Wirtschaft

Die AfD will von MAGA siegen lernen | ABC-Z

Die AfD-Bundestagfraktion hatte diese Woche hohen Besuch. Der Name des Mannes ist in Deutschland unbekannt, sein Werk aber nicht: Alex Bruesewitz ist einer der wichtigsten Social-Media-Berater des amerikanischen Präsidenten Donald Trump. Die AfD will von ihm lernen. Nach seinem Vortrag vor Abgeordneten und ihren Gästen am Mittwoch prunkten Teilnehmer mit Fotos: Eine „mitreißende Rede“ habe er gehalten, lobte Vizefraktionschefin Beatrix von Storch, die den Abend auch moderiert hatte. Sie wies auf ihrem Telegram-Kanal aber auch auf den größeren Zusammenhang hin, in dem sie und andere in der Partei solche Begegnungen sehen: „Die Pa­trioten vernetzten sich global. Wir kämpfen den gleichen Kampf. Zusammen.“

Mit Patrioten sind hier rechtsextreme und autoritäre Kräfte gemeint. Davon gibt es viele; nicht alle interessieren sich für die AfD, und auch die selbst bemüht sich um manche möglichen Partner mehr als um andere. Die MAGA-Bewegung um Trump ist ihre Nummer eins. Auffällig viele AfD-Politiker reisten in den vergangenen Wochen und Monaten in die USA, um Kontakte zu pflegen: Storch selbst war im September in Washington gewesen, begleitet von ihrem Parteifreund Joachim Paul. Der war von der Oberbürgermeisterwahl in Ludwigshafen ausgeschlossen worden, weil Zweifel an seiner Verfassungstreue bestanden. Er wurde den Amerikanern als lebendes Beispiel für die angebliche Einschränkung der demokratischen Teilhabe in Deutschland präsentiert.

„Große Dinge in Planung“

Ein paar Wochen später, im Oktober, reisten auch der außenpolitische Sprecher der AfD-Fraktion, Markus Frohnmaier, und sein Fraktionskollege Jan Wenzel Schmidt nach Amerika. Frohnmaier gilt als enger Vertrauter der Parteivorsitzenden Alice Weidel. Die beiden Männer trafen einflussreiche Leute aus MAGA-Kreisen und der Regierung, etwa den hochrangigen Trump-Berater Darren Beattie.

Das rechtsextreme „Compact“-Magazin wiederum jubelte diese Woche, es sei bei der AfD-Abgeordneten Anna Rathert zum Interview gewesen. Diese habe unlängst die Trump-Vertraute Anna Paulina Luna in Florida besucht. „Zwischen blauer Partei und MAGA-Bewegung sind große Dinge in Planung.“

Das Magazin hatte in den vergangenen Monaten darauf verzichtet, die Annäherung der AfD an Trump zu feiern; nicht zuletzt ließ Chefredakteur Jürgen Elsässer nach eigenen Angaben die in seinem Auftrag produzierte Trump-Ehrenmünze wieder einschmelzen, weil Trump Er­wartungen enttäuscht habe. Doch auch die „Compact“-Redaktion erkennt, wie stark die AfD von der Allianz mit der ­MAGA-Bewegung profitieren kann.

Die AfD braucht Trump

Der Partei nützt sie sogar doppelt; einerseits ganz praktisch, andererseits auch psychologisch. Schon als Elon Musk, damals noch Intimus Trumps, sich als AfD-Fan zu erkennen gab und postulierte, nur die AfD könne Deutschland retten, schlugen die Herzen vieler Parteimitglieder höher. Endlich traute sich einmal ein Megapromi, in diesem Fall der erfolgreichste Unternehmer der Welt, sich auf ihre Seite zu schlagen. Das war aus ihrer Sicht ein großer Schritt heraus aus der Schmuddelecke, strategisch wichtig, aber eben auch fürs Gefühl. Bisher hatte das Gefühl der Kränkung dominiert, nun kam jenes des Geschmeicheltseins hinzu. Auch das kann beflügeln.

Selbst jene, die den USA skeptisch gegenüberstanden, vor allem AfD-Leute in Ostdeutschland, empfanden Freude, Stolz. Aus Putins Umfeld hatte sich niemand so eindeutig und vor allem öffentlich wirkmächtig für ihre Partei ausgesprochen – wie auch? Was die Russen sagen, verbreitet sich nicht millionenfach auf der Plattform X, und schicke Elektroautos, die auf deutschen Straßen neidische Blicke auf sich ziehen, bauen sie auch nicht. Von Musk gelobt zu werden, fühlte sich nicht nur richtig an, sondern auch cool.

Parteichef Tino Chrupalla reiste zur Amtseinführung Trumps. Das symbolisierte die hohen Erwartungen, die der friedensbewegte Osten in die Fähigkeiten des Präsidenten setzte, Putin schnell zum Einlenken zu bewegen. Dazu kam es nicht, und Trumps Zollpolitik entsetzte auch den westdeutschen Teil der AfD. Doch das tat den Beziehungen keinen Abbruch. Die AfD braucht Trump und seine Leute. Und das auch ganz praktisch. Denn die AfD will von der MAGA-Bewegung siegen lernen.

Das aktivistische Vorfeld wird ausgebaut

Alice Weidel ist davon überzeugt, dass man sich von deren Kampagnenfähigkeit einiges abschauen kann. Auch die Technologien und Tools dahinter werden derzeit von der AfD mit großem Interesse erkundet. Die Partei hat in den vergangenen Jahren zu schätzen gelernt, wie viel Aufmerksamkeit man mit Social-Media-Arbeit auf sich ziehen kann, die die Menschen emotional anspricht.

AfD-Abgeordnete in Landtagen und im Bundestag waren die Ersten, die ihre Reden gezielt mit Pointen für die sozialen Netzwerke spickten. Zehn Sekunden oder zwanzig in einer minutenlangen Rede, die man bewusst einbaute in der Hoffnung, dass sie viral gehen könnten. Und so war es dann auch oft. Aber das sind Kleinigkeiten. Von Trump und seinen Leuten will man sich neue, moderne Wege der Kampagnenführung zeigen lassen.

Dazu gehört auch, das aktivistische Vorfeld weiter auszubauen. Ein Beispiel dafür, wie die MAGA-Bewegung das macht, ist ihre Interaktion mit der AfD-nahen Aktivistin Naomi Seibt. Die Deutsche lebt seit dem vergangenen Jahr in den Vereinigten Staaten, wo sie für die Trump-Regierung und AfD-Positionen wirbt. Im Oktober beantragte sie nach eigenen Angaben Asyl in den USA, weil sie durch die deutschen Geheimdienste überwacht und von der Antifa bedroht werde.

Auch Seibt traf sich unlängst mit der republikanischen Abgeordneten Luna. Diese postete auf Instagram ein Foto des Treffens und schrieb, sie werde den Asylantrag Seibts unterstützen.

Luna lud Ende Oktober auch Weidel zum Gespräch ein. Das postete sie in Musks Netzwerk X, wo Weidel einen Tag später antwortete, sie werde sich mit ihr in Verbindung setzen. Eine Reise in die USA ist, wie man aus AfD-Kreisen hört, in Planung. Interessant dürfte dann sein, wie ranghoch die amerikanischen Gesprächspartner Weidels sein werden.

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