Was das Tennisturnier zu bieten hat | ABC-Z

Der Mann bringt seiner Frau eine Waffel und Erdbeeren an den kleinen Tisch unter den Kastanien. „Oh, hast du mit Sahne genommen?“, fragt sie. Im Bad Homburger Kurpark ist das eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Schließlich gilt das Tennisturnier der Damen, das in dieser Woche wenige Meter vom Waffelstand entfernt stattfindet, als Vorbereitung für Wimbledon. Und dort essen die Besucher die Erdbeeren auch nicht pur.
Die Bad Homburg Open, inzwischen ein WTA-500-Turnier, finden in diesem Jahr zum fünften Mal statt. Am Mittwochmittag kämpfen auf dem Centre Court die Griechin Maria Sakkari und die Russin Ekaterina Alexandrova, die allerdings nicht unter der Flagge ihres Landes antritt, um den Einzug ins Viertelfinale.
Bei Temperaturen von mehr als 30 Grad und praller Sonne bleibt knapp die Hälfte der Plätze auf der linken Tribünenseite leer. Viele Zuschauer tragen Strohhüte und fächeln sich Luft zu. „Aufschlag Maria Sakkari“, schallt es aus dem Lautsprecher. „15:0.“ Nach dem Applaus herrscht konzentrierte Stille – bis eine der Spielerinnen des Achtelfinales die nächsten 15 Punkte gewinnt.
Auf dem Matchcourt 1 hinter dem Kaiser-Wilhelms-Bad findet schon ein Viertelfinale statt. Die Spielerinnen des Doppels heißen laut Anzeigetafel mit Nachnamen Jiang, Wu, Xu und Yang. Drei treten für China an, eine kommt aus Taipeh, neben ihrem Namen erscheint statt der roten Fahne das Turnierlogo.
Die frei zugänglichen Plätze der Tribünen sind spärlich besetzt. Dort gibt es nur ein paar Reihen mit Plätzen, während auf den Tribünen des Centre Courts 3800 Personen Platz haben. Am Sonntag, dem ersten Spieltag, waren sie laut Veranstalter ausverkauft. Auch für den Finaltag am Samstag sind schon alle Plätze vergeben.
Noch weniger Besucher als zum Matchcourt 1 hat es an diesem heißen Mittag zum angrenzenden Matchcourt 2 gezogen. Dabei trainiert dort gerade die Weltranglistendritte Jessica Pegula. Die US-Amerikanerin hat sich schon für das Viertelfinal-Einzel am Donnerstag qualifiziert.
Während sie mit einem Trainer übt, erzählt ein älteres polnisches Paar in Tenniskluft am Spielfeldrand, wegen welcher Spielerin es eigens nach Bad Homburg gereist ist: Iga Swiatek natürlich. Leider stehe die Polin gerade nur auf Platz acht der Weltrangliste, bedauert der Mann. Aber nach dem Turnier werde sich das hoffentlich geändert haben. Und erst recht nach Wimbledon.

Die Wimbledon-Erdbeeren kommen von der Waffel-Prinzessin. So heißt der Stand an der Flaniermeile unter den Kastanien, entlang derer auch Cevapcici, Glücksraddrehen, Kosmetikartikel und E-Auto-Testfahrten angeboten werden. Die Waffel-Prinzessin steht selbst an der Theke. Vor Jahren waren Tanja Lehmberg und ihr Mann Matthias aus Rodgau ein Fastnachtsprinzenpaar, daher der Name.
Die beiden haben geschlagene Sahne im Angebot, obwohl es in England flüssige zu den Erdbeeren gibt. „Das mögen die Deutschen aber nicht so.“ An die Bad Homburger Gäste verkaufen die Lehmbergs nach eigenen Angaben täglich 40 bis 50 Kilo Erdbeeren.
Getoppt wird diese Menge wahrscheinlich nur von den Bananen, die bei dem Turnier laut Veranstalter verzehrt werden, nämlich 2500 Stück. Die Topspielerinnen essen sie offensichtlich genauso gerne wie die Ballkinder aus den Tennisvereinen und die vielen Freiwilligen.
Am Einlass des Centre Courts scannen etliche der jungen Volunteers die Tickets der Besucher. Ein Schild gibt Hinweise: „Ausreichend trinken, Sonne meiden, Sonnenschutz verwenden.“ Ein Paar hat beim Flanieren einen Regenschirm gegen die UV-Strahlen aufgespannt. An den Ständen vor dem Kaiser-Wilhelms-Bad tranken Gäste in früheren Turnierjahren am späten Vormittag schon einmal ein Gläschen Weißwein oder Aperol Spritz. Diesmal werden vor allem die Wasserflaschen schnell leer.
Auf der Tribüne die Sonne zu meiden, ist allerdings unmöglich. Wer begeistert genug vom Spitzentennis ist, an der Kasse trotzdem noch ein Tagesticket zu kaufen, bekäme für 107 Euro einen festen Platz und könnte sich bis zum Abend noch drei weitere Spiele ansehen.
Andere Gäste liegen lieber im Schatten – oder greifen selbst zum Schläger. Einer der Sponsoren hat wieder einen Mini-Court eingerichtet. Gerade verschlagen zwei Mädchen dort sehr viele Bälle. Am Anfang der Turnierwoche hätte Dan Bloxham, Head Coach des All England Lawn Tennis Clubs in Wimbledon, ihnen auf dem Miniplatz noch Tipps gegeben. Aber der ist inzwischen schon zurück nach England geflogen. Am Montag beginnt dort das Turnier.