Warum ein Unternehmer Grüne-Soße-Kräuter in Südafrika kultiviert | ABC-Z

Eigentlich, sagt Peter Grundhöfer, sei Frankfurt ja die Region für die traditionelle Grüne Soße. Die „Grie Soß’“, wie sie im Volksmund genannt wird, ist ein typisches Frankfurter Frühlingsgericht, berichtet Grundhöfer und blättert dabei durch eine Vielzahl von Bildern, die seine Farm in Südafrika zeigen. Während seit Generationen der Frankfurter Stadtteil Oberrad mit seinen weitläufigen Anbauflächen die Heimat der Grünen Soße und ihrer Kräuter ist, baut der langjährige Frankfurter Obst- und Gemüsehändler seit vier Jahren fünf der sieben Kräuter in Südafrika an.
Die Grüne Soße, sagt der Unternehmer, werde besonders zur Osterzeit in Deutschland rege nachgefragt, doch bisweilen könne das Klima in Europa dann noch zu kühl sein, um problemlos die nötigen Kräuter anzubauen. „Die Leute denken immer, die Zutaten für ihre Lebensmittel würden direkt vor ihrer Haustür wachsen. So ist das aber nicht“, sagt Grundhöfer. Der Schnittlauch beispielsweise komme im europäischen Winter aus der ganzen Welt.
Aufgrund der Bedeutung der Grünen Soße für die Region versuchte der Unternehmer im Jahr 2020, die für das Gericht notwendigen Kräuter von einer staatlichen Farm in Südafrika zu beziehen, um sie dann nach Deutschland liefern zu lassen. Das habe jedoch nicht so funktioniert, wie es geplant gewesen sei: „Auf die Arbeiter war kein Verlass, und die Kräuter wurden nicht in der Qualität und Menge wie bestellt geliefert“, sagt Grundhöfer.
So kam er schließlich auf die Idee, die Kräuter für die Grüne Soße auf einer eigenen Farm anzubauen. „Ich mache schon mein ganzes Leben lang Obst und Gemüse und habe da viel ausprobiert, ob Mango in Indien oder Physalis in Peru“, sagt der Unternehmer. Man müsse dafür nur ein wenig Gespür, Liebe und vor allem Mut haben.
Exporte nach Dubai, Qatar und Großbrittanien
Letzteres brachte der Frankfurter schließlich auf und kaufte eine ehemalige Rinderfarm in Delmas, einer Stadt nahe Johannesburg, um dort fünf Sorten für die Grüne Soße und weitere Kräuter sowie Junggemüse anzubauen. Den Großteil des Ertrags der Ernte verkauft Grundhöfer innerhalb Südafrikas, Teile aber auch nach Dubai, Qatar, Großbritannien sowie nach Holland. Ein Viertel der Lebensmittel exportiert Grundhöfer nach Deutschland, darunter die Kräuter für die „Grie Soß’“.
Auf der 87 Hektar großen Farm arbeiten fünf fest angestellte Mitarbeiter gemeinsam mit 100 bis 200 Saisonkräften – die Männer sind in der Regel auf dem Feld tätig, die Frauen in der Packstation. Zweimal im Jahr bekommen die Mitarbeiter eine Schulung. „Die Mitarbeiter müssen gut ausgebildet werden und die Hygienestandards kennenlernen“, sagt Grundhöfer. Das Unternehmen arbeite außerdem mit einer Farmerschule zusammen, die junge Farmer ausbilde.
Der Frankfurter sagt, in der Region rund um Delmas herrsche eine hohe Arbeitslosigkeit. „Die Bevölkerung hat große Schwierigkeiten, Geld zu verdienen.“ Künftig will Grundhöfer auf seiner Farm auch Kinderbetreuung für die Beschäftigten anbieten.
Kampf gegen Hitze und Starkregen
So etwas auf die Beine zu stellen, brauche aber seine Zeit, sagt er. „Ich kann mit den Mitarbeitern aufgrund ihrer Sprache nicht kommunizieren, aber ich kann ihnen das Gefühl geben, dass wir nur gemeinsam erfolgreich sein können.“ Die Bezahlung für die Mitarbeiter liege bei umgerechnet 1,80 Euro pro Stunde und damit über dem dort herrschenden Mindestlohn für Landarbeiter.
Grundhöfer selbst fliegt zwei- bis dreimal im Jahr nach Johannesburg. Aber auch von Deutschland aus steht er im ständigen Kontakt mit seinem Team vor Ort. „Ich wurde und werde auch immer noch von manchen Leuten für verrückt erklärt, weil ich von Deutschland aus Kräuter in Südafrika anbaue.“ Doch er glaubt an seine Investition.
Die Expertise zum Anbau bekommt der Unternehmer von einem deutschen Gärtnermeister, der auf der Farm arbeitet. Trotzdem habe das Team dort über die Jahre viel dazulernen müssen, beim Anbau der Kräuter habe nicht alles immer reibungslos funktioniert, sagt er. „Wir hatten unter anderem mit Hitze und Starkregen zu kämpfen“, die Ernte habe dadurch mehrfach Schaden genommen.
Kräuter im Passagierflugzeug nach Frankfurt
Für solche Fälle hat Grundhöfer sich Farmer gesucht, um auf deren Ernte zurückgreifen zu können. Um zukünftig ihren Anbau vor Wetterextremen zu schützen, wurden jetzt Schattiernetze über 30 Hektar ausgelegt, wodurch bei Sonneneinstrahlung das Licht gebrochen, bei Regen das Wasser durchgesiebt wird. Dank des gesunden Bodens der Farm müsse das Unternehmen mit nur wenigen Mengen von Pestiziden arbeiten, wie Grundhöfer sagt. Auch Wasser stehe reichlich zur Verfügung. „Was wir an Grundwasser haben, würde noch für das Doppelte und Dreifache an Anbau reichen“, sagt der Unternehmer.
Schon am Tag nach der Ernte werden die Kräuter im Frachtraum eines Passagierflugzeugs nach Frankfurt geflogen. „Es ist aber nach wie vor immer noch eine Herausforderung, Frachtraum zu buchen, da hochwertige Güter wie Arzneimittel bevorzugt werden“, sagt Grundhöfer. Nach der Ankunft in Frankfurt werden die Kräuter in einem Labor auf Rückstände untersucht, um anschließend an Gärtnereibetriebe ausgeliefert zu werden. Diese wiederum verkaufen die Kräuter dann an Großhändler.
Für die Zukunft plant der Unternehmer, seine Farm auszubauen und schließlich der größte Kräuterproduzent in Südafrika zu werden. In den vergangenen Jahren hat das Klima in Deutschland die Pläne von Grundhöfer erschwert. „Die Temperaturen hier verändern sich, es ist schon im Frühling sehr mild“, sagt er.
Dadurch sei es teilweise möglich, auch in Deutschland die nötigen Kräuter rechtzeitig und in den nötigen Mengen anzubauen, die Gärtner müssten die Kräuter dann nicht aus dem Ausland beziehen. Trotzdem rechnet er weiterhin damit, auch in Frankfurt seine Kräuter für die Grüne Soße absetzen zu können.