Weihenstephaner Forst-Professor erhält Preis für gute Lehre – Freising | ABC-Z
Entscheidend für das Renommee eines Wissenschaftlers, einer Wissenschaftlerin sind in der Regel Forschungsergebnisse und wie häufig er oder sie in Fachmagazinen zitiert wird. Die Qualität von Vorlesungen und Seminaren spielt in der Wahrnehmung eine untergeordnete Rolle. In den Forstwissenschaften ist das ein wenig anders. Christian Zang von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) erhielt vor Kurzem den Ars-Legendi-Fakultäten-Preis 2024 für gute Lehre.
Das sei eine „Riesenüberraschung“ gewesen. Es sei schön, wenn man sich engagiere „und das auch gesehen wird“, sagt Zang und fügt gleich dazu: Den Preis habe aber nicht er allein verdient. Die Zusammenarbeit an der Fakultät sei „extrem gut“. Der Inhaber der Professur „Forests and Climate Change“ punktete bei der Jury durch innovative Lehrmethoden und sein Engagement für die Studierenden. Die Auszeichnung wurde erstmals vom Stifterverband, dem Forstlichen Fakultätentag und den forstlichen Hochschulen in Zusammenarbeit mit der Sattelmühle-Stiftung verliehen.
Der 44-Jährige hat eine Forschungsprofessur inne, dennoch ist ihm die Lehre wichtig. „Es fängt schon mit der Berufsbezeichnung an“, sagt er im Gespräch mit der SZ. „Es heißt ja Hochschullehrer.“ Forschung und Lehre gehören für ihn eng zusammen. Einerseits könne man aktuelle Inhalte präsentieren und Studierende einbinden. Andererseits kämen von den jungen Leuten Fragen aus der Praxis und man sehe, wo es Forschungsbedarf gebe. Die Forschung trage dazu bei, die Lehre dynamisch zu halten.
Was, glaubt er, zeichnet seine Lehre aus? Da sei zum einen die Interdisziplinarität: Er zeige den Studierenden Vernetzungen auf, die das Waldwachstum betreffen, schildert Zang. Einer seiner Schwerpunkte ist die Digitalisierung. „Ich baue digitale Methoden da ein, wo es sinnvoll ist, wo sie die Lehre auf ein anderes Level heben.“ Als Beispiele nennt er kleine Zuordnungsarbeiten in Vorlesungen mit dem Smartphone. Dadurch werde die Aufmerksamkeit wieder geschärft, denn es sei schwer, 90 Minuten am Ball zu bleiben. Zudem könnten Lehrveranstaltungen durch Begleitmaterial angereichert werden – weiterführende Inhalte, Publikationen oder auch mal ein Youtube-Video. „Man kann gar nicht genug Wert auf die Lehre legen.“
Im Bachelor-Studium lässt Zang Studierende mit echten Daten arbeiten. Das bedeutet für ihn zusätzliche Arbeit. Aber es mache Sinn, Zeit zu investieren und Web-Applikationen zu entwickeln, die einen niederschwelligen Zugang ermöglichen. Im Master gehe es dann aber kaum ohne Programmierkenntnisse. „Vor großen Datenmengen sollte man da keine Scheu haben.“
Nicht jede Schlagzeile muss gleich Thema sein
In der Klimawandelforschung ist viel im Fluss. Es sei wichtig, aktuell zu bleiben, „ohne überaktiv zu sein“. Nicht jede neue Schlagzeile müsse Thema sein. Den Lehrenden komme hier eine Filterfunktion zu, „es braucht ein bisschen Augenmaß“.
Ein Forschungsprojekt, an dem er gerade arbeitet, ist ein ganz neues Thema. Leider, sagt er. Es geht um die Bewässerung in Wäldern. Vor allem in Franken müssen hektargroße kahle Flächen aufgeforstet werden, die durch Borkenkäferbefall entstanden sind. Doch die kleinen Bäume benötigen eine Starthilfe, weil es zu trocken ist. Ziel sei, ein sinnvolles, tagesaktuelles Frühwarnsystem für die Bewässerung zu entwickeln, erklärt Zang. Junge Bäume sollen in diesen Regionen ein-, zweimal im Jahr gezielt Wassergaben bekommen – zur Überlebenssicherung, das sei keine Verwöhnung, betont er. Dazu gebe es Freilandexperimente, zudem werde im Gewächshaus unter kontrollierten Bedingungen gearbeitet. Junge Bäume werden dort beispielsweise gezielt ausgetrocknet. In das Projekt sind viele Studierende eingebunden.
Ziel sei es, an der Hochschule so ausbilden, dass es praxisrelevant ist, sagt Zang. „Wenn das gelingt, dann entlassen wir Menschen in die Berufspraxis, die auf aktuelle und dringende Fragestellungen gut vorbereitet sind.“