhalten.
Nach Cognac, Straßburg und Tours fand die jährliche Sterneverleihung für französische Küchen dieses Mal in Metz statt. Damit verbunden ist auch im digitalen Zeitalter der Druck eines wieder mehr als 1000 Seiten dicken Restaurant- und Hotelratgebers, des „Guide Michelin“. Das geht jetzt schon seit 125 Jahren so. Die Ursprungsidee der Gebrüder André und Édouard Michelin, Reisenden Einkehr- und Übernachtungstipps zu geben, wenn ihr Auto in die Werkstatt muss, sei immer noch aktuell, sagt Florent Menegaux, der Konzernchef von Michelin.
Imagefördernd für den Konzern
Für den Reifenhersteller aus der Auvergne fallen Guide und Sterneranking als Teil der Lifestylesparte umsatzmäßig nicht groß ins Gewicht. Imagefördernd sind sie für den Konzern aber allemal. Auch deshalb hat er seinen Fokus auf Westeuropa in den vergangenen Jahren gelockert. Inzwischen prämiert er Küchen in rund 50 Destinationen auf der ganzen Welt. Die Expansion könne aber nur behutsam erfolgen, mahnt man bei Michelin, schließlich müsse die Schulung neuer Inspektoren damit Schritt halten. Wie viele genau im Einsatz sind und wie oft sie inkognito die Lokale testen, ist ein wohlbehütetes Geheimnis.
Global erfüllen 3029 Restaurants aktuell die hohen Qualitätsansprüche der Michelin-Juroren und wurden mit einem Stern ausgezeichnet. 502 haben einen zweiten Stern ergattert, 152 gar einen dritten, da man bei ihnen beständig „perfekt zubereitete Gerichte“ finde und die Küche „zur Kunst erhoben“ werde. Michelin legt dabei Wert auf die Feststellung, dass einzig das Produkt auf dem Teller, nicht die Ausstattung des Restaurants zähle. Die Sterneverleihung findet in jedem Land jedes Jahr statt. Zuvor wird bekannt gegeben, wer seine Qualität nicht halten konnte. Diesmal traf es in Frankreich unter anderem George Blanc in der Gourmetregion Auvergne-Rhône-Alpes. Dass er nach 44 Jahren seinen dritten Stern verlor, sorgte über die Fachwelt hinaus für Aufsehen.
In Deutschland, das in den vergangenen Jahren einen Anstieg auf 340 Sternerestaurants verzeichnete, steht die Verleihung für 2025 noch aus. Bei Michelin lobt man die Entwicklung der deutschen Gastronomie und sieht Europas Nummer zwei Italien mit aktuell 393 Sterneküchen schon in Reichweite. Die französische Kochkunst bleibt gleichwohl unübertroffen. 654 Küchen verlieh oder bestätigte Michelin dieses Jahr mindestens einen Stern, 15 mehr als 2024. Neu auf den Dreisterne-Olymp schafften es mit „Coquillage“ in der Bretagne und „Christopher Coutanceau“ in La Rochelle zwei maritim dominierte Küchen.