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Warum Nick Woltemade für Stuttgart nicht Champions League spielen kann – Sport | ABC-Z

Am Samstag, den 14. August 2021, versendete der VfB Stuttgart um 19.34 Uhr eine Pressemitteilung. Sie ging damals etwas unter, weil der VfB ein paar Stunden zuvor, am 1. Spieltag der Saison 2021/22, mit 5:1 gegen Greuther Fürth gewonnen hatte. Insofern sorgte es für keinerlei Aufregung, als der VfB am Abend die Verpflichtung eines 19-jährigen Talents aus Monaco bekannt machte. Das Talent aus Monaco, Enzo Millot, gehört heute zu den begehrtesten 22-Jährigen in Europa.

Enzo Millot ist einer jener Spieler, auf die der VfB am Mittwochabend in der Champions League besondere Hoffnungen setzt. In Stuttgarts Offensive sind nach den Verletzungen von Deniz Undav, Jamie Leweling und El Bilal Touré nicht mehr viele Spieler übrig, und die, die noch da sind, müssen andauernd spielen – unter anderem eben jetzt gegen die Young Boys aus Bern, gegen die der VfB dringend drei Punkte benötigt. Allerdings wird spätestens jetzt erkennbar, was sich die Stuttgarter an besagtem 14. August 2021 – unwissentlich – für ein Problem eingehandelt haben.

Wie man heute weiß, ist Millot einen Tag zu spät nach Stuttgart gewechselt. Wäre er damals vor dem ersten Bundesligaspieltag ein VfB-Profi geworden und nicht am ersten Bundesligaspieltag, würde er jetzt als „local player“ gelten – acht Spieler dieser Sorte müssen in den Champions-League-Kadern stehen, so hat es die Uefa aus Gründen der Talentpflege verpflichtend in ihr Reglement geschrieben. Präziser: Vier Spieler, die zwischen ihrem 15. und 21. Lebensjahr für drei vollständige Spielzeiten beim aktuellen Verein unter Vertrag standen, müssen mindestens im Kader stehen; und wenn keine vier weiteren mehr aufzutreiben sind, darf man auch unter den gleichen Bedingungen auf Spieler aus demselben Nationalverband zurückgreifen. Das klingt so kompliziert, wie es ist – ergänzt um den noch komplizierteren Zusatz, wonach auch die Saison nach dem 21. Geburtstag gilt, sofern der Spieler (wie Millot) zwischen dem 1. Juli und dem Saisonstart 21 Jahre alt geworden ist. Unter „Saisonstart“ versteht die Uefa allerdings den Ligaauftakt – den Millot damals um ein paar Stunden verpasste.

In Stuttgart haben sie jetzt gelernt, dass die Bearbeitung dieser sagenumwobene Liste mehr ist als nur ein lästiger Bürokratievorgang. Auch andere Klubs haben die Tücken dieser speziellen Vereinbarung schon kennengelernt, und für den VfB bedeutet diese Regel ganz konkret, dass Millot für die aktuelle Champions-League-Saison nicht als local player gemeldet werden konnte. Weshalb die Stuttgarter in Ermangelung weiterer paragrafentauglicher Profikandidaten auch Amateur- und Jugendspieler auf die Liste setzen mussten – um gleichzeitig, wegen der Kaderbegrenzung auf 25 Spieler, auf ein paar Profis verzichten. So kommt es, dass der VfB-Held des vergangenen Wochenendes, Stürmer Nick Woltemade, ebenso wenig für die Königsklasse spielberechtigt ist wie der zuletzt ebenfalls auffällige Linksaußen Justin Diehl.

Gegen Bern werden nur Juniorenstürmer auf der Bank sitzen

Als die VfB-Verantwortlichen im August die Kaderliste zusammenstellten, schienen ihnen Woltemade und Diehl nach den ersten Trainings- und Testspieleindrücken noch zu weit weg vom Spitzenniveau. Die Stuttgarter haben sich da offenkundig verspekuliert – und ihren eigenen Förderqualitäten misstraut. Unter Trainer Sebastian Hoeneß haben sich Woltemade und Diehl so gut entwickelt, dass sie in der Champions League gewiss eine Hilfe und angesichts der Verletzungssorgen auch dringend vonnöten wären.  Was nun gegen Bern dazu führt, dass sich Hoeneß’ Offensive ohne die fünf Angreifer Undav, Leweling, Touré, Woltemade und Diehl von selbst aufstellt und nur noch Juniorenstürmer auf der Bank sitzen.

Nick Woltemade und Justin Diehl werden nun von draußen die Daumen drücken, sie sind inzwischen ziemlich regelfest. Sie wissen: Sollte der VfB die K.-o.-Runde erreichen, dürfte der Klub eine neue Meldeliste einreichen. Und auf der würden sie mit großer Sicherheit stehen.

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