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Welche neuen Emojis gibt es bald auf dem Handy? | ABC-Z

Das Leben ist eine einzige Aufopferung. Wir spüren das, wenn die Müllabfuhr uns aus dem Bett klingelt, der Kollege uns nach Informationen fragt, die mühelos öffentlich auffindbar sind, oder wir ver­suchen, unsere Hausverwaltung dazu zu bringen, sich um eine dröhnende Lüftung zu kümmern – es dauert dann nur ein paar Monate, und dann passiert nichts. Ein ­hartes Leben. Aber wie sollen wir diesem Aufopferungszustand angemessene Aufmerksamkeit verschaffen, wie die Botschaft der eigenen Müdigkeit rüberbringen, die in Zeiten von twitternden Multimilliardären weit über die körperliche Komponente hinausgeht? Bislang gar nicht, ­müssen wir uns harsch antworten.

Denn verbal zählt in der Ära der text­basierten Kommunikation nicht mehr, es müssen schon Bildchen sein, die mehr ­sagen, als es jeder wörtliche Ausdruck vermag: Emojis heißt das Zauberwort, und ein Emoji, das die tagtägliche Aufopferung angemessen würdigt, das gab es bislang nicht. Bei dieser Lücke fragt man sich im Nach­hinein, wieso sie erst so spät geschlossen wurde: Bald in diesem Frühjahr – Genaueres ist nicht bekannt – wird uns auf unseren Handys ein „Face with bags under eyes“-Emoji zur Verfügung gestellt.

Wir könnten das nun plattitüdenhaft mit dem Zeitgeist begründen oder aber, wie es die australische Antragstellerin Erin ­Collett am 27. Dezember 2018 (!) tat, mit der schieren Anzahl an Personen, deren Gemütszustand damit treffsicher abge­bildet wird. In ihrem Antrag an das kalifornische Unicode-Konsortium, das über den immer größer werdenden, aber nicht beliebig großen Schatz der Emojis wacht, rechnet sie vor: Ungefähr vier Milliarden Menschen nutzten das Internet. Diejenigen, für die das Emoji nützlich sein könnte – Neueltern, Liebhaber des ausprägten ­Alkoholkonsums sowie Schichtarbeiter, Studenten, Koffeinsüchtige, Personen mit Schlafstörungen –, dürften rund ein Drittel der Internetnutzer ausmachen.

Das sind die Neuen: Unicode hat bekanntgegeben, um welche Emojis die Palette erweitert wird.
Das sind die Neuen: Unicode hat bekanntgegeben, um welche Emojis die Palette erweitert wird.dpa

Ob die potentielle Zielgruppe allein die Unicode-Jury davon überzeugt hat, das Emoji aufzunehmen, ist nicht zu erfahren. Über den Entscheidungsprozess hüllt man sich während der häufig mehrjährigen Prozedur (ein Vorbild für Hausverwaltungen?) in Schweigen. Was daran liegen könnte, dass jeder, der möchte, einen Vorschlag einreichen kann – wenn er oder sie die strengen Antragsregularien einhält, die jeden Bürokratieliebhaber entzücken würden: vierstellige Unterpunkte, 3.e.i.5.!

Ein Staubsauger-Emoji ist überflüssig

All dem zu folgen, ist eine Aufopferung für sich. Die eigene Gutmütigkeit wird dabei allerdings schnell ausgebremst, besagt ein Hinweis doch: „Bitte rechtfertigen Sie die Hinzufügung eines Emojis nicht damit, dass es eine ‚Sache‘ fördert, ganz gleich, wie sinnvoll sie ist.“ Andere Faktoren ­seien entscheidender.

Zum Beispiel, dass das Emoji „neue Wege beschreitet“. Als Beispiel wird der Staubsauger angeführt: Weil es schon ein Emoji für einen Besen gebe, sei der überflüssig. Wir und vermutlich alle anderen Personen mit viel Haupthaar würden widersprechen, aber so ist das Leben nun einmal.

Die Antragsteller für das Finger­abdruck-Emoji, auch bald auf den Handys, begründen das mit den neuen Wegen ­unkompliziert: „Der Fingerabdruck repräsentiert einen neuen Emoji-Typ, der neue Wege beschreitet.“ Tautologie als Keim der Erkenntnis, hervorragend! Offiziell geschafft haben es auch ein toter Baum (Klimawandel), Rote Bete, eine Schaufel (warum nicht?), ein lilafarbener Farbklecks (auch wenn im Antrag ausführlich von Soßen die Rede ist) und eine Harfe – kultureller Eskapismus? Nein, im Antrag heißt es: „Engel werden oft mit Harfen ­abgebildet, und wir sollten alle danach streben, Engel zu sein.“ Wir werden uns das selbstkritisch sagen – und unserer Müllabfuhr. Emoji-los.

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