Warum es so viele Nacktschnecken gibt und wie man sie los wird | ABC-Z
Endlich regnet es. Nach den trockenen Sommern atmen Gärtner und Förster auf, schöpfen wieder Hoffnung für Eichenbestände, Rabatten und Rasenflächen. Schön, dass man nicht mehr mit der Gießkanne mit den Tomaten stehen muss, schön, dass endlich wieder etwas grün ist statt braun. Doch der feuchte Sommer hat auch unangenehme Nebeneffekte.
Aus dem Salatkopf, den wir gestern ernteten, fiel nicht nur ein empört zappelnder Regenwurm, sondern gleich Dutzende kleiner Schnecken. Die äußeren Blätter sahen aus, als hätte sich jemand mit einem Locher darüber hergemacht. Dass Kohlrabi auch ohne Blätter wachsen können, wissen wir nach der aktuellen Versuchsanordnung im Hochbeet auch. Kurz: Der feuchte Sommer tut den Schnecken gut. Und Schnecken sind des Gärtners hartnäckigste Konkurrenten ums Gemüse.
Schnegel oder Schnecke?
Allerdings müssen wir nun differenzieren. Nicht alles, was auf schleimigen Pfaden daherkriecht, ist unser Feind. Wer ein Häuschen trägt, darf bitte weiterleben. Die einheimische Weinbergschnecke ist durch die FFH-Richtlinie geschützt, sie raspelt Algen vom Untergrund und freut sich über alles, was vergammelt ist. Salat frisst sie, wenn er gerade vor ihren Fühlern wächst, begnügt sich aber meist mit anderem. Auch, wer ihre südlichen Verwandten im Garten hat, gestreifte und gefleckte Weinbergschnecken, kann diese getrost ignorieren, ebenso Gartenbänderschnecken.
Wenn etwas kein Häuschen trägt, wird es etwas komplizierter. Eventuell handelt es sich nämlich um einen harmlosen Schnegel, etwa den Tigerschnegel. Diese Tierchen haben nicht nur ein äußerst faszinierendes, stundenlanges Paarungsritual, sie fressen auch nur allem Algen, Pilze, Aas und manchmal, das freut den Gärtner, auch die Gelege von Nacktschnecken. Schnecke und Schnegel zu unterscheiden lohnt sich also. Schnegel atmen durch ein Loch hinter ihrem Schild, das ist der Höcker am vorderen Teil des Tiers. Bei Schnecken sitzt das Atmemloch weiter vorn. Schnegel laufen hinten mit einem Rückensegel spitz zu, Schnecken sind flach und stumpf. Ärgert man Schnegel, rollen sie sich nicht ein wie die gewöhnliche Nacktschnecke.
Was uns im Gemüsebeet Ärger bereitet, ist die Spanische oder Große Wegschnecke, Arion vulgaris. Das sind leider äußerst hartnäckige Biester. Sie können klettern, riechen Salat meterweit und vermehren sich rasant. Besonders dann, wenn es schön feucht ist und der Winter mild. In diesem Jahr finden sie phantastische Bedingungen vor.
Messer, Bierglas oder Kupferband?
Was also tun? Unsere Großeltern nahmen beim Gang durch den Garten gern ein Messer mit oder wahlweise einen Salzstreuer. Ein sauberer Schnitt im vorderen Drittel des Tieres sorgt für einen schnellen Tod, im Gegensatz zum Salz, mit dem bestreut die Tiere langsam und qualvoll verenden. Wer es gern etwas weniger brachial angehen möchte, der nimmt gern eine Bierfalle. Das Bier lockt Schnecken sehr wirksam an, allerdings alle Schnecken der Umgebung. Nacktschneckenkolonnen sämtlicher Nachbargärten machen sich auf den Weg zu Ihnen, und am Ende fischen sie nur tote Weinbergschnecken aus dem Bierglas.
Wirksamer ist da Schneckenkorn, das es auch in ökologisch verträglicher Variante gibt. Eisen-III-Phosphat heißt der Wirkstoff, nach dem Sie Ausschau halten sollten. Allerdings macht der keinen Unterschied, welche Schnecke er tötet, auch Häuserschnecken und Schnegeln macht er den Garaus. Besser ist die Abschreckung. Ein mindestens fünf Zentimeter breites Kupferband rund um Töpfe und Hochbeete ist für die Schnecken sehr unangenehm beim Drüberkriechen, oft drehen sie wieder ab. Zudem gibt es Pflanzen, die Schnecken unangenehm finden, etwa Kapuzinerkresse oder Frauenmantel.
Aber auch mit kleinen Schritten kommt man weit. Etwa, indem man nur morgens gießt. Absammeln hilft auch. Man sollte im Frühjahr und Herbst Platten oder Bretter, die auf dem Boden liegen, umdrehen. Oft befinden sich darunter Schneckengelege, über die sich Vögel gern hermachen.
Am besten aber hilft einer, der hier jeden Abend kurz vor Mitternacht sein Ründchen dreht und dank Durchgängen im Zaun von Grundstück zu Grundstück streifen kann. Igel sind die wichtigsten Verbündeten im Kampf gegen Nacktschnecken, und auch Kröten stürzen sich auf sie. Dass viele ihre Gärten lieber sauber und aufgeräumt haben, rächt sich nun. Wo Igel kein Versteck finden, fehlt der wichtigste Fressfeind der Spanischen Wegschnecke.