Wasser im Ohr und Badeotitis: Symptome, Ursachen und Hilfe | ABC-Z

Stand: 15.07.2025 10:10 Uhr
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Wasser im Ohr kann Symptome wie Juckreiz, Druck im Ohr, dumpfes Gefühl und Schmerzen nach sich ziehen. Schlimmstenfalls folgt eine Entzündung im Gehörgang: Badeotitis. Was tun? Was bringen Ohrentropfen?
Besonders beim Baden im See oder Schwimmen im Pool kann Wasser – auch von Bakterien bevölkertes Wasser – ins Ohr und in den äußeren Gehörgang gelangen. Das ist der innere Bereich des Ohrs zwischen Ohrmuschel und Trommelfell. Dringt Flüssigkeit dort ein, kann schon simples Wasser im Ohr zu Symptomen wie Druck, Juckreiz oder einem dumpfen Gefühl mit schlechterem Hören führen.
Schwimmen im eindringenden Wasser bestimmte Keime, kann es zu Otitis externa kommen, also einer Gehörgangsentzündung. Tatsächlich sind Bakterien die häufigste Ursache für eine Gehörgangsentzündung, daher haben sich für die Verbindung von Wasser im Ohr und Otitis auch eigene Begriffe etabliert, wie Badeotitis, Taucherohr oder Schwimmerohr.
Symptome durch Wasser im Ohr: Von Knistern bis dumpfes Gefühl
Steht das Wasser im Ohr, kann es schon kurz nach dem Schwimmen, Baden oder Tauchen zu unangenehmen Symptomen kommen. Eine Badeotitis wird meist durch Bakterien verursacht – aber auch die brauchen im schlechtesten Fall nur wenige Stunden, bis es zu einer Entzündung kommt. Symptome für Badeotitis sind:
- Schmerzen im Ohr und Druckschmerz am Tragus (Knorpel unmittelbar vor dem Gehörgang)
- Schmerzen bei Ziehen am Ohrläppchen
- Juckreiz
- Druck im Ohr
- Vermindertes Hörvermögen (dumpfes Gefühl im Ohr; viele Betroffene hören ein Knistern oder Rauschen, wie ausgelöst durch Bewegung des Wassers im Ohr)
- Schwellungen
- Rötungen (meist nur im Gehörgang sichtbar)
- Erwärmung der Haut ums Ohr
- gelbe Flüssigkeit läuft aus dem Ohr (Ausfluss), kann aber bei geringer Menge auch im Ohr verbleiben, antrocknen und Krusten bilden oder schuppen
- trockene, schuppige Haut im Gehörgang
Wie gefährlich ist Wasser im Ohr?
Ursache für eine Gehörgangsentzündung sind meist Bakterien (am häufigsten Pseudomonas aeruginosa, Staphylococcus aureus und Staphylococcus epidermidis), seltener Pilze. Hintergrund: Durch längeren Kontakt der Haut mit Wasser kommt es auch im äußeren Gehörgang zu einer Quellung der Hornschicht der Haut – das macht sie anfälliger für Erreger. In der Regel und bei guter und rechtzeitiger Behandlung heilt eine Infektion des Gehörgangs binnen weniger Wochen folgenlos ab. Allerdings kann eine unbehandelte Badeotitis zu Komplikationen führen wie:
In sehr seltenen Fällen kann sich die Entzündung auch auf Schädelknochen und sogar Nerven/Gehirnnerven ausbreiten. Ärztinnen und Ärzte sprechen von Otitis externa necroticans beziehungsweise nekrotisierender Otitis externa oder auch Otitis externa maligna. Sie ist eine Komplikation der Gehörgangsentzündung, für die meist das Bakterium Pseudomonas aeruginosa verantwortlich ist. Diese Form der Otitis kann sogar lebensbedrohlich werden. Typisch sind neben Symptomen der Badeotitis, dass die Schmerzen bis zum Kiefergelenk ausstrahlen, Kauen schmerzt, eitriger Ausfluss aus dem Ohr (Otorrhö), außerdem Kopfschmerzen und häufig (nicht immer) Fieber.
Hausmittel und Tipps: Was tun bei Wasser im Ohr?
Scheint sich nach dem Schwimmen oder Tauchen Wasser im Ohr zu befinden, gilt – gerade wenn es aus See oder Meer stammt – raus damit! Erster Schritt sollte immer das Abtupfen des Ohrs mit einem Handtuch sein. Auch den Eingang zum Gehörgang abtrocknen. Am effektivsten helfen dann weiterhin diese Tipps und Hausmittel, um Wasser aus dem Ohr und Gehörgang zu bekommen:
- Kopf leicht neigen und am Ohrläppchen ziehen, bis sich Wassertropfen löst
- Auf der Stelle hüpfen und dabei den Kopf leicht nach links beziehungsweise rechts neigen (kann helfen das Wasser im Ohr zu lösen und an eventuell hinderlichem Ohrenschmalz vorbeizuleiten)
- Versuchen mit der flachen Hand das betreffende Ohr so komplett abzudichten, dass ein leichter Unterdruck im Gehörgang entsteht – wird der gelöst, kann das einen kleinen Zugimpuls für Wasser in Richtung “Ausgang”, also Ohrmuschel, geben
- Lufttrocknen: Man kann vorsichtig versuchen einen trocknenden Luftstrom an den Gehörgang zu bringen, zum Beispiel mit einem kleinen Handventilator oder Föhn (Vorsicht vor Hitze und Verbrennungen! Der Föhn sollte eine Funktion besitzen, mit der maximal lauwarme Luft ausgepustet wird)
- Für Taucher oder Menschen mit empfindlichen Ohren empfiehlt der Deutsche Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte e. V. das Ausspülen der Ohren mit klarem Süßwasser oder Trinkwasser
- Ein einfaches Hausmittel bei leichter Infektion sind dem Verband zufolge auch Wasser-Essig-Ohrentropfen, gemischt im Verhältnis 10:1. Diese Essigtropfen wirken desinfizierend und helfen dabei das PH-Milieu der Haut im Ohr wiederherzustellen. Aber: Diese Ohrentropfen sollten nur bei intaktem Trommelfell angewendet werden.
So hilft ein HNO bei Beschwerden durch Wasser im Ohr
Ist beim Schwimmen Wasser ins Ohr geraten und verursacht unangenehme Symptome wie Juckreiz, Schmerzen, Druck oder ein dumpfes Gefühl im Ohr, das nicht vergehen will, kann auch der HNO-Arzt helfen. Betroffene sollten ärztlichen Rat suchen, wenn die Beschwerden mehrere Tage anhalten; erst recht, wenn Symptome schlimmer werden oder Fieber hinzukommt.
Ein Hals-Nasen-Ohren-Arzt hat in jedem Fall die Möglichkeit sowohl Flüssigkeit abzusaugen als auch behinderndes Ohrenschmalz zu entfernen. Außerdem kann ein HNO:
- falls noch keine Badeotitis besteht: gegebenenfalls desinfizierende Ohrentropfen verschreiben (beispielsweise auf Essigbasis in einer Lösung, die dem pH-Wert des Milieus im Ohr entspricht)
- auch ein Gazestreifen mit entzündungshemmender Salbe kann im Gehörgang platziert werden
- Pickel im Gehörgang eröffnen und Eiter abfließen lassen.
- Badeotitis erkennen und entsprechende medikamentöse Behandlung einleiten (Antibiotika und Glukokortikoide sind nachweislich wirksam
Auch systematische Auswertungen aus Daten der Cochrane Library ergaben, dass Antiseptika wie Essigsäure und Alkohol (in entsprechend verdünnter Lösung) das Bakterienwachstum im Ohr bei einer Otitis effektiv hemmen und für die Behandlung genutzt werden können. In unkomplizierten Fällen mit Behandlungsdauer von maximal einer Woche zeigten sich Antiseptika sogar ähnlich effektiv wie Ohrentropfen mit Antibiotika und Glukokortikoiden.
Schutz: Badeotitis durch Wasser im Ohr Vermeiden
Um eine Infektion des Gehörgangs zu vermeiden, ist es natürlich am besten, dass Wasser aus See, Meer oder Pool erst gar nicht so weit kommt – dabei helfen beispielsweise eine gut sitzende, eng anliegende Badekappe oder Ohrstöpsel (speziell zum Schwimmen) – sie verschließen einfach mechanisch den äußeren Gehörgang wasserdicht.
Weiterhin kann folgendes eine Gehörgangsentzündung durch Wasser im Ohr vorbeugen:
- Ohren nicht mit Wattestäbchen reinigen: Das entfernt die natürliche Fettschicht (Ohrenschmalz) auf der empfindlichen Haut und kann zu Mikroverletzungen führen – dringen Bakterien mit dem Wasser ins Ohr ein, haben sie es auch leichter in die Haut zu kommen.
- Kurz abduschen vor dem Baden oder Schwimmen, um die Wahrscheinlichkeit zu verringern, dass Stylingprodukte, Kosmetika oder andere Chemikalien mit Badewasser ins Ohr geschwemmt werden.
- Ohren effektiv trocknen: Nach dem Schwimmen, Baden oder Tauchen das Wasser schnellstmöglich aus dem Ohr “leiten”. Dazu den Kopf leicht zur Seite neigen und dann die Ohrmuschel mit einem Handtuch vorsichtig trocken. Am Ohrläppchen ziehen kann das Ablaufen von Wasser unterstützen.
- Ohrstöpsel oder Hörgeräte vor dem Einsatz reinigen und erst einsetzen, wenn das Ohr wirklich trocken ist.
- Zur Rückfettung der Haut nach dem Schwimmen rät der Deutsche Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte e. V. einen Tropfen Olivenöl oder Babyöl ins Ohr zu geben (bei häufigen Problemen mit Infektionen gibt es alternativ auch “Tauchertropfen” aus der Apotheke mit Glycerin)
- Bei Menschen mit einer übermäßigen Produktion von Ohrenschmalz kann die regelmäßige Reinigung beim HNO (alle drei bis sechs Monate) auch ein wirksamer Schutz gegen Badeotitis sein und vorbeugen.
Risikofaktoren für Badeotitis
Grundsätzlich gibt es – neben häufigem Schwimmen oder Tauchen – einige Faktoren, die das Risiko überhaupt an einer Badeotitis zu erkranken erhöhen können:
- Grunderkrankungen wie Diabetes, geschwächtes Immunsystem
- Hauterkrankungen, die sich auf das Ohr auswirken, zum Beispiel Ekzeme, Schuppenflechte oder allergische Hautreaktionen (Dermatitis oder Kontaktdermatitis)
- grundsätzlich trockene Haut
- übermäßig viel Produktion von Ohrenschmalz
- aktuelle Erkrankungen (Erkältung, Grippe)
- Reinigen der Ohren mit Wattestäbchen (macht die Haut im äußeren Gehörgang anfälliger, außerdem besteht Verletzungsgefahr)