Politik

Welche Flaggen über Dänemark wehen dürfen – Politik | ABC-Z

Alles nur wegen Martin Hedegård aus dem jütländischen Weiler Nørre Bjert. Der Mechaniker, der Hillbilly-Musik und amerikanische Autos liebt, hisste 2018 in seinem Garten die US-Flagge, weshalb ihn seine Nachbarn anzeigten, schließlich gibt es in Dänemark das ungeschriebene Gesetz, dass man nur die dänische Flagge aufziehen darf. Das geht zurück auf ein Dekret aus dem Jahr 1915: Das kleine Dänemark war im Ersten Weltkrieg neutral, wollte keine der kriegstreibenden Parteien verärgern, weshalb Justizminister Carl Theodor Zahle eine Flaggenverordnung herausgab, des Inhalts, man möge doch bitte tunlichst keine ausländischen Flaggen wehen lassen. Zahle bezog sich dabei auf einen königlichen Beschluss von 1854.

Martin Hedegård aber argumentierte, für ihn gälten nur geschriebene Gesetze aus der Gegenwart und nicht königliche Resolutionen aus der Zeit der absoluten Monarchie, womit er in dritter Instanz recht bekam: Das Højesteret, das Oberste Gericht in Kopenhagen, sagte, da es kein explizites Gesetz gebe, welche Fahne man hissen darf und welche nicht, könne Hedegård weiterhin Stars and Stripes über seinem Grundstück wehen lassen.

Dieses Urteil hatte nicht zur Folge, dass alle sagten: Na, gut, dass das geklärt wäre. Stattdessen trat eilig das dänische Parlament zusammen, das nun ein geschriebenes Gesetz beschloss, demzufolge vom 1. Januar an in ganz Dänemark tatsächlich nur noch der Dannebrog, also die dänische Fahne wehen darf. Paragraf 2 des Gesetzes: „Es ist verboten, die Flaggen anderer Länder zu hissen.“

Ausgenommen von dem Verbot sind alle skandinavischen Fahnen, also Norwegen, Schweden, Is-, Finn- und Grönland, sowie die Åland- und die Färöer-Inseln. Außerdem noch die deutsche Fahne, aus Rücksicht auf die deutsche Minderheit in Nordschleswig, die bislang jedes Mal eine Genehmigung bei der Polizei einholen musste, wenn sie mal Schwarz-Rot-Gold flaggen wollte. Ukraine ist auch erlaubt, aber nur vorübergehend. Immer erlaubt sind Flaggen internationaler Verbände (EU/UN) sowie das Hissen von Piratenflaggen, Regenbogenfahnen und Flaggen mit unterschiedlichen Logos und Markenzeichen. Das Gesetz gilt für Fahnenmasten ab vier Metern. An Balkonen, Gepäckträgern oder Autoantennen darf man zum Beispiel auch russische, paraguayische oder saudi-arabische Flaggen anbringen.

„Der Dannebrog ist das wichtigste nationale Symbol, das wir in Dänemark haben“, freute sich der sozialdemokratische Justizminister Peter Hummelgaard nach der Abstimmung im Parlament. „Ein Symbol, das die Dänen als Volk zusammenhält und das in Dänemark einen ganz besonderen Stellenwert genießen sollte.“

Der Dannebrog ist die älteste unveränderte Landesfahne der Welt und soll der Legende nach am 15. Juni 1219 im bis heute gültigen Design aus dem Himmel gefallen sein, als ein dänisches Kreuzfahrerheer in Lyndanisse, dem heutigen Tallin, gegen die heidnischen Esten zu Felde zog.

Die Dänen brauchen seither eigentlich kein Work-out, hissen sie ihre Fahne doch zu jedem nur erdenklichen Anlass, Geburtstag, Einschulung, Weihnachten, Geburtstag des Königs oder seiner Mutter. Abends holen sie sie dann wieder ein, man soll sie nämlich nur zwischen Sonnenauf- und Sonnenuntergang gehisst haben. Wer zu faul ist, abends nochmals rauszugehen: Fahnen in dreieckiger Wimpelform dürfen auch nachts hängen bleiben.

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