Bezirke

Warum junge Münchner in die Pflege wollen | ABC-Z

Statt Kasacks trugen die 83 Pflege-Auszubildenden der München Klinik (MüK) am Dienstag festliche Abendkleider, Dirndl, Trachten und Anzüge. Gemeinsam mit ihren Angehörigen feierten sie im Festsaal des Alten Rathauses ihren erfolgreichen Abschluss.

37 von ihnen wurden für ihre herausragenden Leistungen mit dem Bayerischen Staatspreis ausgezeichnet. “Die Auszubildenden in unseren kommunalen Häusern tragen dazu bei, dass alle Bürgerinnen und Bürger Zugang zu herausragender Medizin erhalten”, betonte Stadträtin Kathrin Abele (SPD), Mitglied im MüK-Aufsichtsrat, bei der Preisverleihung.

Sie überreichte die Staatspreise an diejenigen, die ihre Ausbildung mit einem Notendurchschnitt von 1,5 oder besser abgeschlossen hatten. Die AZ sprach bei der Veranstaltung mit drei der Preisträgerinnen und Preisträger über ihre Entscheidung für die Pflegeausbildung und ihre Pläne für die Zukunft.

Während in ganz München laut IHK noch rund 2000 Lehrstellen unbesetzt sind, startet die München Klinik im September mit vollen Klassen: Alle 160 Ausbildungsplätze am Bildungscampus sind bereits vergeben. 

Luca Schultheiß: “Ich war der Älteste in der Klasse”

Luca Schultheiß hat sich mit 35 für einen neuen Berufsweg entschieden.
Luca Schultheiß hat sich mit 35 für einen neuen Berufsweg entschieden.
© Daniel Loeper
Luca Schultheiß hat sich mit 35 für einen neuen Berufsweg entschieden.

von Daniel Loeper

“}”>

Luca Schultheiß (38) hat mit der Pflegeausbildung einen Neustart gewagt: “Ich war 15 Jahre lang in der Beauty-Branche als Make-up-Artist tätig. Nach all den Jahren in der Glitzer- und Glamour-Welt habe ich gemerkt, dass mich das nicht erfüllt hat. Man hat mit Menschen zu tun, die viel haben, aber oft unzufrieden sind. Für mich war klar: Ich will die Branche wechseln – hin zu etwas, das mir wirklich Befriedigung gibt. Mit 35 habe ich einen neuen Schritt gewagt und mich für die Pflege entschieden.

“Fühlt sich sehr gut an”

Ich habe die Stadt gewechselt, bin von Köln nach München gezogen und habe komplett neu angefangen. Natürlich war ich sehr aufgeregt – ob das klappt, ob es die richtige Entscheidung war. Jetzt freue ich mich aufs selbstständige Arbeiten, darauf, ernst genommen zu werden und eigene Entscheidungen zu treffen. Auch wenn man noch nicht so viel Berufserfahrung hat, kann man trotzdem Verantwortung übernehmen – und manchmal merkt man später, dass es die richtige Entscheidung war.

Dass ich die Ausbildung mit einer Auszeichnung abgeschlossen habe, fühlt sich sehr gut an. Ein Highlight waren die vielen Menschen, die ich kennengelernt habe – auf den Stationen, in der Klasse. Viele sind Freunde geworden, mit denen ich auch privat Kontakt habe. Ich war der Älteste in der Klasse, aber es sind trotzdem viele schöne Verbindungen entstanden.”

Emilia Lang: “Der Beruf ist unglaublich vielfältig”

Emilia Lang wurde der Berufsweg in die Wiege gelegt.
Emilia Lang wurde der Berufsweg in die Wiege gelegt.
© Daniel Loeper
Emilia Lang wurde der Berufsweg in die Wiege gelegt.

von Daniel Loeper

“}”>

Emilia Lang (21) freut sich, Patienten ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern: “Mein Vater ist Arzt, meine Stiefmutter Krankenschwester – das wurde mir quasi vorgelebt. Der Beruf ist unglaublich vielfältig. Es ist schön, wenn man einem Menschen ein Lächeln ins Gesicht zaubern kann und merkt, dass man wirklich etwas Gutes getan hat – etwas, woran man sich jeden Tag erinnern kann.

Die Auszeichnung hat mich total überrascht. Jetzt freue ich mich darauf, endlich richtig arbeiten zu können. Ich starte auf einer Intensivstation und habe dort erlebt, wie erfüllend es ist, wenn ein schwer kranker Mensch nach zwei Wochen stabil auf eine normale Station verlegt werden kann. Zu wissen, dass er nach Hause gehen kann und ich dazu beigetragen habe – das ist ein wunderbares Gefühl.”

Sarah Bradovanova: “Ich helfe einfach unglaublich gerne”

Sarah Bradovanova freut sich, selbständiger arbeiten zu können und den Patienten ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.
Sarah Bradovanova freut sich, selbständiger arbeiten zu können und den Patienten ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.
© Daniel Loeper
Sarah Bradovanova freut sich, selbständiger arbeiten zu können und den Patienten ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.

von Daniel Loeper

“}”>

Für Sarah Bradovanova (24) ist die Pflege eine Berufung. Sie möchte Menschen helfen: “Ich weiß, es klingt ein bisschen klischeehaft, wenn man sagt: ‚Ich will Menschen helfen.‘ Aber es ist wirklich so. Ich helfe einfach unglaublich gerne.

Mir war klar: Ich kann niemandem Glück oder Geld schenken – aber ich kann da sein. Wenn ich Menschen in den schwierigsten Momenten ihres Lebens ein Stück weit begleiten und unterstützen kann, dann ist das für mich das Schönste. Ich kann ihr Schicksal nicht ändern, aber ich kann ihnen beistehen. Und das meine ich wirklich von Herzen. Ich habe früh gespürt: Das ist meine Berufung.

“Man gibt alles im Beruf”

Dass ich jetzt sogar eine Auszeichnung erhalten habe – damit hätte ich nie gerechnet. Der Weg dorthin war alles andere als leicht. Es gab viele Tränen, viele schlaflose Nächte. Man gibt alles im Beruf, kommt nach Hause, und der Akku ist leer. Das geht ans Herz. Aber wenn man dann sieht, was man geschafft hat, und spürt, dass es auch von anderen anerkannt wird, ist das ein wunderbares Gefühl. Besonders schön ist es, wenn man das Lächeln der Kolleginnen und Kollegen sieht, die sich mitfreuen. Schöner geht’s nicht.

Die schönsten Momente erlebe ich mit den Patientinnen und Patienten. Ein Lächeln, ein einfaches Dankeschön, kleine Fortschritte – das ist unbezahlbar. Keine Note, kein Zeugnis kann das ersetzen. Es ist das Verhalten der Menschen, das zeigt, was man bewirken konnte. Wir haben viel gegeben – und mindestens genauso viel zurückbekommen. Jetzt freue ich mich darauf, weiterhin Lächeln zu schenken. Ich freue mich auf mehr Selbstständigkeit, darauf, meine Stärken einzubringen und offener zu kommunizieren. Es ist schön, diesen nächsten Schritt gehen zu können.”

Back to top button