Was Partner oft zu spät erkennen | ABC-Z

Alina Juravel schreibt den Beziehungs-Newsletter „Ein FUNKE Leben“ und ist Redakteurin in der FUNKE Zentralredaktion.
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Sie sind unter uns und sie tun alles, um sich zu profilieren: Narzissten. Jeder von uns könnte in ihren Radius geraten oder gar auf einen Narzissten reinfallen. Dabei gilt Narzissmus als eine besonders tückische Persönlichkeitsstörung, die man nicht leicht erkennt. In dieser Ausgabe unseres Beziehungs-Newsletters „Ein FUNKE“ erzählt unsere Autorin Alina Juravel, wie ein Narzisst sie blendete – und wie man sich vor solchen Menschen schützen kann.
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Es begann mit einem Wow. Als meine Freundin mir ihren neuen Freund vorstellte, war ich fasziniert. Er war smart, witzig, belesen und spielte Schach wie ein Weltmeister. Er bezeichnete sich als Feminist, konnte ewig über den Gender Gap aufklären und sah dazu noch aus wie der junge Alain Delon. Jackpot, dachte ich mir und gönnte es meiner Freundin von Herzen. Nach einer gescheiterten Langzeitbeziehung konnte sie sich endlich wieder verlieben. Im Freundeskreis nannten wir ihren neuen Freund nur noch Mr. Stunning, auf Deutsch atemberaubend, weil wir ihn alle so toll fanden.
Woran man erkennt, dass man in eine narzisstische Person verliebt ist
Wie Sie sich vielleicht schon denken können, war Mr. Stunning ein echter Narzisst. Und sowohl meine Freundin als auch wir, ihr Freundeskreis, konnten das lange Zeit nicht erkennen. Oder wollten wir es vielleicht einfach nicht?
Auch Experten sagen, dass Narzissten sich in Beziehungen erst spät als solche zu erkennen geben. Denn Narzissmus ist eine komplexe Störung mit vielen Gesichtern. „Ein Narzisst ist wie ein Abhängiger – nur, dass seine Droge die Anerkennung anderer ist“, sagt Lisa Zimmermann. Die Diplom-Psychologin und Psychotherapeutin erklärt meiner Kollegin Eileen Wagner, warum uns – vor allem männliche Narzissten – besonders oft täuschen können. Die Expertin verrät auch vier Signale, an denen man einen echten Narzissten erkennen kann.
Weiblicher Narzissmus ist nicht weniger perfide
Doch es wäre zu einfach zu denken, dass nur Männer Narzissten sein können. Auch weiblicher Narzissmus kommt vor und gilt in der Psychologie als besonders perfide. Denn oft haben Narzisstinnen eine weniger grelle und versteckte Form der Persönlichkeitsstörung. „Narzisstinnen wollen sich mehr oder weniger bewusst tarnen“, sagt Lisa Zimmermann. Hier erklärt die Psychologin, woran man verdeckte Narzisstinnen erkennt, wie sie manipulieren – und warum Kritik für sie unerträglich ist.
Doch kann eine Beziehung mit einem Narzissten oder einer Narzisstin überhaupt funktionieren? Schließlich können und wollen sie keine Beziehung auf Augenhöhe führen. Auch hier liefert meine Kollegin Eileen Wagner eine Antwort darauf und erklärt, wie der Selbstschutz vor Narzissten am besten funktioniert.
Die Beziehung zu Mr. Stunning hat jedenfalls – zum Glück – nicht gehalten. Doch es hat fast zwei Jahre gedauert, bis meine Freundin sich aus seinen Fängen und der toxischen Dynamik befreien konnte. Zurück blieb ihr brüchiges Selbstwertgefühl, dass sie dank unserer Hilfe, aber vor allem dank einer Psychotherapie, wieder aufbauen konnte. Heute, so sagt sie, würde sie einen Narzissten aus drei Kilometer Entfernung riechen. Ich hoffe, sie hat recht.
Falls Sie auch schon Erfahrungen mit einem Narzissten oder einer Narzisstin gemacht haben, können Sie es mir erzählen – gerne auch anonym. Auch wenn Sie Kritik haben oder auch Anregungen, freue ich mich über eine Mail an alina.juravel@funkemedien.de
„Ein FUNKE Liebe“
Der Newsletter „Ein FUNKE Liebe“ liefert alle zwei Wochen, immer sonntags, spannende, berührende und manchmal auch provokante Texte rund um das Thema Partnerschaft direkt in Ihr E-Mail-Postfach. Ob es um den Wunsch nach mehr Nähe oder den Mut zur Trennung geht, um Probleme im Bett, einen unerfüllten Kinderwunsch oder den Alltag mit Kindern – bei „Ein FUNKE Liebe“ werden Beziehungsthemen aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet – mit persönlichen Erfahrungen, Expertenwissen und Tipps für Leserinnen und Leser.