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Was die Münchner Bücherschau bietet – München | ABC-Z

Die nunmehr 66. Bücherschau bietet jedoch nicht nur im Westflügel des Museums bei freiem Eintritt täglich von 8 bis 22 Uhr viel Raum, um sich über insbesondere Neuerscheinungen zu informieren. Wie immer ist auch ein breites Programm mit mehr als 50 Veranstaltungen für Erwachsene, Jugendliche und Kinder geplant. Und so hat Klaus Füreder zweifellos recht: „Die Münchner Bücherschau ist kein stiller Ort – sie ist Bühne und Begegnungsstätte zugleich“, so der Vorsitzende des ausrichtenden Landesverbands Bayern des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels: „Hier feiern wir die Kraft des Lesens“. Ein Überblick.

Das Wissen mehren

Florence Gaub befragt in ihrem neuen Buch „Szenario“ die Zukunft. (Foto: Imago/teutopress GmbH)

„Die Zukunft steht auf dem Spiel“ – die prominente Politikwissenschaftlerin und Militärstrategin Florence Gaub ist nicht die Einzige, die das befürchtet. Doch sie belässt es in ihrem neuen Buch „Szenario“ nicht dabei, eine durch Kriege und Klimakrise immer unsicherere Welt zu beschreiben. Vielmehr will sie die Leser und auch die Zuhörer eines interaktiven Abends am 27. November dazu ermächtigen, ihren eigenen Einfluss wahrzunehmen.

Mehr Einfluss, als wir meinen, haben wir auch im digitalen Raum. „Digitaler Kolonialismus“, so der Titel eines Buches von Ingo Dachwitz und Sven Hilbig, ist zwar ein immenses Problem. Die Autoren erklären am 4. Dezember, wie „Tech-Konzerne und Großmächte die Welt unter sich aufteilen“, wollen jedoch auch Wege aufzeigen, damit besser umzugehen.

Was lernen wir aus der Vergangenheit für die Zukunft? Dazu wird der Historiker und Bestsellerautor Christopher Clark am 24. November anhand seines neuen Buches nach Antworten suchen. „Skandal in Königsberg“ handelt von Abgründen und Intrigen in der Heimatstadt des Philosophen Immanuel Kant im 19. Jahrhundert.

Wie man am Rande eines Abgrunds nicht hineinfällt, soll ein Abend mit Joana Osman und Mirjam Zadoff vermitteln. Die beiden Münchner Autorinnen eint bei allen Unterschieden, dass sie in ihren neuen Büchern Zuversicht ausstrahlen wollen. „Frieden. Eine reale Utopie“ heißt der Titel von Osman, „Wie wir überwintern“ der von Zadoff. Und dessen Untertitel könnte wohl als Motto für den ganzen Abend am 30. November gelten: „Den Lebensmut durch die harten Zeiten retten“.

Persönliche Zugänge

Schauspielerin Jule Ronstedt beschäftigt sich mit „Menomorphosen“.
Schauspielerin Jule Ronstedt beschäftigt sich mit „Menomorphosen“. (Foto: Catherina Hess)

Nicht nur die Bücher von Osman und Zadoff speisen sich neben Analysen auch aus persönlichen Erfahrungen. In verstärktem Maße gilt das auch für weitere Autorinnen und Autoren, die ihre Bücher bei der Bücherschau vorstellen. So erzählt Caro Matzko in „Alte Wut“ anhand ihres Vaters vom Schweigen quer durch die Generationen; der Abend zusammen mit Hannes Ringlstetter am 23. November ist bereits ausgebucht.

„Was man liebt, braucht Zeit“ ist eine Erkenntnis des Schauspielers Axel Prahl, der am 1. Dezember, ausnahmsweise im Fat Cat, noch weitere Einblicke in sein Leben und Denken gibt. Dass das Leben für Frauen eine schwierige Phase namens Wechseljahre bereithält, treibt wiederum Schauspielerin Jule Ronstedt in ihrem Buch „Menomorphosen“ um (2. Dezember). Und wie sieht es am Ende des Lebens aus? „Am Ende zählt das Jetzt“, geben die Palliativpflegerinnen Michaela Bayer und Sara Loy den Lauschenden am 3. Dezember mit.

Was Romane bieten

Die Bestsellerautorin Susanne Abel stellt ihren neuesten Familienroman vor.
Die Bestsellerautorin Susanne Abel stellt ihren neuesten Familienroman vor. (Foto: Anja Schlamann)

Der Blick auf das Leben verschiedener Generationen ist auch in der Belletristik ein Thema: Bestsellerautorin Susanne Abel erzählt in ihrem neuen Familienroman „Du musst meine Hand fester halten, Nr. 104“ und am 21. November vom Schicksal zweier Heimkinder nach dem Zweiten Weltkrieg. Auch True Crime findet ihren Platz auf der Bücherschau: Autor und Zeit-Kriminalreporter Alexander Rupflin verbindet im Roman „Protokoll eines Verschwindens“ genaue Recherche mit Fiktion (26. November).

Einen Einblick in ihre Schreibwerkstatt gewähren dagegen die erfolgreichen Münchner Autorinnen Anne Freytag, Kira Mohn und Alexandra Blöchl: Um Schreibkrisen wie auch Glücksmomente am Schreibtisch soll es am gemeinsamen Abend am 6. Dezember gehen.

Für junge Erwachsene

Beril Kehribar ist eine der bekanntesten deutschen Fantasy-Autorinnen.
Beril Kehribar ist eine der bekanntesten deutschen Fantasy-Autorinnen. (Foto: privat)

Jene drei Autorinnen ziehen voraussichtlich nicht nur, aber tendenziell ein junges Publikum an. Und junge Leserinnen sollen noch an weiteren Abenden auf ihre Kosten kommen. Denn das „New Adult“-Genre boomt nach wie vor, und auch die Münchner Bücherschau widmet ihm erneut einen Abend: Die Autorinnen Malou Bichon, Julia Dippel und Beril Kehribar sprechen am 22. November über Romantasy – und geben damit großen Gefühlen Raum.

An ebenfalls noch sehr junge Frauen (alles eine Frage der Perspektive), die Angst vor dem Älterwerden haben, richtet sich ein Abend am 20. November mit den Macherinnen des Podcasts „Dreißig“. Die Hosts Clare Devlin, Katrin Feuerstein und Christina Calaminus haben daraus ein Buch gemacht: „30 Dinge, die du mit 30 nicht erreicht haben musst“. Damit meinen sie: Karriere muss (noch?) nicht sein, Kind auch nicht. Sie wollen den Druck herausnehmen, und das ist immer eine gute Idee.

Dabei hilft nicht nur in jungen, sondern auch in späteren Jahren ebenfalls immer wieder: das Spielen. Die wunderbare Schriftstellerin Karen Köhler, die ein großes Spektrum vom Kinderbuch („Himmelwärts“ erhielt soeben den Deutschen Jugendliteraturpreis) bis zum Roman auszeichnet, widmet ein ganzes Buch dem „Spielen“. Und sie wird das am 1. Dezember zusammen mit dem Publikum auch praktisch betreiben.

Was bei gestressten jungen und nicht mehr so jungen Menschen auch den Druck verringern kann: Mangas lesen oder zeichnen. Der Manga- und Tattookünstler Dominik Jell präsentiert sein München-Manga „Crossing Borders“ – und zeigt zuvor in einem Workshop, wie man selbst einen erschaffen könnte (29. November).

Was Kinder lieben

Pippi Langstrumpf (hier verkörpert von Inger Nilsson) ist die berühmteste Figur Astrid Lindgrens. Jella Haase leiht ihr ihre Stimme.
Pippi Langstrumpf (hier verkörpert von Inger Nilsson) ist die berühmteste Figur Astrid Lindgrens. Jella Haase leiht ihr ihre Stimme. (Foto: United Archives / kpa Publicity; via www.imago-images.de)

Pippi Langstrumpf kennen alle. Die Schauspielerin Jella Haase, bekannt geworden in „Fack ju Göhte“, auch (fast) alle. Wenn also Haase die Geschichten Astrid Lindgrens liest, ist das bestimmt eine gelungene Verbindung (30. November, Arri Kino). Und das ist nicht die einzige Lesung, die Kindern Spaß bereiten dürfte, die nicht ohnehin vom Schulklassenprogramm profitieren. Dass eine Lesung von Bestsellerautorin Katja Brandis („Windwalkers“) bereits ausverkauft ist, lässt sich da verschmerzen.

Denn Suza Kolb feiert mit den Kindern zehn Jahre und 23 Bände ihrer Reihe „Die Haferhorde“ – für alle, die Pferde und Pferdeäpfel lieben (22. November). Ute Krause hat ein neues Abenteuer ihrer Reihe „Die Muskeltiere“ zu bieten, man kann sich auf fliegende Teigtaschen gefasst machen (29. November). Welche Bücher noch für Kinder und Jugendliche empfehlenswert sind, erläutern Roswitha Budeus-Budde, Marlene Zöhrer und erstmals Silke Almendinger im bewährten Format „Die 100 besten Kinder- und Jugendbücher“ (30. November). Und Tipps von Jugendlichen für Jugendliche hat das ebenfalls schon traditionsreiche „Literarische Jugendquartett“ parat (7. Dezember).

Preiswürdiges

Oliver Nachtwey und Carolin Amlinger erhalten für ihr Buch „Zerstörungslust“ den Geschwister-Scholl-Preis.
Oliver Nachtwey und Carolin Amlinger erhalten für ihr Buch „Zerstörungslust“ den Geschwister-Scholl-Preis. (Foto: Jürgen Bauer/Suhrkamp Verlag)

Was ist „demokratischer Faschismus“? Diesen Begriff gebrauchen die Soziologen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey in ihrem neuen Buch „Zerstörungslust“. Er bedeutet, dass heutige Autokraten die Macht nicht mit Gewalt an sich reißen, sondern sich demokratisch wählen lassen. Warum es so viele Bürger gibt, die das sehenden Auges tun, erklärt ihr so tiefgründiges wie erschreckendes Buch, das ihnen den Geschwister-Scholl-Preis 2025 einbringt.

Der Preis wird im Rahmen der Bücherschau vom Börsenverein zusammen mit der Stadt München vergeben. Wer nicht zur Verleihung eingeladen ist, kann sich die Lesung am Folgetag 26. November vormerken. In der Buchhandlung Lehmkuhl lässt sich dann sicherlich ebenfalls gut nachdenken über die unbequemen Thesen der Autoren. Denn sie sehen beileibe nicht nur „kränkungsanfällige, rachsüchtige Männer“ als anfällig für Rechtsextremismus.

Und noch ein weiterer Preis ist eingebettet in die Münchner Bücherschau. Bereits im sechsten Jahr vergibt der Freistaat die Auszeichnung „Bayerns Beste Independent Bücher“.  Nach der Preisverleihung durch Staatsminister Markus Blume am 28. November werden die zehn gepriesenen Bücher in Lesungen von BR-Sprechern und Gesprächen vorgestellt.

Adventliches

Wie stimmt man sich am besten auf Weihnachten ein? Die Bücherschau macht Vorschläge.
Wie stimmt man sich am besten auf Weihnachten ein? Die Bücherschau macht Vorschläge. (Foto: Florian Gaertner/photothek.net via www.imago-images.de)

Und da es während der Bücherschau mächtig auf Weihnachten zugeht, fehlen auch entsprechende Angebote nicht. Wer Tipps für passende Buchgeschenke braucht und keine Lieblingsbuchhändlerin haben sollte (Wie kommt’s?), kann sich am 23. November Empfehlungen bei den Buchhändlern Susanne Link und Florian Valerius abholen. Wer eher wissen will, wie Weihnachten klingt, ist bei einem Abend mit dem BR-Chor und Autor Gerald Huber am 5. Dezember richtig – Mitsingen erwünscht.

Und den Rausschmeißer macht am letzten Abend der Nürnberger Bestsellerautor Ewald Arenz mit seinen Geschwistern Sigrun und Helwig. Das Gemeinschaftsprojekt „Unser verrücktes Weihnachtsfest“ erzählt von einer großen Familie, in der nicht jedes Geschenk unterm Baum gut ankommt. Rettung naht: Ein schönes Buch zum Feste ist und bleibt doch das Beste.

66. Münchner Bücherschau, Donnerstag, 20. November, bis Sonntag, 7. Dezember. Haus der Kunst, täglich 8–22 Uhr, freier Eintritt. Programm unter muenchner-buecherschau.de

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