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Was Chamäleon Lucifer am Wertstoffhof in Bayern zu suchen hat – Bayern | ABC-Z

Jetzt nicht, dass es gleich wieder heißt: diese exotischen Bayern! Sicher, die Bayern böten auswärtigen Ethnologen schon was zum Schauen. Am bestens beweihräucherten Altöttinger Kapellplatz zum Beispiel oder beim alljährlichen Patronatstag der Gebirgsschützen, bei jedem Gautrachtenfest oder in einem beliebigen Bierzelt. Und vielleicht hängt in irgendeinem fernen Völkerkundemuseum ja wirklich eine Berchtesgadener Buttnmandl-Larve oder eine Goaßl von den Rupertiwinkler Aperschnalzern herum. Aber so ist es halt in Bayern und so war es schon immer, oder zumindest tun alle so, als ob es schon immer so gewesen wäre.

Exotik mag also eine Frage der Perspektive sein, aber echte Exoten haben wir aus bayerischer Sicht schon auch im Freistaat selber. Diesen Lucifer zum Beispiel, der vor einigen Tagen auf einem oberbayerischen Wertstoffhof aus einer Styroporschachtel  hervorgekommen ist. Was die Styroporbox betrifft, war das mit dem Wertstoffhof übrigens vorbildlich, aber ein Pantherchamäleon wie Lucifer hätte dort wirklich nicht hingehört. Immerhin hat das Styropor womöglich ein bisschen isoliert, denn starke Temperaturschwankungen könnten schnell tödlich sein für wärmeliebende Chamäleons. Rettung in letzter Sekunde, hieß es danach von der Reptilienauffangstation.

Wer das Chamäleon auf solch strafbare Weise ausgesetzt hat, müssen die Behörden erst noch ermitteln. Aber eventuell macht Lucifer dazu ja eine Aussage, immerhin scheint er auch seinen Namen verraten zu haben. Womöglich hat er ihn irgendwie eingeblendet auf seinem Körper, vielleicht sogar als eine Art Laufschrift. Chamäleons kommunizieren ja angeblich über ihre Farbwechsel und können da wohl als ehrliche Haut gelten.

Im politischen Sprachgebrauch gelten Chamäleons hingegen nicht als die ehrlichsten Häute, selbst wenn sie ein weiß-blaues Rautenmuster auflegen, gelegentlich gar mit Staatswappen.  Hier verbietet es sich natürlich, Namen zu nennen, wie eigentlich auch im Fall Lucifer. Denn wenn man nennt, kimmt er grennt, der Gottseibeiuns. Vielleicht sollten der Teufel und auch das Chamäleon in Bayern also nur zur Sicherheit doch Sparifankerl heißen.

Der muss übrigens wegen eventueller Krankheiten und Parasiten erst einmal in Quarantäne bleiben.  In der Auffangstation hätten sie aber noch ein anderes Chamäleon zu vermitteln, ein ungefähr vier Jahre altes weibliches Pantherchamäleon, furcifer pardalis auf Zoologen-Latein. Das wurde von Amtsveterinären in Garmisch-Partenkirchen kurz vor Weihnachten zusammen mit einer etwas jüngeren Artgenossin und zwei Jemen-Chamäleons (chamaeleo calyptratus) aus einer nicht artgerechten Haltung befreit. Die anderen drei sind schon woanders untergekommen. Über die vier Namen schweigt sich das Landratsamt vorsichtshalber aus.

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