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Was läuft in den Münchner Clubs im Januar – München | ABC-Z

Wenn Produzentinnen und Produzenten elektronischer Musik sich von der Natur inspirieren lassen, spricht man ihnen gerne (und durchaus zu Recht) einen Sound von „organischer Qualität“ zu. Neben Spezialisten wie dem studierten Ökologen und Vogelkundler Dominik Eulberg oder Hendrik Weber aka Pantha du Prince, der auf seinen träumerischen Alben neben allerlei feinen perkussiven Elementen auch mal Field-Recordings von knirschenden Geröllhalden unterbringt, hat sich in den vergangenen Jahren auch eine junge Münchnerin in dieser besonderen Nische etabliert.

Als Polygonia lässt Lindsey Wang ihre Tracks auf derart vielfältige und bezirzend mysteriöse Weise pulsen, blubbern und klöppeln, dass man sie stilistisch kaum zu greifen bekommt. Stets im Wandel zwischen Abstraktion und Groove, ist sie in der weiten Welt des Techno ebenso zu Hause wie im sphärischen Ambient, kollaboriert für ihre Alben mal mit einem Jazz-Drummer wie dem Münchner Simon Popp, mal mit einem Techno-Experimentalisten wie dem US-amerikanischen Produzenten Rrose. Im Blitz Club wird Polygonia am 24. Januar nun erstmals ein Live-Set spielen, das sich jeder Fan kühn nach vorne gedachter Elektronik dick im Kalender anstreichen sollte.

Schon etwas schade also, dass man an diesem Abend vor knifflige Ausgeh-Entscheidungen gestellt wird. Legt mit dem türkischstämmigen Ahmet Altinbas – kurz Altinbas – aus Brüssel just am 24. Januar doch einer in der Roten Sonne auf, der in seinen Produktionen zwar einerseits eine etwas harschere Gangart pflegt. Andererseits jedoch entfaltet er in den entschlackten Tech-House-Tracks seiner jüngsten EP „Sustain“ ein solch gerüttelt Maß an hypnotischer Atmosphäre, dass man sehr gespannt sein darf, was dieser Meister des kraftstrotzend und repetitiv pumpenden Minimalismus als DJ auf die Plattenteller legt.

Eine ganz andere Musik bringt am 30. Januar wiederum die tolle Münchner Indie-Rock-Band Monostars auf die kleine Konzertbühne der Roten Sonne. Vierzehn Jahre nach dem bislang letzten Album „Absolut!“ taucht das Quartett um Sänger Norbert Graeser auf „Alles wollen nichts müssen“ ebenso tief wie tiefenentspannt in den krisengebeutelten postpandemischen Zeitgeist zwischen Wunsch und Wirklichkeit ein – und verabschiedet sich im Endzeitszenario „Eigentlich ganz schön“ auf denkbar gelassene Weise von einem Planeten, auf dem es, genau, eigentlich ganz schön war. Viva la Resignation.

Ungleich eskapistischer geht es einen Tag später nebenan im Pacha zu, wenn dort am 31. Januar das wohl kleinste Kollektiv dieser Welt zu Tat schreitet. Kollektiv Turmstraße, 1999 in einer WG in der Wismarer Turmstraße gegründet, waren bis vor wenigen Jahren noch ein Duo, das einst mit melodischem Minimal-Techno startete. Über die Jahre avancierte das Ganze dann jedoch zu einem bunten stilistischen Füllhorn auf House-Basis, in das neben Break- und Hip-Hop-Beats, frickeligen Electro-Elementen und allerlei Gastsängerinnen und -sängern nicht zuletzt auch eine ordentliche Portion Pop hineinpasst. Nach dem Ausstieg von Gründungsmitglied Christian Hilscher hält Nico Plagemann den Laden mittlerweile alleine zusammen – und gemessen am überbordenden Ideenreichtum des jüngsten Doppelalbums „Unity of Opposites“ samt eingestreuter Rilke-Lyrik klappt das ausgesprochen gut.

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