Wechselhaftes Wetter: Keine weißen Weihnachten in Berlin und Brandenburg | ABC-Z
Vorhersage für Feiertage
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Weihnachten in Berlin und Brandenburg wird wechselhaft statt weiß
Es wird wieder keine Flocken geben: Zum Fest erwarten Berlin und Brandenburg wie gewohnt bleigraue Wolken und Temperaturen definitiv über null Grad. Weiße Weihnachten gab es hier zuletzt vor 14 Jahren – eine Region in Deutschland hat gute Chancen.
Zu Weihnachten müssen die Menschen in Berlin und Brandenburg mit wechselhaftem Wetter rechnen – Schnee wird es zum Fest auch in diesem Jahr nicht geben. Der Sonntag ist stark bewölkt und bringt zeitweise Regen- und lokal Graupelschauer sowie vereinzelt kurze Gewitter. Die Temperaturen klettern auf bis zu acht Grad Celsius. Es windet.
“Am Montag gibt es einen kurzen winterlichen Einschub, weil noch einmal kalte Luft reinkommt. Das kann vorübergehend Schneeregen und Graupelschauer bedeuten – ich will nicht ausschließen, dass irgendwo im westlichen oder südlichen Brandenburg ganz vorübergehend was Matschiges liegenbleibt”, sagt der Meteorologe der Meteogroup mit dem passenden Namen Jürgen Weiß rbb|24 am Sonntag. Selbst wenn aber Matsch liegenbleibe, an Heiligabend sei der ohnehin wieder passé, so Weiß.
Drei bis fünf Grad und Wolken an Weihnachten
Dann wird es laut Weiß nämlich wieder milder, tagsüber drei bis fünf Grad, auch abends über null – und dabei bewölkt. Am ersten Feiertag beschert das Wetter etwas Nieselregen und vier bis sechs Grad. “Der zweite sieht ein bisschen besser aus, es wird trockener sein, bei vier bis sechs Grad – aber ob die Sonne wirklich durch kommt, möchte ich nicht versprechen”, sagte Jürgen Weiß beim Blick in seine Prognosen. Nur am Alpenrand, in Südbayern, stünden die Chancen auf weiße Weihnachten gut, sagt der Meteorologe – dort können die Menschen ergiebige Schneefälle erwarten.
Richtung Jahresende werden die Prognosen dann wackliger. Zwischen den Jahren gibt es laut Weiß ein Hochdruckgebiet, es wird wohl tagsüber neblig-trüb mit wenig Sonnenschein. “Wenn es mal aufklart, kann es nachts auch auf null Grad heruntergehen,aber die Karten zum Jahreswechsel selber sind noch sehr unsicher. Entweder wird es windiger und milder oder nasskalt”, sagte der Meteorologe.
Romantische Hoffnung vs. graue Realität
Obwohl die romantische Vorstellung von weißen Weihnachten fester Bestandteil des kollektiven Gedächtnisses zu sein scheint: Mit der Realität hat sie wenig zu tun. In den letzten 120 Jahren gab es nur in sechs Jahren (1906, 1917, 1962, 1969, 1981 und 2010) in Deutschland flächendeckend weiße Weihnachten. In Berlin lag an Heiligabend 2010 eine Schneedecke von 31 Zentimetern, alle Weihnachtsfeiertage waren schneebedeckt.
Seit 1950 gab es das an Heiligabend laut Aufzeichnungen des deutschen Wetterdienstes und der Meteogroup in der Region nur elf Mal – das entspricht einer Quote von 15 Prozent. Die Wahrscheinlichkeit dürfte wegen des Klimawandels laut Experten in Zukunft sinken [tagesschau.de].
Die Anzahl der Frost- und Eistage in Deutschland nimmt seit Jahrzehnten durchschnittlich ab. Laut einer Studie hat Deutschland in den letzten zehn Jahren 18 Wintertage mit Temperaturen unter null Grad verloren. Der Süden Deutschlands, wo früher fast jedes zweite Jahr an Weihnachten Schnee lag, ist besonders betroffen. In München sank die Wahrscheinlichkeit für weiße Weihnachten von 33 auf 14 Prozent, in Freiburg von 17 auf unter 5 Prozent.
Seit Mitte des 19. Jahrhunderts als Motiv verbreitet
Die Idee der weißen Weihnachten entstand nicht vor dem Ende der Kleinen Eiszeit, die bis ins mittlere 19. Jahrhundert andauerte. Während dieser Zeit waren kalte, schneereiche Winter die Norm und wurden nicht als besonders oder erfreulich angesehen. Erst danach begann sich die romantische Vorstellung von schneebedeckten Weihnachten zu entwickeln.
Eine Analyse der Schweizer Klimaforscherin Martine Rebetez zeigt, dass sich die Darstellung von Schnee auf Weihnachtskarten im Laufe der Zeit veränderte: Die erste in London gedruckte Weihnachtskarte zeigte 1843 ein zeitloses bis herbstliches Motiv ohne Schnee. Zwei Jahre später zeigte eine Karte den Weihnachtsmann neben einem Schornstein mit schneefreien Dächern. Ab den 1860er Jahren wurde Schnee laut der Untersuchung dann zur Regel auf Weihnachtskarten [mdr.de].
Wie das Motiv der weißen Weihnachten so stark wurde, lässt sich im Rückblick aber nur mutmaßen. Mit dem aufkommenden Wintertourismus in den Alpen Mitte des 19. Jahrhunderts wurde Schnee von einer Bedrohung zu einem Symbol der Idylle. Touristen schickten winterliche Motive aus den Bergen in ihre schneefreie Heimat Auch literarische Einflüsse wie Charles Dickens’ “A Christmas Carol” mit seinem verschneiten Setting prägten das Bild von weißen Weihnachten – und nicht zuletzt die Bilder der Werbeindustrie wie beispielsweise von Coca-Cola und dem Weihnachtstruck.
Auch Postkarten und Berichte von Auswanderern aus dem schneereichen Nordamerika beeinflussten möglicherweise die europäische Vorstellung von weißen Weihnachten. Bing Crosbys Welthit “White Christmas” erzählt übrigens nur von der Sehnsucht danach – aus der Perspektive eines Mannes im warmen und sonnigen Kalifornien.
Sendung: rbb24 Inforadio, 22.12.2024, 11 Uhr