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Welche Strategie ist sinnvoll?: „Einmalanleger erzielt im Schnitt mehr Rendite als Ratenanleger“ | ABC-Z


Welche Strategie ist sinnvoll?

„Einmalanleger erzielt im Schnitt mehr Rendite als Ratenanleger“

Anleger, die einen größeren Geldbetrag zur Verfügung haben, stehen oft vor der Entscheidung: Soll der Betrag sofort angelegt oder über einen längeren Zeitraum gestreut werden, um von möglichen Kursschwankungen zu profitieren? Eine Studie der HQ Trust GmbH gibt Hinweise, welche Anlagestrategie sich je nach individueller Situation und Risikobereitschaft am meisten lohnt.

ntv.de: Sie haben in Ihrer Studie untersucht, ob es besser ist, eine größere Summe direkt auf einmal zu investieren oder sie in Raten über einen mittelfristigen Zeitraum zu verteilen. Was haben Sie genau gemacht?

Pascal Kielkopf: Wir haben in unserer Studie zwei Anlagestrategien miteinander verglichen: Den „Einmalanleger“, der den gesamten Betrag sofort investiert, und den „Ratenanleger“, der das Kapital gleichmäßig über 24 Monate verteilt. Beide investierten in den globalen Aktienindex MSCI ACWI. Die Studie betrachtet rollierende Zweijahreszeiträume von 1971 bis August 2024.

Was war die Idee hinter der Studie?

Pascal Kielkopf.

Pascal Kielkopf.

Viele Anlegerinnen und Anleger stehen vor der Frage, ob sie einen größeren Geldbetrag sofort anlegen oder lieber in Raten investieren sollen, um das Risiko zu streuen. Gerade bei der hohen Inflation der letzten Jahre verliert das Geld auf dem Sparbuch an Wert, weshalb der Kapitalmarkt, insbesondere Aktien, als Alternative interessant ist. Unsere Studie untersucht genau diese beiden Ansätze.

Was sind die wichtigsten Ergebnisse Ihrer Studie?

Der Einmalanleger hat nach den zwei Jahren im Schnitt zwei Prozent mehr Rendite erzielt als der Ratenanleger. Das ging allerdings mit höheren Schwankungen einher. Wer vorsichtiger ist und mögliche Schwankungen ausgleichen möchte, sollte in Raten investieren. Dabei ist es sinnvoll, die Investition auf maximal zwei Jahre zu strecken, um durch zu langes Zögern nicht zu viel Rendite liegenzulassen. Wer die maximale Rendite sucht, sollte die Einmalanlage wählen, muss aber das Risiko eines ungünstigen Einstiegs in Kauf nehmen.

Ist das Einmalinvestment also eher etwas für risikofreudige Anleger?

Genau. Der Einmalanleger hat das Risiko, zum falschen Zeitpunkt einzusteigen, wenn die Kurse gerade hoch sind. Der Ratenanleger streut das Risiko besser und investiert zu unterschiedlichen Kursen, nimmt dafür aber in Kauf, zwischenzeitlich nicht voll investiert zu sein und damit Renditen zu verpassen.

Ist ein Mittelweg die bessere Lösung?

Für die meisten Anleger schon. Es kann sinnvoll sein, die Investition über ein halbes bis ein Jahr zu strecken. So bleibt man flexibel und verringert das Risiko eines schlechten Timings.

Der Cost-Average-Effekt besagt, dass bei regelmäßiger Anlage eines festen Betrages bei niedrigen Kursen mehr und bei hohen Kursen weniger Anteile gekauft werden. Dadurch ergibt sich ein durchschnittlicher Einstiegskurs, der oft niedriger ist als bei einer Einmalanlage. Warum zeigt sich dieser Effekt in Ihrer Studie kaum?

Der Cost-Average-Effekt funktioniert theoretisch in einem schwankenden Markt, indem man bei niedrigen Kursen mehr Anteile kauft. Da die Märkte aber langfristig steigen, zahlt man oft zukünftig höhere Preise und erhält entsprechend weniger Anteile. Deshalb zeigte sich in unserer Analyse, dass man nur in rund einem Drittel der Fälle von diesem Effekt profitieren konnte.

Hat der Cost-Average-Effekt trotzdem Vorteile?

Ja, vor allem psychologische. Viele fühlen sich sicherer, wenn sie nicht alles auf einmal investieren und falls die Kurse tatsächlich fallen, nochmals günstiger nachkaufen können. Das beruhigt und mindert die Angst vor Verlusten, die emotional oft schwerer wiegen als die Freude über Gewinne.

Unerfahrene oder risikoscheue Anleger sollten ihre Investitionen also eher streuen?

Für Einsteiger, die sich erst an die Schwankungen gewöhnen müssen, ist eine Streuung über die Zeit sinnvoll. Entscheidend ist aber die langfristige Strategie. Nach den zwei Jahren sind beide Anleger voll investiert und was danach passiert, ist langfristig deutlich wichtiger.

Nämlich?

Ganz wichtig ist die Asset-Allokation, also die Aufteilung des Kapitals auf verschiedene Anlageklassen wie Aktien, Anleihen oder auch Immobilien. Wer zum Beispiel einen Aktien-ETF kauft, kann das Risiko durch Beimischung von Rentenfonds streuen. Die genaue Mischung hängt von der Risikobereitschaft und dem Anlagehorizont ab. Jüngere Anleger mit einem längeren Anlagehorizont können in vielen Fällen einen höheren Aktienanteil halten.

Sollte man sich an der Faustregel „100 minus Lebensalter = Aktienquote“ orientieren?

Diese Regel ist zu pauschal. Ältere Menschen, die ihr Depot vererben wollen, können auch eine höhere Aktienquote halten. Jüngere, die das Geld in absehbarer Zeit für größere Anschaffungen wie Immobilien benötigen, sollten vorsichtiger sein und nicht zu viel in Aktien investieren.

Ein Fazit zum Schluss?

Langfristig gilt: Je früher man investiert, desto besser. Der Zinseszinseffekt ist ein starker Motor für den Vermögensaufbau. Wer sein Kapital früh anlegt, profitiert über die Jahre. Allerdings gibt es keine Garantie, dass die Märkte in Zukunft immer so gut laufen wie in der Vergangenheit.

Mit Pascal Kielkopf sprach Julia-Eva Seifert

Disclaimer: Dieser Beitrag stellt keine Empfehlung für den Kauf oder Verkauf bestimmter Aktien oder anderer Finanzprodukte dar. Für die Richtigkeit der angegebenen Informationen wird keine Haftung übernommen.

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