Weitgehend friedliche Demo zum 1. Mai in Frankfurt | ABC-Z

Noch während die letzten Redner am Friedberger Platz in Frankfurt sprechen, soll sich der „revolutionäre Block“ auf der Wiese formieren. Dort beginnen die ersten Teilnehmer damit, sich zu vermummen. Die Ansage stammt von einer Sprecherin des linksradikalen Bündnisses „Revolutionärer 1. Mai“, das zu der Veranstaltung aufgerufen hat. Sie fordern höhere Löhne, kürzere Arbeitszeiten und ein Ende der Kriege in Gaza und Rojava. Außerdem wollen sie ein Zeichen gegen Nationalismus und den Rechtsruck in der Gesellschaft setzen.
Eine Sprecherin liest zum zweiten Mal die Auflagen für die Veranstaltung vor. Untersagt sind unter anderem das Zünden von Pyrotechnik, das Mitführen von Glasflaschen und auch die Länge der Fahnenstangen darf zwei Meter nicht überschreiten.
Dann setzt sich der Zug in Bewegung. Die Zahl der Demonstranten schätzt die Polizei zwischenzeitlich auf 1950. Auch sie ist in hoher Zahl vertreten. Mehrere Dutzend Polizisten in schwerer Schutzausrüstung gehen dem Zug voraus. Weitaus mehr stehen an den Seiten des Demonstrationszugs Spalier.
Auch Anhänger der Terrororganisation PKK sind da
Mehrere Organisationen beteiligen sich an der Demo unter dem Motto „1000 Krisen. Eine Antwort: Sozialismus“. Viele sind schwarz gekleidet und komplett vermummt. Neben dem schwarzen Block sind auch Anhänger der kurdischen PKK anwesend. „Freiheit für Öcalan“, skandieren sie. Abdullah Öcalan ist Gründungsmitglied der PKK. Seit einigen Jahren wird er von der türkischen Regierung gefangen gehalten. Die Bundesregierung stuft die PKK als Terrororganisation ein.
Einen großen Teil macht auch der Pro-Palästinablock aus. Sie schwenken Palästina-Flaggen und rufen „Free, free Palestine“ und auch den umstrittenen Slogan „From the River to the Sea“, der von vielen als antisemitisch kritisiert wird. Durch den Krieg in Gaza begehe Israel einen „Genozid“ an der palästinensischen Bevölkerung, hieß es in einem der Redebeiträge zu Beginn. Deutschland würde sich durch seine Unterstützung Israels mitschuldig machen. Am Ende des Zuges befinden sich die vermutlich ältesten Teilnehmer der Demo. Begleitet von Gesang und Akkordeonmusik tragen sie eine Fahne mit der Aufschrift „Arbeiterbund für den Wiederaufbau der KPD“.
Der Zug bewegt sich über die Friedberger Landstraße vorbei an der Konstablerwache in Richtung Mainufer. Dort wird die Demo immer lauter. Die ersten Teilnehmer beginnen, Pyrotechnik zu zünden. Kurze Zeit später sind Teile des Demonstrationszugs in schwarz-roten Rauch gehüllt. Mehrmals weist die Polizei darauf hin, dass dies gefährlich sei und gegen die Auflagen verstoße. „Lasst das Anzünden von Pyrotechnik sein“, schallt es aus den Lautsprechern der Polizei. Die Einsatzkräfte appellieren auch an die Unbeteiligten, sich von den „Zündlern“ zu distanzieren. Teile der Demo antworten darauf mit „Schweine, Lügner, Mörder, Bullen“ und „Wo wart ihr in Hanau“.
Auch im weiteren Verlauf zünden Teilnehmer Pyrotechnik und Feuerwerksraketen. Die Polizei habe Brandgefahr befürchtet, wie ein Sprecher sagt. Die geplante Route über den Römerberg darf die Demo deshalb nicht einschlagen. Stattdessen muss sie weiter am Main entlang und über die Gutleutstraße zu ihrem Zielort, dem Baseler Platz ziehen.
Erinnerungen an Ausschreitungen vor wenigen Jahren
Im Jahr 2021 kam es im Verlauf einer linksradikalen Demo zum 1. Mai zu Ausschreitungen, bei der sowohl Polizisten, als auch Demonstranten verletzt wurden. Nachdem Demonstranten Pyrotechnik gezündet hatte, eskalierte die Situation, als sich der rund 3000 Teilnehmer große Demonstrationszug auf den Hauptbahnhof zubewegte. Dort kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Teilnehmern und der Polizei.
Letztere setzte dabei Pfefferspray und Schlagstöcke gegen die Demonstranten ein. Später löste die Polizei die Demonstration auf. Doch im Anschluss soll es offenbar ohne Anlasse zu mehreren Übergriffen von Polizeibeamten auf Demonstranten gekommen sein. Eine Sitzblockade, die sich daraufhin an der Mainzer Landstraße formierte, wurde seitens der Polizei mit Wasserwerfern aufgelöst.
Die Organisatoren der Demonstration von 2021 kritisierten das Verhalten der Polizei und gaben ihr die Schuld an der Eskalation. Die Polizei bestritt dies und verwies auf Angriffe gegen Einsatzkräfte.
Am Donnerstag bleibt es friedlich, wie auch ein Sprecher der Polizei am Versammlungsort bestätigt. Nach einigen Redebeiträgen löst sich die Demo am Baseler Platz auf. Zwar seien Verstöße gegen das Vermummungsverbot und der mehrfache Einsatz von Pyrotechnik registriert worden, die Polizei achte in solchen Fällen aber auf die Verhältnismäßigkeit, sagt der Polizeisprecher. Trotzdem seien einige Fälle von Sachbeschädigung registriert worden. In der Gutleutstraße hätten Polizisten sechs zerkratzte Autos vorgefunden. Laut aktuellem Ermittlungsstand gingen sie davon aus, dass dies im Zuge der Demo passierte. Genaueres müsse allerdings noch ermittelt werden.