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Warum Rihannas Schwangerschaft ein performativer Akt ist | ABC-Z

Sie hat es getan, mal wieder. Rihanna ist schwanger – und hat die frohe Botschaft uns Erdenbewohnern verkündet, einigermaßen spektakulär und gut gekleidet inszeniert. Dieses Mal wählte sie die Met Gala aus, bei der am Montagabend schwarze Designer gefeiert wurden, ausgerichtet von ihrem Partner, dem Rapper A$AP Rocky. Sie kam, wie es sich für einen Superstar und eine Milliardärin gehört, zu spät, trug entsprechend dem Schneider-Motto („Tailored for You“) Nadelstreifen und präsentierte, ohne großen Kommentar, einen runden Bauch. In Zeiten von Ozempic und ­Size-Zero-Zero ein recht eindeutiges Zeichen dafür, dass Riri ihr drittes Kind erwartet; zwei Söhne haben sie und A$AP Rocky bereits.

Schon ihre ersten beiden Schwangerschaften verkündete Rihanna medienwirksam. Auf einem Spaziergang durch Harlem trug sie einst, im Wintermantel und mit Nieselschnee im Haar, ihren sich ins Freie wölbenden Bauch stolz vor sich her, behängt war er nur mit einer diamantenbesetzten Kette. Nicht spektakulär, aber der entspannte Spaziergang des Liebespaars war ein gefundenes Fressen für Paparazzi, und er war wohl auch gestellt, immerhin war sie gestylt und professionell geschminkt.

Diese Schwangerschaftsverkündung war legendär, eben weil Rihanna ihren Bauch so offensiv zeigte. Sie war vielleicht die Erste, die ihren Babybauch in der Öffentlichkeit wie ein Accessoire zur Schau stellte, der jedenfalls bei jedem Outfit mitgedacht war und nicht unter Zirkuszeltkleidern oder in Umstandsmode versteckt wurde. Der Bauch war eben ein Teil von Rihanna, warum sollte sie ihn nicht zeigen? 

„Ich werde mich nicht dafür schämen“

Später machte sie hochschwanger ein Covershooting für die „Vogue“, Annie Leibovitz fotografierte sie im langen Abendkleid, in Spitzenunterwäsche und in der Badewanne. Sie wolle ihre Schwangerschaft feiern, nicht verstecken, sagte Rihanna damals der „Vogue“: „Mein Körper leistet gerade Unglaubliches, und dafür werde ich mich nicht schämen.“
Ihre zweite Schwangerschaft verkündete sie nicht minder spektakulär. Es war ohnehin schon ein Riesending, dass Rihanna beim Super Bowl auftrat, immerhin hatte sie seit Jahren keine neue Musik veröffentlicht. Der Auftritt versprach ein Comeback als Sängerin. In ihrem roten Loewe-Anzug aber wölbte sich während ihrer entspannten Performance wie selbstverständlich ein Babybauch. Ein neues Album, das war klar, würde es nicht geben. Dafür aber neues Leben!

Rihanna während ihres Auftritts beim Super Bowl im Februar 2023Picture Alliance

Rihannas Schwangerschaftsverkündungen haben stets ein performatives Moment: Seht her, ich bin schwanger, und ich entschuldige mich nicht dafür. Ich nehme Raum ein, mehr Raum als sonst (das ist in Ozempic-Zeiten schon ein Statement für sich), und das ist in Ordnung. Die Zeit der Schwangerschaft geht für Frauen oft mit Entbehrungen einher: Sie können nicht mehr trinken, manchmal schlechter tanzen, keinen französischen Käse oder Sushi essen. Sie können kein Basketball mehr spielen, nicht mehr zur Bahn sprinten und finden nachts oft keine gute Schlafposition. Sie sind überall entweder „die Schwangere“ oder müssen sich als „die Schwangere“ outen, wenn ihr Zustand verkannt wird.

Die Feier der Schwangerschaft ist radikal

In der Mode aber können sich schwangere Frauen weiter ausdrücken. Können auch ihre Freude darüber ausdrücken, dass sie schwanger sind. Denn Entbehrungen sind ja nicht alles, was diese Zeit mit sich bringt. Und warum sollte Rihanna nicht zur Met Gala kommen, wenn sie gerade schwanger ist? Ohne Bauch zu kommen, geht nicht.

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Sie ist nicht die erste Künstlerin, die ihre Schwangerschaft zelebriert. Beyoncé performte  2011 bei den MTV Video Music Awards ihren Song „Love On Top“ mit wippendem Haar und in glitzerndem Anzug. Dann vollführte sie einen buchstäblichen und zugleich allegorischen Mic-Drop: Sie ließ am Ende demonstrativ ihr Mikro fallen, knöpfte ihr Jackett auf und präsentierte lauthals lachend ihren Bauch. Ihre zweite Schwangerschaft verkündete sie ein paar Jahre später dann mit einem Bild, das mit ominös-religiösen Symbolen nur so aufgeladen war und Beyoncé zu einer Art schwangeren Heiligen stilisierte. Rapperin Cardi B trat 2018 in „Saturday Night Life“ (SNL) in einem hautengen, weißen Kleid auf und zeigte erstmals ihren Babybauch. Und Schauspielerin Keke Palmer tat es ihr später gleich und knöpfte ihr ­Jackett während ihres Monologs zu Beginn von „SNL“ auf.

All diese Frauen sind schwarz, und auch das hat durchaus etwas zu sagen in den USA, in denen der aktuelle Präsident offen von White-Supremacy-Anhängern unterstützt wird. In denen es also erstarkende Gruppierungen gibt, für die ein schwarzes Baby nicht einfach Anlass zur Freude ist. Schon 2022 hieß es in der „Vogue“, Rihannas Art, ihre Schwangerschaft zu zeigen, sei „radikal“, ein Akt des Widerstands. Weil schwarze schwangere Frauen noch immer nicht besonders sichtbar seien. Im Jahr 2025 könnte man anfügen: Rihannas Feier ihres schwangeren Körpers ist radikal – und radikal optimistisch.

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